Von Klaus Büstrin: Der Initiator
100 Jahre Museum in Potsdam: Fritz Rumpf brachte Teile seiner Privatsammlungen ein
Stand:
Am 20. April dieses Jahres feiert das Potsdam-Museum sein 100. Jubiläum. Potsdamer Bürger gründeten 1909 einen Museumsverein. Ihre Geschichtskenntnisse und Sammelleidenschaften bildeten die Grundlage für ein Städtisches Museum. In einer losen Folge wollen die PNN Gründungsmitglieder des Vereins und ehemalige Mitarbeiter des Museums würdigen. Heute: Fritz Rumpf (1856-1927).
Die Beurteilungen über Fritz Rumpf waren in seinen jungen Jahren nicht die besten, besonders als Schüler. „Unter seinen Zeugnissen fand sich neben der Unterschrift des Vaters wiederholt der Vermerk: ,Mit Bedauern gelesen’“, notierte Rumpfs Tochter, Gertraut Hofstetter in ihren Erinnerungen. Doch wie so oft, werden aus „ungeratenen Kindern“ hoch angesehene Persönlichkeiten. Auch aus Fritz Rumpf. Er wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Potsdamer Institution. Als Stadtrat, Denkmalpfleger, Mäzen, Sammler, Schriftsteller, Übersetzer und Künstler beeinflusste er das kulturelle Leben der Residenzstadt an der Havel.
Fritz Rumpf engagierte sich vor allem auch im altehrwürdigen Potsdamer Geschichtsverein. Dessen Mitglieder hatten die Idee, ein Museum zu gründen. Ihre Privatsammlungen stellten sie der Einrichtung zur Verfügung. Rumpf besaß eine umfangreiche Potsdamica- und Fridriciana-Sammlung. Oder der Kunsthistoriker Paul Heiland: Er nannte viele wertvolle Fayencen sein Eigen. Außerdem stifteten nach einem Aufruf von Potsdamer Kriegervereinen Bürger Devotionalien und Kränze, die bei der Einweihung des Kaiser-Friedrich-Denkmals am 21. Oktober 1903 auf dem Luisenplatz noch vorhanden waren. Und so wurden 485 „patriotische Gegenstände“ gespendet. Der Magistrat, die Stadtverordnetenversammlung und Bürger Potsdams entschlossen sich, einen Museumsverein ins Leben zu rufen – am 20. April 1909. „Nicht um eine persönliche Neigung Einzelner soll es sich bei der Museumsgründung handeln, sondern die breiten Schichten der Bevölkerung sollen ... beisteuern zu dem, was wir an Zeichen und Erinnerung vergangener Zeiten zusammentragen können“, heißt es in der Rede von Kommerzienrat Friedrichs bei der Gründungsfeier.
Noch im selben Jahr wurde das Städtische Museum im Nordflügel des Alten Rathauses eröffnet. Militaria, Porzellane, Möbel, Kupferstiche, Münzen, Innungsgegegenstände sowie Porträts von Potsdamern waren zu sehen. Zeitweise war Fritz Rumpf auch dessen Direktor. Nach seinem Tod übernahm das Museum seine Sammlung von Grafiken, historischen Bauzeichnungen und Plänen, darunter auch die Zeichnungen zu Plastiken des Bildhauers Johann Peter Benckert aus friderizianischer Zeit.
Fritz Rumpf engagierte sich auch in der kommunalen Politik, als Stadtrat. Immer wieder opponierte er gegen die Verschandelung und Verunstaltung von öffentlichen und privaten Gebäuden. Es gelang ihm, eine „Ortssatzung zur Verhütung der Verunstaltung des Stadtbildes Potsdam“ durchzusetzen. Mit seiner Plattenkamera war er in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Potsdam unterwegs. Er fotografierte Plätze, Straßenzüge und Gebäude. Bei dieser Tätigkeit wurde der Künstler von der Königlich Preußischen Messbildanstalt rege unterstützt. Die Fotosammlung wurde von Mäzenen für das Museum angekauft.
Bei seinen umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten fand er aber auch Zeit, sich selbst künstlerisch zu beschäftigen. Rumpf wählte für seine Ölbilder Motive aus dem Potsdamer Stadtbild: die Garnisonkirche, die Kellertorbrücke, das Schloss Sanssouci, die Römischen Bäder oder alte Gärten. Fritz Rumpf war jedoch weniger der geniale Künstler, er war viel mehr der überragende Anreger, Vermittler und Organisator – eine wichtige Persönlichkeit in den Anfängen des Städtischen Museums.
Geboren wurde Fritz Rumpf am 16. Februar 1856 in Frankfurt (Main) als Jüngster von drei Kindern des Consulents der ständigen Bürger-Repräsentation in der Messestadt. Schon früh zeigten sich Fritz Rumpfs malerischen und zeichnerischen Begabungen. Gern wäre er nach dem Schulabschluss Künstler geworden. Doch der Vater entschied: Zunächst habe er eine „ordentliche“ Lehre abzuschließen, als Bankfachmann. Schließlich siegte die Kunst über die trockenen Finanzgeschäfte. Er nahm ein Studium im Städelschen Kunstinstitut in seiner Heimatstadt und später an den Kunstakademien in Berlin und Kassel auf. Danach war Rumpf am Dumont’schen Schauspielhaus in Düsseldorf als Bühnenbildner tätig.
1895 zog der Künstler nach Potsdam. Mit besten finanziellen Voraussetzungen. Er und seine Familie machten es sich in der im Stile des holländischen Barock neu erbauten Villa am Heiligen See heimisch. In ihr sollte er bis zu seinem Tode wohnen. Der Kunstkritiker Hans Rosenhagen berichtete: „Die unteren Räume der Villa waren von vornherein für einen großen geselligen Verkehr berechnet, an dem es auch nicht mangelte. Herrgott, was haben wir für entzückende Stunden im Rumpfschen Hause verlebt. Jedermann fühlte sich bei diesem herzenwarmen Menschen wohl.Wen habe ich nicht alles zu ihnen gebracht! Lovis Corinth, dem Rumpf aus seiner ersten Ausstellung gleich ein Bild abkaufte und der später die ganze Familie malte. Max Slevogt und Max Liebermann, Henry van de Velde, Eugen Spiro und dessen damalige Gattin Tilla Durieux ...“ Rumpf habe mit Hilfe seiner Frau aus dem Haus ein Museum gemacht.
Auch heute regiert in der Villa die Kunst. Sie beherbergt die „Wunderkind“-Ateliers des Modedesigners Wolfgang Joop. Er ließ das Haus in den vergangenen Jahren umfassend sanieren.
- Garnisonkirche Potsdam
- Kunst in Berlin
- Lehrer
- Schloss Sanssouci
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Werder (Havel)
- Wohnen in Berlin
- Wohnen in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: