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Kultur: Eine frische Brise aus Litauen

In Töplitz finden ab morgen Litauische Kunsttage statt: mit Ausstellungen, Workshop und Versteigerung

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In Töplitz finden ab morgen Litauische Kunsttage statt: mit Ausstellungen, Workshop und Versteigerung Die kleine Künstlergruppe aus Litauen erscheint zum Pressegespräch etwas dezimiert. Zwei von ihnen mussten sich erst einmal schlafen legen. Schließlich haben sie anderthalb Tage Autofahrt hinter sich. Der Maler Arvydas Pakalka, der seine fünf 17-jährigen Schüler nach Töplitz begleitet, scheint die Strapazen indes gut wegzustecken. Sehr lebendig erzählt er über das Ciurlionis Kunstgymnasium in Vilnius, wo er zu den 200 Lehrern gehört, die rund 600 Kinder bereits ab dem Grundschulalter intensiv betreuen. Seit Litauen souveräne Republik ist, habe sich viel in dem baltischen Land verändert, auch künstlerisch. „Private Galerien schießen wie Pilze aus dem Boden, überall gibt es spannende Ausstellungen und auch renommierte Künstler sind nicht mehr nur in Moskau zu sehen. Vor allem aber ist seit 1992 der ideologische Druck vorbei. Das Schweigen der ,Résistance’ gegen die verordnete optimistische Politik ist gebrochen.“ Die Maler haben die dunklen Farbtöpfe beiseite geschoben, farbenfrohes Licht strömt über die Leinwände. Auch über Arvydas Pakalkas. Wenn er ab morgen rund 40 seiner Bilder vorstellt, darf man sich auf ein weites Feld begeben. Der 46-Jährige pendelt zwischen realistischer und abstrakter Malerei, versucht die lange für ihn verborgenen westlichen Malströmungen ebenso aufzugreifen wie die künstlerischen Wurzeln seiner litauischen Heimat. In diesem brodelnden Kessel schwimmt er noch etwas ziellos hin und her. Aus seiner dicken Arbeitsmappe holt er Aquarelle, Holz- und Linolschnitte sowie Kaltnadelradierungen hervor. Einige Arbeiten sind sehr malerisch, andere pointiert naiv, mit reduziertem Strich. Aber nicht nur der im In- und Ausland bereits bekannte „Meister“ darf seine Arbeiten präsentieren. Eine zweite Ausstellung zeigt die Begabung des künstlerischen Nachwuchses, die sich - hinter knallroten Türen - in der neu eröffneten Galerie in Töplitz ausbreiten wird. Doch die Litauischen Kunsttage in Töplitz sind weiter gesteckt. Die Schüler werden gut eine Woche vor Ort malen und in Holz modellieren und damit den bereits vor drei Jahren begonnenen „Litauischen Frühling in Töplitz“ mit einem spätsommerlichen fortsetzen. Der Verein Havel-Land-Art strickte ein jugendgemäßes Programm zusammen, der auch Begegnungen mit Gleichaltrigen vorsieht. So arbeiten sie einen Tag mit Berliner Kunst-Gymnasiasten zusammen und dürfen auch in deren Unterricht hinein schnuppern. Vereinsmitglied Klaus-Peter Wirtnik nahm darüber hinaus zum Brandenburger Verein „Sonnensegel“ Kontakt auf, der über beste Drucktechniken verfügt. In diese werden nun die litauischen Maler-Eleven eingeweiht. Da im „Sonnensegel“ derzeit gerade eine Gandhi-Ausstellung stattfindet, wurde sogleich das Projekt Töplitz-Litauen auf Indien ausgedehnt, so dass zur Eröffnung international hochkarätige Gäste auf die Insel kommen. Vertreter der Litauischen Botschaft Berlin, die EU-Beauftragte Indiens, die Enkelin von Mahatma Gandhi sowie der brandenburgische Bildungsminister haben ihr Erscheinen signalisiert. Sie können sich schon vor der Vernissage um 17 Uhr in der Dorfkirche an einem Streichkonzert mit Klängen von Mozart und Dvorak erfreuen . Am 7. September um 16 Uhr kommen die in Töplitz geschaffenen Kunstwerke ebenso wie die aus Vilnius mitgebrachten und zuvor noch nicht verkauften Arbeiten meistbietend unter den Hammer. Mit dem Erlös bestreitet Havel-Land-Art die Kosten des Workshops, hofft aber auch, dass noch etwas für die Gäste aus Vilnius als „Mitbringsel“ für ihre Schule übrig bliebt. Heidi Jäger

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