Am Ende sind sie gekommen, um Adil und seine Familie abzuholen. Polizisten mit ihren Hunden. Sie haben sie in den vergitterten Bus geschoben. Kaum Zeit für Abschied. Man hat sie fort gerissen.
„Adil geht“ ist eigentlich der falsche Titel für die Filmgeschichte, die Regisseurin Esther Gronenborn erzählt und am Dienstagabend bei den Aktuellen Potsdamer Filmgesprächen im Filmmuseum vorstellte. Denn: Adil geht nicht selbst. Er ist ein Geduldeter, muss ins Kosovo zurück, aus dem seine Familie vor dem Krieg geflüchtet ist. Adil „wird gegangen“.
Gronenborn, die mit „alaska.de“ und „Hundstage“ bekannt wurde, kam zu dem Film über Cooky Ziesche vom RBB. Eine Auftragsarbeit. Die 1966 geborene Regisseurin sollte für die Fernsehreihe Ostwind auf Recherche gehen. Um ein ostdeutsches Äquivalent zu Konstanz zu finden, wo „Adil geht“ eigentlich lokalisiert ist: Dort hat Drehbuchautor Martin Maurer die in der Breakdance-Szene spielende, in viele deutsche Städte passende Geschichte, entdeckt und aufgeschrieben, erzählt Gronenborn. Mit im Podium sitzt Judith Gleitze vom Flüchtlingsrat Brandenburg und die RBB-Auftraggeberin Ziesche, die erklärt, dass sie für den Sender nach einer Geschichte gesucht hat, die von der Situation ausländischer Mitbürger erzählt und dabei auf die Maurer-Story stieß. Moderiert wird die für den noch relativ unbekannten Film gut besuchte Veranstaltung von Knut Elstermann.
Der findet, dass der mit aus dem Kosovo stammenden Laiendarstellern gedrehte Film sehr authentisch wirkt. Die Flüchtlingsrat-Vertreterin kann ihm da nur zustimmen. In der Breakdance-Szene kennt sie sich zwar nicht aus, dafür aber in der Welt der Geduldeten. Nach und nach sind sie alle dran, die Kriegsflüchtlinge, sie müssen zurück – egal wie gut sie integriert sind. „Unmenschlich“, sagt sie, besonders für Kinder und Jugendliche, die hier aufgewachsen sind, oft nicht mal mehr albanisch können. Der Moderator spricht von Parallelgesellschaften. Die aber will Regisseurin Gronenborn nicht verfestigt sehen. Nach dem 11. September sei es „schick“ über Unterschiede in Kulturen zu reden, dabei gehe es darum, sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren. „Wir nehmen uns viel weg, wenn wir nicht offen für Impulse von außen sind“, sagt sie.
Der sehr poetische, musikalische und mit tollen Breakdance-Einlagen an ein Musikvideo erinnernde Film zeigt eine emotionale Welt, in die man sich schnell hineingerissen fühlt. Nur die stilisierten Beamten stören ein wenig, meint der Moderator. Sie sind ihm zu klischeehaft arrogant, zu „schnöselig“. Sie hat es in der Realität noch krasser erlebt, sagt Gronenborn, und für den Film abgeschwächt.
Mit einer eigenen Vertriebsfirma nun bringt sie „Adil geht“ ins Kino. Am 6. April ist Premiere. Im Fernsehen läuft der Film am 22. Mai. Marion Hartig
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