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Reine Machtdemonstration. Das Neue Palais am Rande von Park Sanssouci.

©  Lüder

Kultur: Eine Prahlerei

Das Neue Palais, Ort der Ausstellung „Friederisiko“, ist der beste Beweis für Friedrichs Ruhmsucht

Stand:

Auf 6000 Quadratmetern im Neuen Palais, verteilt auf 72, zum Teil erstmals zugängliche Räume, präsentiert sich derzeit die große Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ zum 300. Geburtstag von Friedrich II. Knapp 1500 Exponate sind noch bis zum 28. Oktober zu sehen, 1000 davon gehören zur Ausstattung des Neuen Palais. In den kommenden Wochen stellen die PNN an dieser Stelle einzelne Ausstellungsstücke vor, die viel auch über Friedrich II. erzählen und erklären können.

Eine Art eigene Ruhmeshalle baute sich Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Krieg: das Neue Palais. Für die Ausstellung „Friederisiko“ ist das von 1756 bis 1763 erbaute opulente Schloss das wichtigste Exponat, in dem das Gezeigte ausdrucksstark zur Geltung kommt. Rund einen Kilometer westlich vom Schloss Sanssouci entfernt, entstand von 1763 bis 1769 mit dem Palais eine Residenz mit einer 220 Meter langen Fassade, mit 200 Räumen, vier Festsälen, diversen Nebengebäuden und einem Figurenschmuck, der über 400 überlebensgroße Statuen umfasst. Als „Fanfaronnade“ - zu Deutsch: Prahlerei – hatte der König selbst diesen letzten großen Schlossbau seiner Ära bezeichnet. Jeder sollte sehen, dass die Staatskassen nach dem Siebenjährigen Krieg noch gefüllt waren. Damit wollte er seinem Ruhm einen sichtbaren Höhepunkt verleihen: mit glanzvoller Architektur und erlesener Inneneinrichtung. Weithin ist die Kuppel zu sehen, die von Preußens Königskrone getragen wird. Drei Grazien halten sie fest. Man sagt auch, dass seine Feindinnen, Maria Theresia von Österreich, Zarin Elisabeth von Russland und die französische Mätresse Madame de Pompadour, das ruhmreiche Herrschersymbol in die Höhe halten.

28 Jahre war er alt, als er nach dem Tod des Vaters, König Friedrich Wilhelm I., 1740 den Thron bestieg. Die Freude über seine neu gewonnene Freiheit war groß. Und er musste erkennen, dass Preußen, ein armer Agrarstaat von gerade zwei Millionen Einwohnern, nur bestehen könne, wenn er expandiere. Er entschloss sich zu einem folgenschweren Schritt und annektierte Schlesien, eine der reichsten Provinzen Österreichs. Am 8. November 1740 erfolgte die Mobilmachung. Einen Monat später hielt der junge König vor Offizieren der Berliner Garnison eine Ansprache: „Ich unternehme einen Krieg, meine Herren, worin ich keine anderen Bundesgenossen habe als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht und meinen Beistand suche ich bei dem Glück (). Ehrenzeichen und Belohnungen warten nur darauf, durch glänzende Taten von Ihnen verdient zu werden.“ Die wohl wahren Beweggründe für den 1. Schlesischen Krieg findet man in einem Brief an seinen Freund Charles Etienne Jordan vom 3. März 1741: „Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaft, die Ruhmsucht, die Neugierde selbst, um Dir nichts zu verbergen, kurz ein geheimer Instinkt hat mich der süßen Ruhe entrissen, die ich genoss, die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und einmal in der Geschichte zu finden, hat mich verführt “

Friedrich war in seinem Handeln von Ruhmessucht getrieben. Fast alles, von seinen Kriegen bis hin zur Freundschaft mit Voltaire, war er von dem Verlangen angetrieben, einst in die Geschichte einzugehen. Für den Ruhm ging der König so manche Risiken ein. Sie führten sein Land, vor allem im Siebenjährigen Krieg, fast an den Rand des Abgrunds. Und Tausende Tote waren zu beklagen.

„Größe“ suchte Friedrich nicht nur im Militärischen, sondern auch in der Musik, Literatur und in der Philosophie. Und er hat wohl ein Leben lang gegen den Gedanken ankämpfen müssen, dass er nicht Philosoph, sondern König sei. Da er dies nun aber sein musste, entschloss er sich, diesen „Beruf“ voll und ganz auszuführen.

Das Neue Palais ist noch einmal deutlicher Ausdruck von königlicher Machtentfaltung, aber auch von kreativer künstlerischer Mitwirkung bei der Planung und Ausführung. Dabei soll Friedrich, wie schon beim Bau des Schlosses Sanssouci, sich um viele Details selbst gekümmert haben. Im Neuen Palais aber hat Friedrich dann nur selten gewohnt. Es war besonders seiner Familie und staatsmännischen Gästen vorbehalten, die die Residenzstadt und Friedrich besuchten. Er nahm auch an Opern- und Schauspielaufführungen im Theater teil, die jedoch nur noch teilweise an den früheren Glanz vor dem Siebenjährigen Krieg anknüpfen konnten. Klaus Büstrin

Informationen zur Ausstellung unter www.friederisiko.de

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