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Kultur: Auf der Goldspur

Gotts Hollywood-Ikonen im Filmmuseum: 65 Stars in der ersten Fotoausstellung in Deutschland

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Wie verschafft man sich ein Frühstück zu zweit mit George Clooney? Wie überzeugt man Kate Winslet, ihr Londoner Privatreich zu öffnen und das Schwimmen mit Tochter Mia zu verschieben? Und mit welchem Trick scheucht man den erkälteten Anthony Hopkins vom Krankenbett auf, um vor der Kamera zu posieren?

Die Antwort klingt einfach: Man schreibt Briefe. 300 an der Zahl. So jedenfalls tat es der Londoner Fotograf Andy Gotts. Geantwortet hat indes nur einer der angeschriebenen Hollywood-Ikonen: Joss Ackland. Dieser koppelte an seine Zusage für eine private Fotoaudienz allerdings den Auftrag, dass Gotts zuvor die Hochzeit seines Sohnes im Bild festhalten müsse. Nichts leichter als das, dachte sich Gotts und hatte damit nicht nur seinen ersten Star im Kasten, er erhielt von ihm auch die Telefonnummer von weiteren Größen. Und wie im Schneeballprinzip öffneten sich nun Tür um Tür. Emma Thompson empfahl ihn an Kate Winslet weiter, diese an Johnny Depp ... Sicher war der gute Zweck dieser Fotoaktion ein weiterer Türöffner: Schließlich sollten die Einnahmen aus dem Verkauf der Bilder und des inzwischen entstandenen Fotobandes als Spende an die Diabetesforschung gehen. So wie es auch in Potsdam der Fall sein wird, wo man sich seinen Lieblingsschauspieler für 600 bis 1300 Euro mit nach Hause nehmen kann. Dass diese Hollywood-Star-Parade ab heute um 20 Uhr im hiesigen Filmmuseum antritt, verdanken die Kino-Freunde der Spürnase von Filmmuseums-Chefin Bärbel Dalichow. Sie sah im 3SAT einen Kurzfilm über Andy Gotts und setzte sich sofort in die Spur. Im Internet wurde sie fündig und bekam noch am selben Tag auf ihre Frage: „Exhibition in Germany?“ die Antwort „Yes“. Eine Zusage – auch mit Bedingung – denn die Ausstellung müsste noch in diesem Jahr stattfinden. „Wir warfen also unsere ganzen Pläne über den Haufen, änderten jeden einzelnen Vertrag – und bekamen so die Foto-Schau noch vor der Amerika-Tournee 2007.“ Nun hängen also 65 berühmte Köpfe im klassischen Schwarz-Weiß in einer würdigen „Who Knows Who“-Galerie und zeigen unterschiedlichste Gesichter: ein kindliches von Gwyneth Paltrow – die es dem Fotografen am Schwierigsten machte – ein melancholisch-jungenhaftes von Johnny Depp, ein geheimnisvolles und von Zigarettenrauch umnebeltes von Jeremy Irons, ein verwegenes von Brad Pitt. Besonders die tiefdurchfurchte Gesichtslandschaft von Anthony Hopkins fesselt den Blick. Hier spürt man gelebtes Leben, Tiefgründigkeit, Energie. Trotz Grippe. Weniger überzeugen die Fotos, in denen die Stars ihre Späße machen, wie der grimassierende Morgan Freeman. Auch George Clooney im Piratenlook hätte man lieber tief in die Augen geschaut, statt auf seine Zähne – die allerdings auch makellos sind.

Ergänzt wird die Porträt-Reihe am Ende der Ausstellung mit kleinen Geschichten, in denen Andy Gotts erzählt, wo und wie er die Schauspieler kennen lernte, gespickt mit Anekdoten. Besonders angetan war er von Kirk Douglas, den er in seinem Zuhause in West Hollywood fotografierte. „Obwohl er sich gerade von einem Schlaganfall erholte, sah er tadellos aus, wechselte sein aufdringliches Tartan-Hemd für einen schwarzen Rollkragenpullover. Er zog sich vor mir um, und als er mit freiem Oberkörper vor mir stand, witzelte ich, ich sei nicht hier, um Fotos für ,Playgirl“ zu machen.“ Er erwiderte mit einem kernigen Lächeln „Das nimmt mich Wunder.“

Das Geheimnis für die Fotos liege darin, dass er sehr private, intime Situationen geschaffen habe, so Andy Gotts. „Anders als bei großen Foto-Shootings. Viele von den Stars wurden ja schon zu Tode fotografiert.“ Ihm ging es mehr um den Augenblick, „die Schauspieler konnten machen, was ihnen gerade einfällt. Und ich fand es auch schön, wenn sie Gesichter ziehen. So, wie man sie nicht schon hundert Mal gesehen hat.“ Zwischen 20 Minuten und sechs Stunden nahmen sich die Stars Zeit, bei Clooney blieb er fast den ganzen Tag und kam mit 400 Fotos nach Hause. Nur Robert de Niro, Al Pacino und Clint Eastwood fehlen in dem Star-Aufgebot. „Es hat sich nicht ergeben, obwohl ich ihnen lange hinter her gereist bin.“

Nichts lenkt in der Foto-Schau von den Gesichtern ab, nicht einmal der Name. Ihn findet man auf dem Fußboden notiert – entlang einer 360-Meter-langen Goldspur. So kann man das Schneeballprinzip unter die Füße nehmen: Von Joss Ackland zu Greta Scacchi laufen und weiter und weiter – so wie Andy Gotts es acht Jahre lang tat.

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