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Kultur: Beseelt von der eigenen Poesie

Chris de Burgh feierte mit 1 600 Potsdamer Fans am Neuen Palais seinen „Storyman“

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Offensichtlich hat er einen guten Draht ins Jenseits. Als Chris de Burgh beschwörend die Hände gen Himmel streckt und ruft: „King Friedrich! Stop the Rain!“, verzieht sich in den nächsten Minuten die Schauerwolke, die genauso schwarz wie die Bühne den Abend markiert.

Den kleinen, fast unscheinbar wirkenden Mann aus dem regenreichen Irland kann das Wetter nicht aus der Fassung bringen. Kurzerhand trocknet er mit einem riesigen weißen Handtuch sein feuchtes, noch immer dunkles Haar und die Pfützen werden behänd mit großem Besen von der Bühne gefegt. Weiter geht es mit sanftem, weisem Lächeln durch die Welt der spirituell gefärbten Popballaden, in der der Rockpoet die innere Verbundenheit der Menschen mit sich und mit der Natur beschwört. Er liebt die leise, eingängige Musik, die er mit Gitarre und Klavier herzerweichend und dennoch mit kräftiger Stimme erklingen lässt.

Bei Chris de Burgh scheiden sich die Geister: Während die einen ihn als Schnulzensänger abtun, hängen andere ergriffen an seinem Mund. Am Dienstag Abend am Neuen Palais sind natürlich nur die Fans zugegen: 1600 dankbare Zuschauer durch die Generationen hinweg, die sich gern von dem Traumfänger umarmen lassen. Wie ein Dirigent mit seinem Orchester spielt Chris de Burgh mit seinem Publikum. Ein kleines Zeichen genügt und schon singen sie mit, was der Meister vorlegt: Textsicher, wie es sich für wahre Kenner gehört. Und als der vielgeliebte Sänger ruft: „Time to warm up! Dance with me!“, braucht es nur einen Fingerschnipp und schon verwandelt sich der gesamte Besucherpulk in eine wogende, tänzelnde Masse, die auch durch die bunten Regencapes sehr fröhlich wirkt. Natürlich begeistern vor allem die guten alten Hits wie „Lady in Red“, bei dem der kontaktfreudige Musiker von der Bühne springt und mit einigen Potsdamerinnen charmant das Tanzbein schwingt. Aber auch die neuen Songs von „The Storyman“, die oft wie eine Filmmusik elegische und mystische Bilder zeichnen, erwärmen die Herzen bei inzwischen recht kalt gewordenen Füßen. Chris de Burgh reist mit Storyman um die Welt, bewegt sich dabei zwischen Licht und Dunkelheit, Mond und Sonne, beseelt von der eigenen Poesie, die oft nur schwer zu fassen ist. Der Melancholiker gibt sich – unterstützt durch seine Band – auch gern rockig, hat es aber nicht leicht, die Höhen und Tiefen von Tönen immer sicher zu nehmen.

Trotz der bunt gefärbten Odyssee des „Storymans“ bleibt der Sänger musikalisch in vertrauten Gewässern, immer die Ufernähe in Sicht. So klingen auch neue Lieder mitunter altbekannt. Um seine Botschaften von einer friedlichen Welt noch dramatischer und farbenprächtiger auszumalen, gibt es zu den Liedern eingespielte Bilder auf der Leinwand. Delfine neben Bomben, rituelle Tänzer neben zerfetzten Menschenleibern. „The future is here“, beschwört Chris de Burghund bekennt sich auch mit pathetischem Nachdruck zu seinen Gefühlen.

Doch um seine eigene Person macht Chris de Burgh erfreulich wenig Aufhebens: Bescheiden und sympathisch steht er auf der Bühne, singt sich trotz des ungemütlichen Wetters fast zweieinhalb Stunden ohne Pause durch sein Repertoire und drückt sich auch nicht vor Zugaben. Es bleibt den Abend bei dem einen, heftigen Schauer. Dank des königlichen Schirmherrn?!“

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