Kultur: Ein weites Feld: das Wasser
„klangforum brandenburg“ stellt auf CD Klänge der Landschaft vor
Stand:
„klangforum brandenburg“ stellt auf CD Klänge der Landschaft vor Von Klaus Büstrin Vor Jahrzehnten hörte man noch mehrmals am Tage und in der Nacht von fern im Bahnhof Wildpark die alte Dampflok schnaufen. Diese Zeiten sind aber längst vorbei. Nur wenn die Deutsche Bahn irgendwo ihre guten alten Lokomotiven zu Ausstellungszwecken präsentiert, dürfen sie wieder so richtig ins Schnauben kommen. Diese Klänge gehören also weitgehend der Vergangenheit an. Der in diesem Jahr gegründete Verein „klangforum brandenburg“ e.V macht sich auf die Spur von KlangOrten im Land Brandenburg. Er will, wenn möglich, vergessene, aber auf alle Fälle aktuelle Klänge der Landschaft ins Bewusstsein der Zeitgenossen holen und sie für die Zukunft aufbewahren, also dokumentieren – eine Aufgabe, die wohl nie abgeschlossen sein wird. Zehn Mitglieder zählt bisher der Verein. Prof. Günter Olias ist der Vorsitzende. Er ist auch Mitglied des europaweiten Forums Klanglandschaft. Olias und sein Stellvertreter, Dr. Michael Schenk, erinnerten in einem PNN-Gespräch, an John Cages Wort aus dem Jahre 1937: „Wo immer wir auch sein mögen, meistens hören wir Geräusche. Akzeptieren wir sie nicht, stören sie uns. Hören wir ihnen zu, finden wir sie faszinierend.“ Vorbild für „klangforum Brandenburg“ ist das Europäische Zentrum Forum Klanglandschaft, das der Schweizer Landschaftsgeograf Justin Winkler 1995 ins Leben rief. Winkler schrieb auch eine maßgebliche wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema. Viele Länder haben sich dem Europäischen Zentrum angeschlossen, auch Deutschland. Günter Olias, der sich seit längerem mit Klanglandschaften beschäftigt, ist Vorstandsmitglied im Europäischen Zentrum. Seine Mitglieder werden im April des kommenden Jahres in Potsdam einen internationalen Kongress veranstalten. Am 1. Dezember um 19 Uhr stellt „klangforum brandenburg“ im Kammermusiksaal des Instituts für Musik und Musikpädagogik der Universität (Golm, Haus 6) die Ergebnisse seines ersten Projektes vor. Auf der CD „KlangOrte und HörBilder“ wird man brandenburgische Wasserlandschaften vernehmen. Es war für die Mitglieder des Vereins, die für Tonaufnahmen verantwortlich zeichneten – Axel Brunner, Günter Olias, Michael Schenk und Jörg Wiegleb – faszinierend, was man alles auf dieser akustischen Entdeckungsreise an und auf Flüssen oder Seen finden konnte. „Wir haben dabei Landschaftsklänge ausgewählt, die es woanders – wahrscheinlich – nicht gibt, die das Land Brandenburg von anderen Klanglandschaften abheben“, so Olias. „Leider konnten wird erst im Frühjahr mit den Aufnahmen beginnen, da die Förderung seitens von Kulturland Brandenburg ziemlich spät einsetzte. Damit fehlen Tonaufnahmen aus der kalten Jahreszeit. Vom Umweltministerium ist bislang kein Euro gekommen. Es teilte uns mit, dass es nicht weiß, wie es uns fördern soll“, berichtet Michael Schenk. Dennoch machte man sich zu verschiedenen Wasserlandschaften des Landes auf: zu den Anglern an der Jahrtausendbrücke in Brandenburg an der Havel, zum kuriosen Badewannenrennen in Beelitz, zum Gülper See, der einer der größten Rastpätze für Wildgänse in Mitteleuropa ist, ins Storchendorf nach Rühstädt oder zum Schiffshebewerk Niederfinow. Man beobachtete das Leben von Mensch und Tier in Paretz zwischen Schloss und Havelkanal, mischte sich unter die Passanten auf der neuen Stadtbrücke in Frankfurt an der Oder oder ließ sich von Stimmungen an Potsdams Alter Fahrt oder dem immensen Widerhall unter der Humboldt-Brücke beeindrucken. „Gerade für Klänge ist der Fluss der Gegenstände, Menschen und Informationen das Feld der Entdeckung. Im Vordergrund stehen Beziehungen und die Schichtung dieser Beziehungen“, schreibt Detlev Ipsen auf der CD. Die HörBilder von „klangforum brandenburg“ sind keine Spielerei, sie haben auch nichts mit alltagsferner Idylle zu tun. Sie wollen unser Ohr für die akustischen Schönheiten der uns umgebenden Natur und Alltagskultur sensibilisieren. Ihre Arbeit sehen die Vereinsmitglieder auch darin, eine „beziehungsreiche Nutzung und Umsetzung der damit in Verbindung stehenden pädagogischen und künstelerischen Potenzen“, wie sie es in ihrer Satzung formulierten, zu erzielen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: