Kultur: Der Sinn hinter dem „Nichts“
Der Berliner Konzeptkünstler Martin Mlecko lädt heute nach Sacrow
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Der Berliner Konzeptkünstler Martin Mlecko lädt heute nach Sacrow „Von der Hoffnung" erinnert ein bisschen an des Kaisers neue Kleider. Da laden der Künstler Martin Mlecko und sein Kurator Wolfgang Schöddert heute um 18 Uhr in den Arkadenumgang der Heilandskirche in Sacrow ein, um „auf das leise Erleben dieses außergewöhnlichen Ortes" hinzuweisen. Keine Installation, keine Ausstellung, keine Lichtperformance – einzig auf das Vorhandene soll aufmerksam gemacht werden. Wozu, könnte man sich fragen. Schließlich ist auch ohne aufgepfropften Hintersinn der Reiz dieses Ortes für jedermann spürbar. Wolfgang Schöddert bemüht sich um Aufklärung. „Von der Hoffnung" müsse in dem Kontext der Ausstellungstrilogie „Liebe, Glaube, Hoffnung“ gesehen werden. Zur „Liebe" lud man in eine kleine Kneipe im Wedding ein. „Früher trafen sich dort die Leute vom Kiez und sahen im Fernsehen gemeinsam Sport. Diese Kneipen sterben aus. Es gibt kaum noch Gäste und auch auf den Bildschirmen läuft oft nichts mehr." Nun sprang der Berliner Konzeptkünstler Martin Mlecko mit seinen Filmen in die Bresche und zeigte sechs Wochen lang in einer Endlosschleife seine Filme über zwischenmenschliche Beziehungen. „Wir wollten einen Ort aufsuchen, der nichts mit Kunst zu tun hat": aber „Kunstmuffel" zur Kunst verführe. „An einem vertrauen Ort ist es leichter ins Gespräch zu kommen. Die Leute sprachen ganz offen mit uns über ihre persönlichen Beziehungen, die Kunst löste auch weiter gehende Reflexionen aus“, so der Kunsthistoriker. Von dort aus zogen die beiden weiter in die Berliner Chausseestraße 123, um ihren „Glauben" zu verkünden. „In diesem Haus entstand 1912 der erste Film über den Untergang der ,Titanic''." Ein Ort, der Stimmung atmet, befand das Zweiergespann und ließ Filme laufen, die auf Mleckos Reisen über die Weltmeere entstanden. So projizierten sie an die tapetenlosen Wände Wellenspiele, während sich im Keller Klänge von den Schiffsreisen dazu gesellten. Jetzt geht es zur „Hoffnung" über – und dafür sind Sacrow und erneut die Chausseestraße auserwählt. „Wir glauben, dass in der Bildenden Kunst zunehmend die Vermittlung von Zusammenhängen verloren geht. Vor Galerien oder Foyerausstellungen machen viele Leute einen Bogen. Was Kunst erreichen sollte, nämlich die emotionale Berührung, bleibt oft aus." In Sacrow fanden sie hingegen eine künstlerisch gestaltete Landschaft, gepaart mit wertvoller Architektur, wo sich Menschen wohlfühlen, zu bestimmten Gefühlen, wie Liebe, Glaube, Hoffnung, gelangen können. Das sei auch abzulesen an den unzähligen Inschriften im Arkadenumgang. Auf die Schönheit solcher Plätze möchten sie verweisen: „eine bestimmte Situation ohne weiteres künstlerisches Zutun bewusster machen." Den Gedanken von Sacrow möchten sie dann weiter nach Berlin tragen, wo ab 30. September in der Chausseestraße das riesige Foto von einem Landschaftsgarten zu sehen ist. „Dies ist der romantische Versuch, darauf hinzuweisen, dass es ähnliche Plätze wie in Sacrow gibt.“ Wer sich also heute auf den Weg nach Sacrow macht, wird „Mitspieler" der Kunstaktion „Hoffnung" – ob er es nun wahrnimmt oder nicht. Heidi Jäger
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