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Von Klaus Büstrin: Drei Generationen

Die Flemings zeigen Bilder und Keramik im Galeriecafé Matschke

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Die Flemings stellen gemeinsam aus. Die Flemings, das sind Joachim, Evelin und Christian sowie Flavia – drei Generationen einer Familie. Der Älteste, Joachim Fleming, ist vor zwei Jahren 87-jährig gestorben. Allen vier Künstlern waren und sind Bedeutungshierarchien der aktuellen Kunstszene wohl nicht sehr wichtig. Selten sind sie in Potsdamer Ausstellungen vertreten, am ehesten noch Christian Fleming. Vor gut zehn Jahren zeigten sie bereits gemeinsam ihre Arbeiten in einer Ausstellung. Rainer Matschke hat sie nun wiederum in sein Galeriecafé geholt.

Joachim Fleming gehörte zu jenen, der die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges als Soldat erleben musste. Aber die Erfahrungen, die ihn hätten auch traumatisieren können, haben ihn nicht abgestumpft. Seine Sehnsucht nach Schönheit und Kunst blieb ungebrochen. Maler wollte er werden. An der Hochschule der Künste in Berlin nahm der junge Mann ein Studium auf. Dort lehrte auch der Expressionist Karl Schmidt-Rottluff. Viele Studenten hatten den Ehrgeiz, in die Fußstapfen des Klassikers der Moderne zu treten. Vielleicht auch Joachim Fleming. Aber er spürte wohl, dass seine Rolle eher die des künstlerisch Lehrenden und Anteilnehmenden ist. Man holte ihn an die Pädagogische Hochschule Potsdam als Dozent, wo er Studenten in Kunst und Ästhetik unterrichtete. Und doch malte er in den freien Stunden. Vor allem stimmungsvolle Landschaften in Öl: Wälder, Wiesen, Wege, Veduten, immer in einem harmonischen Gefüge und mit gedämpften Farben. Auf ihnen steht die Zeit nicht still, weil die wandelbare Wirklichkeit stets mit eingefangen ist. Eine Personalausstellung war Joachim Fleming zu seinen Lebzeiten nie beschieden. Er hielt sich als Künstler immer im Hintergrund. Für ihn war es jedoch etwas Besonderes, wenn er zu DDR-Zeiten auf Bezirkskunstausstellungen vertreten sein konnte.

Landschaften malt auch sein Sohn Christian, Jahrgang 1949. Er, der ein Kunst- und Designstudium an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle absolvierte und seit 1977 freiberuflich als Maler und Designer tätig ist, sucht seine Motive vorrangig in mediterranen Gegenden und auf der Ostseeinsel Hiddensee. Dabei ist das Aquarellieren die Technik, die er bevorzugt. Christian Flemings Blicke auf die Dünen und Fischerhäuser oder auf die malerischen Orte am Gardasee mit ihren alten Kirchen und den verwinkelten Gassen, die Sichten auf Weingärten oder Burgen sind solche, die von einer inneren Dynamik ausgehen, die sich in schwungvollen Formen und fein nuancierten Farben auf der Bildfläche kraftvoll Ausdruck verschaffen. Besonders bei den Ostseebildern spürt man, dass das Entzücken am schönen Motiv oder poetischen Inspiration zugunsten einer Faszination zu den von der Natur gebotenen, farblichen Zusammenhänge und malerischen Beziehungen immer mehr getreten ist. Jetzt hat er auch Lust bekommen, Potsdam, seine Schlösser und Gärten malerisch zu erkunden. In der Ausstellung hängt bereits ein Ergebnis seines künftigen Vorhabens: das Schloss Sanssouci, eindrucksvoll reduziert auf das Wesentliche in der Form, in einer Spiegelung.

Christian Fleming ist jedoch kein Künstler, der sich nur in sein Atelier zurückzieht. Er arbeitet auch immer wieder gern mit Laien zusammen, reist mit ihnen an den Gardasee und gibt dort Malkurse.

Für schöne Überraschungen in der Schau sorgen auch Christians Frau Evelin und beider Tochter Flavia. Beide kamen in der vergangenen Zeit nur selten zum Malen. Evelin Flemings Arbeit mit chronisch psychisch kranken Menschen bedeutet immer wieder eine große Herausforderung und bündelt in ihr viele Kräfte. Flavia hat sich erfolgreich in Zürich als Designerin niedergelassen. Evelin Fleming, die ihre künstlerische Beschäftgung in der vergangenen Zeit aber wieder intensivierte, zeigt in der Ausstellung bei Matschke mit Fayencemalerei bedachte Keramik: Kannen, Vasen Teller, auf denen die Flora sich prachtvoll ein Stelldichein gibt. Dass sie auch in der Aquarellmalerei souverän mit Farben umgehen kann, beweisen die Blumenarrangements, sinnlich-kraftvoll farbige Sträuße, denen man sich nicht entziehen kann. Man spürt, dass ihre Liebe dem Garten sowie dem Gärtnern gehört.

Auch Flavia Fleming, die an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studierte, malt Blumen. So hat man die Lilien nicht als Gebinde vor Augen, sondern als eine einzelne Blüte. Dadurch wirken sie porträthaft, zart und doch als eigenwillige Persönlichkeit. Mit der Mischtechnik, die sie bevorzugt, spielt sie auf ihren Bildern auch mit dem Gegenstandslosen. Die dunkel glühenden Klänge der Farben mit ihrer inneren Leuchtkraft haben auch einen Ausdruck des Träumerischen. Gern würde man von Flavia Fleming mehr Arbeiten sehen wollen.

Drei Generationen einer Familie, vier Künstler beziehungsweise Künstlerinnen in einer Ausstellung bedeutet auch in der Unterschiedlichkeit ihrer Kunst eine Fülle von lebendigen Anschauungen.

Bis 27. September, Di bis So, 12-22 Uhr, Galeriecafé Matschke, Alleestraße 10

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