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Kultur: Bekenntnis zu Potsdam

Drei katholische Persönlichkeiten in einer Ausstellung im Alten Rathaus: Bruns, Lenné, Schäfer

Drei katholische Persönlichkeiten in einer Ausstellung im Alten Rathaus: Bruns, Lenné, Schäfer Von Klaus Büstrin Vielleicht war auch die Asche der sterblichen Überreste Karl-Heinrich Schäfers dabei, die am Dienstag auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen beigesetzt wurde. Im vergangenen Jahr entdeckte man bei Bauarbeiten Asche von Häftlingen, die in Sachsenhausen ermordet wurden. Nun befindet sie sich in 150 Urnen. Der Potsdamer Reichsarchivrat hat eine Grabstätte gefunden. Im Jahre 1942 wurde er wegen „planmäßig organisierter Zersetzungsarbeit“ verhaftet. Man verurteilte ihn zu zwei Jahren Zuchthaus. 1945 lieferte man ihn ins Konzentrationslager Sachsenhausen ein. Darauf wies gestern während des Pressegesprächs Michael Kindler anlässlich der Ausstellung „Bekenntnis zu Potsdam“ im Alten Rathaus hin. Kindler ist genauso wie Dr. Manfred Gräser, Peter Riedel und Peter Rogge (Kurator der Ausstellung) Mitglied der katholischen Propsteigemeinde St. Peter und Paul. Alle vier waren bei der Konzeption und Gestaltung von „Bekenntnis zu Potsdam“ intensiv beteiligt. Bevor man das diesjährige Kulturlandjahr Brandenburg „Der Himmel auf Erden – 1000 Jahre Christentum in Brandenburg“ Mitte Mai in der einstigen Bischofsresidenz in Ziesar eröffnet, wird ab heute um 19 Uhr bereits eine wichtige Ausstellung für Potsdam zu sehen sein. Sie wird danach auf Wanderschaft gehen. Weihbischof Wolfgang Weider und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, werden zur Eröffnung im Alten Rathaus erwartet. „Bekenntnis zu Potsdam“. Ob die Dargestellten der Schau, Pater Raymundus Bruns (1706-1780), Peter Joseph Lenné (1789-1866) und Karl-Heinrich Schäfer (1871-1945), selbst solch einen hohen Anspruch für sich formulierten, ist ungewiss, aber aus heutiger Sicht war ihr Leben und Wirken ein Bekenntnis zu Potsdam. Alle drei Persönlichkeiten waren fest im katholischen Glauben verankert. Der Dominikanermönch Bruns war Priester, somit Seelsorger der katholischen Gemeinde Potsdams von 1731 bis 1742. König Friedrich Wilhelm I. benötigte den Ordensmann dringend, denn in der Residenzstadt Potsdam siedelten sich viele ausländische Katholiken an, die als Facharbeiter für die Herstellung von Gewehren und als „Lange Kerls“ in der Leibgarde des „Soldatenkönigs“ dienten. Ein katholisches Gotteshaus erbaute man auf dem ehemaligen Gelände der Gewehrfabrik. Für die teilweise Ausstattung des Gotteshauses trug der König bei. In Prag ließ er eine Ewige Lampe aus Silber anfertigen, ebenfalls ein Rauchfass mit Schiffchen, zwei Messgewänder mit Stickerei auf Goldbrokat sowie zwei Alben. Auch eine silberne, stark vergoldete Strahlenmonstranz gehört zum Geschenk des Königs an die katholische Gemeinde. Der Hofmaler Antoine Pesne malte 1738 und 1739 drei Gemälde: Maria und Dominicus (der dargestellte Mönch soll Pater Bruns sein), Jesus am Ölberg und Schutzengel. Auf die Rechnung des Malers schrieb der König: „Pesne möge bedenken, dass die Gemälde für eine katholische Kirche bestimmt sind. Er soll 400 Taler bekommen“. Die Kunstwerke, die größtenteils noch heute im liturgischen Gebrauch der Gemeinde sind, können nur zeitweilig – auch wegen ihres hohen Wertes – in der Ausstellung zu sehen sein. Zur Eröffnung wird man sie aber bewundern können. Dem Pater, der der erste katholische Priester der Gemeinde nach der Reformation in Potsdam war, wurde bereits schon eine Ausstellung vor einigen Jahren gewidmet, genau wie der anderen Persönlichkeit katholischen Glaubens, dem Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenné. Zur 1000-Jahr-Feier der Stadt 1993 widmete die Propsteikirche ihrem einstigen Gemeindeglied eine Ausstellung. In einem Rondell, das aus Stelen besteht, thront das Gipsmodell der Büste Lennés, von dem Bildhauer Rudolf Böhm angefertigt. Auf den Stelen gibt es viel Lesestoff mit Ausschnitten aus einem längeren Text Hermann Wichmanns aus dem Jahre 1887: „Lenné hinter dem grünen Gitter“. Er beleuchtet Leben und Wirken dieses einzigartigen Landschaftsarchitekten. Auch die Beziehungen zu St. Peter und Paul werden in besonderer Weise bedacht. Peter Joseph Lenné, der aus Bonn stammt, hatte großen Anteil in finanzieller und ideeller Hinsicht am Bau der Kirche auf dem Bassinplatz und bei der Errichtungen von caritativen Einrichtungen. Das Rondell wird durch einen weiteren Stelenkreis bedacht. Auf den einzelnen Tafeln kann man Lyrik des Berliner Priesters Uwe Wulsche lesen, der mit seiner Poetik sich den poesievollen Landschaftsgestaltungen Lennés nähern möchte. Türen spielen in der Gestaltung zum letzten Teil von „Bekenntnis zu Potsdam“, zu Karl-Heinrich Schäfer, eine Rolle. In der Mitte des Raums findet man einen weit geöffneten Durchgang, den zwei Supraporten schmücken. Sie stammen aus der Wohnung Schäfers in der „Lützelburg“, in der noch heute seine Tochter Renate Schäfer wohnt. Beim Reichsarchivrat gingen Wissenschaftler, Künstler und Schauspieler ein und aus – die Potsdamer Gesellschaft. Davon erzählt das Gästebuch. So schrieben sich darin u.a. der Schauspieler René Deltgen oder der Potsdamer Maler Heinrich Basedow d. Ä. ein. Schäfer hatte auch gute Kontakte zu dem Dichter Reinhold Schneider, der in den dreißiger Jahren in Potsdam lebte. Auch der von Schäfer mitgegründete Kulturverein an St. Peter und Paul „Xaveria“, benannt nach dem Potsdamer Priester Franz Xaver Beyer, traf sich in der „Lützelburg“. Karl–Heinrich Schäfer, der sich mit wissenschaftlichen und heimathistorischen Publikationen einen Namen machte, studierte zunächst evangelische Theologie, dann Geschichte, war Hauslehrer in der Familie des Bornstedter Pfarrers Dr. Pietschker. 1902 konvertierte er zum katholischen Glauben. 1920 wurde er an das neu eingerichtete Reichsarchiv auf dem Brauhausberg höchstpersönlich vom Reichspräsidenten Ebert berufen. Eine Originaltür aus dem einstigen Archiv führt in eine „Kammer“, in der das vielfältige Wirken des Archivrats, der 1934 aus seinem Amt von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem „Märkischen Bildungswesen vor der Reformation“. So wurde seine Arbeit 1928 als Buch veröffentlicht. Auch für die „Heimatwissenschaftlichen Blätter“ schrieb er immer wieder Beiträge. Die dritte Tür stammt aus dem Zuchthaus Luckau, in dem Schäfer inhaftiert war. Auf Grund der Denunziation einer Hausangestellten über das Hören von Feindsendern wurden Karl–Heinrich Schäfer und seine Frau Barbara am 14. Oktober 1942 verhaftet. Während seine Frau nach Verbüßung ihrer Haft 1944 entlassen wurde, ist Karl–Heinrich Schäfer am 14. April 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen verstorben. Die Propsteigemeinde stellt drei Bekenner des katholischen Glaubens vor, die sich mit ihrem Wirken zu Potsdam bekannten.

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