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Kultur: Abonnement für das Heitere

Der Potsdamer Regisseur Werner W. Wallroth feiert seinen 75. Geburtstag

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Der Potsdamer Regisseur Werner W. Wallroth feiert seinen 75. Geburtstag Von Klaus Büstrin „Hauptmann Florian von der Mühle". Dieser DEFA–Film aus den Jahren 1967/68 gehört zweifellos zu Werner W. Wallroths bekanntesten Filmen. Wohltuend erschien dem Kritiker der „Berliner Zeitung“ damals die distanzierte Haltung, das Sich-nicht-ernst-Nehmen, das aus jeder Szene des Films deutlich wird. „Der Streifen ist damit wirklich von einer angenehmen Humorigkeit“, schrieb er. Der Erfolg hatte zweifellos auch mit seinem Hauptdarsteller zu tun, mit Manfred Krug. Wallroth konnte die Titelrolle mit diesem seinem „Wunsch“kandidaten" besetzen, was nicht immer so ganz einfach war, denn der Schauspieler gehörte in der DDR zu den begehrtesten Darstellern bei Film und Fernsehen. Doch dem Streifen wurde zehn Jahre später ein Boykott auferlegt, er durfte viele Jahre nicht gezeigt werden. Der Auslöser war der Hauptdarsteller: Krug protestierte gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR. 1977 verließ der populäre Schauspieler dann selbst den „sozialistischen Staat". „Es war schon etwas eigenartig, wenn man auch als Künstler sich ganz in den Fängen der Staatspolitik befindet. Man fühlte sich oft entwürdigt", erzählt Werner W. Wallroth, als wir ihn kurz vor seinem 75. Geburtstag, den er heute begeht, in seiner Potsdamer Wohnung besuchen. Übrigens war der „Hauptmann Florian" der erste 70mm-Film der DEFA, ein großer filmtechnischer Fortschritt. Im März wird diese turbulente Komödie als DVD erscheinen. Werner W.Wallroth, der seit vielen Jahrzehnten in Potsdam lebt, gehört zu den Regisseuren, die bei der DDR- Filmproduktionsfirma in Babelsberg gut beschäftigt waren. Der Uneingeweihte fragt sich, warum ein Regisseur nach einem abgeschlossenen Film zumeist zwei bis vier Jahre warten musste, ehe ihm eine neue Arbeit übertragen wurde. „Die Bürokratie beim Genehmigungsprozess war enorm. Das Szenarium musste außer von der DEFA-Leitung durch etliche Instanzen gehen. Partei und Regierung warfen ein wachsames und gestrenges Auge auf die Filmproduktionen, auch schon im Vorfeld", so Wallroth. Von 1960 bis 1984 konnte der Regisseur elf Filme bei der DEFA drehen, hinzu kamen auch einige Komödien für das Fernsehen. „Ja, das heitere Genre! Dahin wurde ich auch ein wenig gedrängt. Denn wer dabei mit Erfolg aufwarten konnte, der bekam ein Abonnement zum Drehen von Unterhaltungsfilmen." Die DEFA konnte damit nur mit wenigen Glanzlichtern aufwarten. Die Komödie blieb in Babelsberg zumeist saft- und kraftlos. Man erwartete in dieser Richtung einiges von Wallroth. Witzig sollte auch „Seine Hoheit–Genosse Prinz“ werden, den Wallroth 1969 produzierte. Das Szenarium des Lustspiels des Starschreibers der DDR, Rudi Strahl, war Garant dafür, dass die Vorlage äußerst spaßig werden könnte, nicht anders die Besetzung der Hauptrolle mit dem Erzkomödianten Rolf Ludwig. „Die Geschichte von einem DDR-Außenhandelskaufmann, der plötzlich ein Prinz von Hohenlohe-Lichtenstein wurde, war einfach köstlich. Es gab auch ein paar satirische Anspielungen auf die beiden deutschen Gesellschaftsordnungen. Die auf die DDR mussten größtenteils gestrichen werden“, berichtet Wallroth. Dadurch wurde dem immer noch lustigen Film so mancher Biss genommen. Rudi Strahl hatte von der DEFA genug. Er schrieb für das Unternehmen vorerst keine Szenarien mehr. Werner W. Wallroth hatte sich mit seinem ersten Film, den er 1960 drehte, schon der Unterhaltung zugewandt. Der gebürtige Erfurter, der nach einem Germanistik- und Anglistikstudium zur Filmhochschule in Babelsberg ging, wurde für die Regie zum „Rabaukenkabarett" verpflichtet, der sich mit der Jugendproblematik in einer thüringischen Schiefergrube beschäftigt. Ein frischer Film, in dem auch die Musik eine nicht untergeordnete Rolle spielte. Die Musik sollte in den Filmen Werner W. Wallroths oftmals eine Hauptrolle einnehmen. „Ich hatte sie beim Schreiben des Szenariums schon gleich im Kopf.“ Doch er übertrug die Komposition natürlich denen, die es von der Profession sind. Besonders gern und oft arbeitete der Filmregisseur mit seinem Freund, dem Komponisten und Dirigenten Karl-Ernst-Sasse. Der erste gemeinsame Film wurde „Alaskafüchse“. Mit Sasse hatte er auch außerhalb der Babelsberger Ateliers zusammengearbeitet. Der Filmemacher hätte gern hin und wieder auch mal am Theater Regie geführt. Aber dieser Wunsch ging nur selten in Erfüllung. „Filmaufträge kamen immer wieder dazwischen. Auch das Schreiben von Theaterstücken, das mir außerordentlich Spaß gemacht hätte, musste ich zu Gunsten von Filmen ad acta legen.“ Doch ein Stück – ein Musical – erlebte seine erfolgreiche Uraufführung am Brandenburger Theater: „Der vertauschte Prinz“ nach einer Geschichte von Mark Twain. Auch hierbei holte Wallroth seinen Freund Karl-Ernst Sasse mit ins Boot, der eine sehr schmissige Musik komponierte. Es wäre sicherlich lohnenswert, wenn man dieses Stück der beiden Potsdamer wieder aus der ungerechtfertigten Versenkung holen würde. Unlängst entdeckte Werner W. Wallroth in einem Antiquariat sein Kinderbuch „Die Waldmusikanten“, das 1988 im Verlag „Lied der Zeit“ erschienen ist. Die Geschichte nach Motiven der Bremer Stadtmusikanten sollte verfilmt werden. Die Genehmigung für die Dreharbeiten hatte die DEFA-Leitung bereits gegeben, auch für zwei andere Projekte. „Aber die Wende machte einen Strich durch die Vorhaben. Und so liegen die Szenarien noch immer in meinem Schreibtisch, unerledigt.“ Ein wenig Enttäuschung klingt aus den Worten Werner W. Wallroths, der aber 30 Jahre seinen Teil für die Unterhaltung von Menschen getan hat. Und das ist nicht wenig.

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