zum Hauptinhalt
Alles klar? Das restaurierte, denkmalgeschützte Schild am alten Theater in der Zimmerstraße ist missverständlich. Das findet jedenfalls die SPD.

© Johanna Bergmann

Gedenktafel am alten Theater in Potsdam: Denk mal

Die Gedenktafel zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD am alten Theater in der Zimmerstraße soll um eine Erklärtafel ergänzt werden. Muss Geschichte erläutert werden?

Stand:

Potsdam - Stadtgeschichte leicht gemacht. „In diesem Hause fand am 7.4.1946 der Vereinigungsparteitag der KPD und SPD des Landes Brandenburg statt.“ So steht es auf einer Gedenktafel am ehemaligen Theatergebäude Zimmerstraße 10. Anlässlich des kommenden 70. Jahrestags des Datums wurde am vergangenen Donnerstagabend im Kulturausschuss über diese Tafel diskutiert. Sind Aussage und historischer Kontext selbsterklärend oder braucht es dazu eine Erläuterung? Nämlich, dass es sich damals um eine Zwangsvereinigung handelte, die Sozialdemokraten von den Kommunisten einverleibt wurden? Die SPD möchte, dass genau dazu eine zusätzliche Gedenktafel aufgestellt wird. Denn: Die jetzige gebe nur unzureichend den korrekten geschichtlichen Sachverhalt wieder.

Tafel steht unter Denkmalschutz

Allerdings steht die historische Tafel seit 1987 unter Denkmalschutz und ist aufgrund ihres Erscheinungsbildes auch als solche erkennbar. Das ehemalige Theatergebäude wurde gerade von der Schlösserstiftung umfassend denkmalschutzgerecht saniert, die Tafel nach einer Restaurierung wieder angebracht. „Das ist ein historischer Ort, das braucht keine weitere Erklärung. Im Gegenteil, es ist in dieser Form ein Aufmerker, der ja durchaus zum Nachdenken anregen kann“, sagte Kulturwissenschaftler Hermann Voesgen. „Ich bin gegen eine Verschilderung Potsdams.“

Die antragstellende SPD sieht das anders. „Das Logo der SED, der Händedruck im Oval, das hat da nichts zu suchen. Wir bestehen auf einer Erklärung“, sagte Babette Reimers (SPD).

Schilder müssen von Behörden genehmigt werden

So einfach ist das in Potsdam aber nicht. Jedes Schild, jede Tafel oder Stele, muss von verschiedenen Behörden genehmigt werden. Beispielsweise wünscht sich die Stadt schon lange eine Zusatztafel für das Straßenschild „Damaschkeweg“ in Waldstadt. Der Pädagoge und Bodenreformer Adolf Damaschke, geboren vor 150 Jahren, hat maßgeblich Anteil an der Gründung der dortigen Siedlung Eigenheim. Längst liegt ein Entwurf für einen Straßenschildzusatz vor. Das Straßenverkehrsamt der Stadt Potsdam hat diesen schon abgesegnet. Doch auch das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft muss das genehmigen. „Wir warten seit etwa eineinhalb Jahren darauf“, sagte ein Mitarbeiter des Verkehrsamts.

Schneller ging es, als vor sieben Jahren der Zimmerplatz direkt vor dem alten Theater in Köhlerplatz umbenannt wurde. Damals wählte man eine unverfängliche Form – im Design blauer Buga-Hinweisschilder – für eine kleine Erklärtafel für den neuen Namen. Dass hier an Erwin Köhler, Mitglied der Ost-CDU und erster Potsdamer Oberbürgermeister nach Kriegsende 1945, und an dessen Frau Charlotte erinnert wird. Beide wurden wegen angeblicher Spionage vom stalinistischen Terrorapparat nach Moskau verschleppt, zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet.

"Es geht um Geschichte im Stadtraum"

Nun befindet sich das Haus Zimmerstraße 10 mit der Gedenktafel zur Parteivereinigung unmittelbar am Köhlerplatz. „Zwischen Zwangsvereinigung und dem Umgang mit unbequemen Menschen wie dem Ehepaar Köhler gibt es durchaus einen kausalen Zusammenhang“, sagt Hannes Wittenberg, Vorsitzender der Potsdamer Gedenktafelkommission. Es sei durchaus sinnvoll, diesen Zusammenhang vor Ort darzustellen – mit einer Gedenktafel. „Es geht um Geschichte im Stadtraum“, so Wittenberg.

Im Kulturausschuss einigte man sich nach einer kurzen Debatte zwischen SPD und Linken, die sich überraschend zurückhaltend zeigten, auf Folgendes: Der Mitarbeiter für Erinnerungskultur, den es seit Kurzem in der Potsdamer Verwaltung gibt, soll – in enger Abstimmung mit dem Fachbereich Kultur und Museum sowie der Gedenktafelkommission – einen Entwurf, Form und Text, erarbeiten. Der dann bis Ende des Jahres dem Ausschuss vorgelegt wird. Darauf legte Die Linke Wert. „Wir würden da schon vorher gern drauf schauen“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })