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Von Klaus Büstrin: Den Sommer noch farbiger gemacht

Das Poetenpack Potsdam feiert sein zehnjähriges Bestehen / Neuinszenierung von Shakespeares „Verlorene Liebesmüh“

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Im Sommer 1999 schlug eine Theatergruppe ihren Thespiskarren an der Friedenskirche im Park Sanssouci auf. Im Gepäck hatten die Schauspieler William Shakespeares „Komödie der Irrungen“ mitgebracht. In der Erinnerung bleibt eine Aufführung, in der Leichtigkeit und Tiefsinn sich die Hände reichten. Poetenpack nennt sich seitdem die Truppe um den Schauspieler und Regisseur Andreas Hueck.

Und es sind vor allem die Stücke des großen Briten, mit denen man in den zehn Jahren Furore machte. Von „Hamlet“ und „Ein Sommernachtstraum“ über „Maß für Maß“ und „Wie es euch gefällt“ bis zu „Ende gut alles gut“ wurde eine breite Palette der zeitlosen Dramen Shakespeares gespielt, an ganz unterschiedlichen und reizvoll-idyllischen Orten wie auf dem Pfingstberg, im Krongut Bornstedt, auf dem Klausberg oder im Gartenpavillon am Neuen Palais. Auch zum Jubiläumsjahr hat das Poetenpack wieder eine Komödie des jungen Shakespeare auf dem Spielplan: „Verlorene Liebesmüh“ – ein ironisches Spiel um Versteck und Offenbarung, Spott und Verehrung. Sie wird vom 20. bis zum 29. August am Belvedere auf dem Pfingstberg in der Inszenierung von Andreas Hueck, es ist seine erste Shakespeare-Regie, zu sehen sein.

Mit dem ländlich wirkenden Q-Hof in der Lennéstraße haben Andreas Hueck und seine Mitstreiter einen besonderen Ort für das Publikum erschlossen. Hier werden eher Kammerstücke inszeniert, unter anderem Kleists „Der zerbrochene Krug“ oder die beiden Tschechow-Einakter „ Der Heiratsantrag“ und „Der Bär“. Fast 40 Inszenierungen hat die freie Theatergruppe seit 1999 auf die Bühne gebracht. In der Sommerzeit, wenn zumeist das Hans Otto Theater in die Ferien geht, hat das Poetenpack die Stadt stets vor einem drohenden Theater-Stillstand gerettet. Einwohner und Gäste sind dafür sehr dankbar gewesen.

„Zehn Jahre ein Theater aufzubauen hat viel Spaß und Sorgen bereitet. Ein Theater ohne festes Haus zu sein strapaziert nicht unmerklich den Glauben an den Gott der Wolken und Blitze, und die Nutzung von www.wetter.de. Längerfristig ein festes kleines Haus in Potsdam zu bespielen wäre reizvoll, aber ob Potsdam das braucht?“, so Andreas Hueck, der Gründer und Leiter des Poetenpack. „Daher sind wir seit Jahren zunehmend in anderen Häusern, Schlössern und Burgen zu Gast: in Gifhorn, Wesel, Neuss, Bargteheide, Fürstenwalde, Beeskow, Eisenhüttenstadt, Storkow, Hoyerswerda und Brandenburg, um nur einige zu nennen.“ Es sind bislang über 150 Bühnen geworden, vom Wohnzimmer einer Goldschmiede in Kamen bis zur Portalbreite von 15 Metern in Rheine. Allein in diesem Sommer ist das Zerbrochene-Krug-Ensemble mit 20 Aufführungen unterwegs, unter anderem im Schloss Grunewald am 25. und 26. Juni.

Ein freies Theater ist fast immer von der Förderung des Landes und der Kommune abhängig. Auch das Poetenpack. Das Land Brandenburg und Potsdam haben der Theatergruppe aber in diesem Jahr die Fördergelder um 5000 Euro gekürzt. Und somit kann im Q-Hof keine Neuinszenierung stattfinden. „Nur über Eintrittsgelder die Aufführungen zu finanzieren, ist nicht möglich. Das Risiko wäre zu groß“, sagt Andreas Hueck. Der Poetenpack-Chef ist jedoch froh, dass mittelständische Unternehmen der Theatertruppe mit Sachsponsoring weiterhin die Treue halten.

Zehn Jahre Poetenpack in Potsdam ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte. Denn das Theater hat vor allem den Sommer noch farbiger gemacht als er ohnehin schon ist.

„Verlorene Liebesmüh“ ab 20. August auf dem Pfingstberg. Spielplaninformationen über www.poetenpack.net

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