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Arbeiten, damit andere feiern. Die Schauspieler und Familienmenschen Philipp Mauritz und Mascha Schneider verbringen den ersten Weihnachtsfeiertag auf der Bühne, als Hauptdarsteller des Musicals „Lazarus“.

© Andreas Klaer

Zum Fest auf der Potsdamer Bühne: Philipp Mauritz und Mascha Schneider dürfen Weihnachten spielen

In dem Musical „Lazarus“ stehen sie gemeinsam auf der Bühne des Hans Otto Theaters – auch am ersten Weihnachtsfeiertag. Wie fühlt sich das an, zu spielen, während andere feiern?

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Um ein Haar hätte Potsdams David Bowie Weihnachten allein verbracht: Schauspieler Philipp Mauritz steht derzeit als Lazarus auf der Bühne, auch am ersten Weihnachtstag. Seine Frau fährt zum Fest zu ihren Eltern nach Karlsruhe – zu weit, um sie für einen Tag zu begleiten. Mauritz hatte sich darauf eingestellt, allein zu feiern. Es wäre eine Premiere gewesen.

„Hättest du doch was gesagt!“, sagt Mascha Schneider. „Wir hätten dich eingeladen!“ Beide sitzen in einem Pausenraum des Theaters, Weihnachten ist noch eine Woche weg. Auch Mascha Schneider steht am 25. Dezember auf der Bühne, als „Mädchen“, eine Verbindung in eine andere Welt. Sie feiert Weihnachten mit ihrer Tochter und ihrer Mutter in Berlin, das ist unproblematisch. Und ein Glücksfall. „Wenn ich für den 25. Dezember einen Babysitter bräuchte – das wäre ein Problem.“ Finanziell unterstützt vom Theater wird abendliche Kinderbetreuung nämlich nicht.

Es ist so toll, was wir hier machen dürfen. Spielen. Singen. Und werden noch dafür bezahlt.

Philipp Mauritz

Für Mascha Schneider ist das Engagement in Potsdam das erste, Philipp Mauritz ist schon seit zwei Jahrzehnten am Haus. Seine Kinder sind groß, meckern nicht mehr, wenn er an Feiertagen fehlt. „Sie sind halt damit aufgewachsen.“ Mascha Schneiders Tochter ist fünf.

Beide sagen: Wir wussten, worauf wir uns eingelassen haben. „Das soziale Leben kannst du in diesem Beruf nicht planen.“ Wobei Mascha Schneider ergänzt: „Jeder atmet ganz tief auf, wenn es ihn an Feiertagen nicht getroffen hat.“

Dienste an Feiertagen, Wochenenden, Abenden: alles normal. „Das gibt es ja in vielen anderen Berufen auch.“ Was anders ist, und das wurmt sie dann doch: Feiertagszuschläge gibt es am Theater nicht. Auch wenn die Tickets sogar mehr kosten. Grund zur grundsätzlichen Selbsthinterfragung ist das für die beiden dennoch nicht. „Andere machen härtere Jobs“, sagt Mascha Schneider. „Wir müssen ja nicht operieren.“ Man müsse eben die Vorteile sehen, sagt Philipp Mauritz. Schwer fällt ihm das nicht. „Es ist so toll, was wir hier machen dürfen. Spielen. Singen. Und werden noch dafür bezahlt.“

Gibt es Theaterrituale zum Fest? Eigentlich keine, sagt Philipp Mauritz. „Weihnachten steht vielleicht mal was kleines Besonderes in der Ankleide.“ Silvester bekommt das Publikum einen Sekt und eine Ansprache. Überhaupt, Silvester: „Das fand ich dann doch oft hart“, sagt Mauritz. „Zumal bei Doppelvorstellungen.“ Die Erfolgsproduktion „Cabaret“ spielte er vor ein paar Jahren zweimal hintereinander. „Damals kam meine ganze Familie her, wir wollten zusammen feiern. Aber nach fünf Minuten bin ich weggekippt.“

Dieses Jahr wird das vergleichsweise entspannt. Zwar ist Philipp Mauritz auch am 31. Dezember im Dienst, in der Silvestervorstellung von „Arsen und Spitzenhäubchen“. Sie beginnt aber schon um 18 Uhr. „Da bin ich spätestens um 22 Uhr zu Hause, dann geht’s ab.“

Und auch Weihnachten wird es für Philipp Mauritz anders kommen. Eine Tochter ist im Ausland, aber die andere ist da. Lazarus ist Weihnachten nicht allein.

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