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Apollo und Daphne als lebendes Bild, gemalt vom Verein Höfische Festspiele.

© Andreas Klaer

Von Klaus Büstrin: Eine stimmige Zeitreise

„Sanssouci in Lichterglanz“ ohne überdimensionalen Event-Charakter

Stand:

Agrippina sitzt schweigend auf ihrem Podest. Die Mutter des Kaisers Nero lässt alles über sich ergehen, die vielen Gespräche und die Musik. Auch, dass sie in ein treffliches Licht getaucht wird, interessiert sie nicht. Um so mehr den Besucher im von vornehmer Zurückhaltung gestalteten Vestibül im Schloss Sanssouci. Doch er konnte am Samstag von dort aus weiterschreiten, von Raum zu Raum. Und zu einer Stunde, in der sonst in Friedrichs Lieblingsschloss Ruhe eingezogen ist.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg luden zu einer kleinen Schlössernacht ein. Man erlebte eine stillere, beschaulichere Veranstaltung als die überdimensionale Schlössernacht im August eines jeden Jahres. In „Sanssouci im Lichterglanz“, in der man neben dem Weinbergschloss auch die königlichen Säle und Räume samt der Historischen Mühle in der näheren Umgebung besuchen konnte, gab es die Möglichkeit, die Kunst, die die Preußenkönige nach Potsdam brachten, zu genießen: die Gemälde, Plastiken, die Porzellane Auch die nicht protzigen, sondern feinen darstellerischen und musikalischen Darbietungen an diesem Abend.

Rund 1500 Gäste waren dabei, eine überschaubare Zahl. Mit den längsten Wartezeiten musste man sich im Schloss Sanssouci abfinden. Dieses intime Schloss kann auch bei solch einem Lichterglanz-Anlass nur dosiert Besucher aufnehmen. Das Warten im Ehrenhof wurde aber leicht gemacht, denn durch den Abend klangen Harfenklänge, gespielt von Felicitas Geiger. Die eher abstrakt wirkenden Tänze und die Pantomime (Theater Nadi) wirkten unwirklich, gespenstisch, aber anziehend.

Im Vestibül des Schlosses war Musik zu hören, Musik vom Cembalisten Friedrichs des Großen, Carl Philipp Emanuel Bach. Und natürlich hatte an diesem Ort die Flöte das Sagen. Lena Liboschek spielte sie, und Maximilian Angerstein auf dem Fagott gab dazu die musikalische Grundierung. Auch im von Rokoko-Festlichkeit fast überbordenden Musikzimmer, das in der Beleuchtung – sie kam freilich von Scheinwerfern – eine besondere Stimmung erzeugte, war ebenfalls Musik zu hören, geschrieben vom Musikern aus Friedrichs Hofkapelle. Aber leider aus dem Kamin. Dort stand ein CD-Player. Man hätte gerade in diesem Raum gern Originales vernommen.

Das konnte man in den anderen Schlössern, in der Bildergalerie sowie in den Neuen Kammern. Aus der reichen Gemäldesammlung Friedrichs des Großen wählte der Verein Höfische Festspiele e.V. „Apollo und Daphne“. Die Geschichte, die der römische Dichter Ovid aufgeschrieben hat, erzählt von Daphne, die sich dem Liebeswerben Apollos verweigert. Die dramatische Handlung wurde in historischer Aufführungspraxis als „lebendes Bild“ mit Gesang, Musik, Tanz und Rezitation dargestellt. Dafür gewann der Verein unter anderen die Sopranistin Juliane Sprengel sowie das Ensemble Celeste Sirene mit Christian Gerhardt, Viola da gamba, und Daniel Kurz, Harfe.

Das Gästehaus Friedrichs II., die Neuen Kammern, lässt an Festlichkeit ebenfalls nichts zu wünschen übrig . Im Jaspissaal fand ein klangprächtiges Cembalo Platz. Claus Köppel spielte auf ihm Musik französischer Meister und das Ensemble Passi nel tempo war mit Menuett, Gigue oder Bourée, den beliebten Tänzen der Barockzeit, ganz bei der Sache und verlieh dem eindrucksvollen Raum eine fast heitere Atmosphäre. „Sanssouci im Lichterglanz“ war eine stimmige Zeitreise, auf die man sich gern wieder begeben möchte.

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