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Zurück in der „Schönsten der Welt“. Die antike Figur einer Betenden mit dem Porträtkopf der Kaiserin Sabina wird in der historischen Bildergalerie des Schlosses Sanssouci von Restauratoren in Augenschein genommen.

© Ralf Hirschberger/dpa

Kultur: Die Orantin ist zurück

In die Bildergalerie Sanssouci ist die antike Frauenstatue der betenden Kaiserin Sabina wieder zu sehen

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Dieser alte Schmeichler Marquis d'Argens. Gegenüber seinem Dienstherrn, dem Preußenkönig Friedrich dem Großen, äußerte er sich mit höchsten Lob über die neue Bildergalerie im Park Sanssouci: „Was die Galerie betrifft, so ist sie unbestritten – nach St. Peter in Rom – die Schönste, was es auf der Welt gibt.“ Ob der Kammerdiener Friedrich II. mit seinen Worten dem Monarchen nun schmeichelte oder ob er es ehrlich meinte, mit dem Galeriebau vor 250 Jahren wurde erstmalig ein eigenes Haus für eine Gemäldesammlung in die Welt gesetzt, in dem auch kostbare Skulpturen der Antike sowie der Gegenwart ihren Platz fanden.

Selbstbewusst hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im vergangenen Jahr die Meinung des Marquis d'Argens aufgegriffen und ihr Ausstellungsprojekt zur Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen „Die Schönste der Welt“ genannt. Die Besucherresonanz war höchst erfreulich, sodass man sich entschloss 2014 eine zweite Auflage folgen zu lassen. So wird am 1. Mai das originale Gemälde- und Skulpturenprogramm Friedrichs des Großen durch die Originale sowie mit Hängeplänen und Leihgaben unter anderem von den Staatlichen Museen zu Berlin wieder erlebbar gemacht. Zu sehen ist dann auch die betende Kaiserin Sabina, die am gestrigen Montag im Rahmen einer Pressebesichtigung vorgestellt wurde.

Eine gute alte Bekannte der Bildergalerie nahm so dieser Tage wieder einen Platz im kostbaren Innenraum ein: die Statue einer Orantin mit Bildnis der Kaiserin Sabina. Nicht am angestammten Platz, den Friedrich für sie wählte – an der Tür des mittleren Raums –, steht sie, sondern sie schaut in den östlichen Saal der Galerie. Ihre Nachbarin aus Friedrichs Zeiten war die Tochter der Niobe. Jetzt kehren sie sich den Rücken zu. Die Niobe-Tochter, die infolge eines Racheaktes mitsamt ihren Schwestern von Apollon und Diana getötet wurde, schaut nunmehr in die westliche Hälfte der Galerie. Beide Damen kamen 1830, wie auch andere Figuren und Büsten, in das von Schinkel geschaffene Alte Museum in Berlin. Die Orantin mit Bildnis der Kaiserin Sabina wurde von Friedrich dem Großen 1729 in Paris erworben, aus der Sammlung Polignac. Der Kardinal war ein leidenschaftlicher Antike-Liebhaber. Er veranlasste immer wieder archäologische Ausgrabungen in und in der Nähe von Rom. Dort fand er auch die Plastik (120-140 n. Chr.), die nach einem griechischen original entstand. Zunächst nahm man an, sie wäre Julia, die Tochter des Kaisers Augustus. Eine kluge, redegewandte und auch schöne Frau soll sie gewesen sein, doch wurde sie wegen ihres angeblichen unsittlichen Lebenswandels auf eine Insel verbannt.

Als 1807 die Statue wie auch andere Schätze der Bildergalerie in Das Musée Napoléon als Beutekunst gebracht wurde, hat man sie in der französischen Hauptstadt als Porträt der Kaiserin Sabina, der Gattin Hadrians, identifiziert. Aber kunsthistorische Erkenntnisse können sich morgen schon wieder ändern. Die schlanke Statue wurde im Auftrag der Antikensammlung in Berlin von Paul Hoffmann aus Templin restauriert. Das faltenreiche Gewand des Körpers gehört einer Orantin, einer Betenden, der Kopf dagegen der Kaiserin Sabina. Reinigungsarbeiten, Ergänzungen von Fehlstellen musste sich die marmorne Dame über sich ergehen lassen. Ob sie und die anderen Leihgaben nach Saisonschluss die Bildergalerie wieder sofort verlassen müssen, ist noch nicht klar. Vielleicht gibt es mit ihnen ja noch eine weitere Saison. Die Bildergalerie und ihre Besucher hätten es verdient.

Ende Oktober des vergangenen Jahres war auch die Statuette eines knöchelspielenden Mädchens (um 150-160 n. Chr.) wieder nach Berlin zurückgekehrt, eine der bedeutendsten Plastiken der Antike. „Wir sind froh, dass die Abguss-Sammlung Antiker Plastik Berlin uns das knöchelspielende Mädchen als Gipsabdruck zur Verfügung stellte. Somit bleibt das Skulpturenprogramm bis auf eine Büste, die im Zweiten Weltkrieg verloren ging, erhalten“, sagte Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Stiftung.

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