Kultur: Das Land der Sehnsucht auf märkischem Boden
Die Römischen Bäder in der Graphik: Bauentwürfe des Kronprinzen Friedrich Wilhelms (IV.) / Von Evelyn Zimmermann
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Im Jahr der Graphik 2009 beteiligen sich auch die Graphischen Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit der Ausstellung „Die Römischen Bäder in Bleistift, Feder und Wasserfarbe“ (bis 26. Juli) in den Römischen Bädern im Park Sanssouci. In einer losen Artikelfolge wollen wir gemeinsam den Graphischen Sammlunegn einige ausgestellte Arbeiten vorstellen. Heute: des Kronprinzen Friedrich Wilhelms (IV.) Architekturentwürfe.
Italien, das Land der Sehnsucht, bereist der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth erstmals im Oktober 1828. „In jedem Augenblicke glaubte ich eine Landschaft zu sehen so wie ich deren soviele auf das Papier fable – ein schöner steiler BergAbhang, mit deliziosen Villen reinlichen Landhäusern, Zypressen, Pinien, immergrünen Eichen, WeinFestons, blühenden Rosen & Oleandern, Citronen & OrangenPflanzungen, Aloen & 2000 Pergole bedeckt.“ So oder ähnlich beschreibt er seine in Italien gewonnenen Eindrücke. Endlich hatte der Vater, Friedrich Wilhelm III., dem 33–Jährigen die langersehnte Reise genehmigt.
Schon früher hatte der Thronfolger italienische Phantasielandschaften mit Tempeln, Pergolen, Aquädukten und Fontänen aufs Papier gebracht. Seit jeher gehörte Mal- und Zeichenunterricht zur Ausbildung fürstlicher Sprösslinge. Einzigartig ist jedoch die Fülle an Skizzen und Zeichnungen von der Hand des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. Etwa 4300 Blätter haben sich in der Graphischen Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erhalten. Zählt man die oft benutzten Rückseiten mit, beläuft sich die Anzahl der Darstellungen auf mehr als 7000. Neben architektonischen Entwürfen finden sich landschaftliche Kompositionen, Theaterdekorationen, Kostümstudien, Skizzen zu biblischen Themen und Illustrationen zu verschiedenen Erzählungen.
Der auf dem Gebiet der Architektur mehr als dilettierende Monarch befasste sich sehr intensiv mit verschiedensten Bauprojekten. Einige von ihm selbst als „Sommernachtsträume“ bezeichnete Vorhaben wurden nie verwirklicht. Über andere Gebäude verhandelte er mit seinen Architekten Schinkel, Persius oder Stüler bis ins Detail. Seine Mitarbeit an den Plänen für den Bau des Ensembles der Römischen Bäder im Park Sanssouci ist unbestritten. Etwa 125 Skizzen Friedrich Wilhelms sind zu einzelnen Gebäudeteilen nachweisbar. Sieben Blätter wurden für die Ausstellung ausgewählt. Sie zeigen neben Entwürfen für das Gärtnerhaus, Ideen für die Gestaltung der Großen Laube und deren Dekoration mit antikem Sarkophag und wasserspeiendem Butt sowie das nicht verwirklichte Projekt einer Basilika.
Nach der Rückkehr des Kronprinzen aus Italien begann der Bau des südländisch anmutenden und idyllisch am Maschinenteich gelegenen Gebäudeensembles, dessen Bezeichnung erst später unter dem Namen „Römische Bäder“ zusammengefasst wurde. Die Planung der Anlage erfolgte über mehrere Jahre. Nach der Fertigstellung des Gärtnerhauses, entstanden der Pavillon am See, das Gehilfenhaus mit einem Stall für Pferde und Kühe sowie die Arkadenhalle mit einer Aussichtsplattform auf dem Dach. Die Große Laube mit ihrem erhöhten Sitzplatz stellte die Verbindung zwischen Gärtner- und Gehilfenhaus her. Erst ab 1836 errichtete man hinter der Arkadenhalle die Räume des eigentlichen Römischen Bades, deren Ausstattung sich über ein Jahrzehnt hinziehen sollte.
Die Erschließung des südlichen Parkteils hatte 1825 mit dem Erwerb des alten Büringschen Vorwerkes und dem Umbau zum kronprinzlichen Sommerschloss Charlottenhof begonnen. Das im Stil ländlicher italienischer Gehöfte errichtete Gärtnerhaus sollte dessen pittoresken Kontrapunkt bilden. Hier befanden sich neben der Wohnung für den Hofgärtner Hermann Sello auch Gästezimmer, in denen zeitweise Alexander von Humboldt und der Maler Samuel Rösel logierten.
Evelyn Zimmerman ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Graphischen Sammlungen der SPSG.
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