
© Roland Handric
Kultur: Elisabeths Handschrift
Die SPSG zeigt in Sanssouci einen Vorgeschmack auf die Ausstellung „Frauensache“
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Sie war kunstinteressiert, naturverbunden, hatte ihren eigenen Kopf – und lebte länger im Schloss Sanssouci als Friedrich II: Elisabeth von Bayern (1801 - 1873), eine Tante der berühmten Elisabeth „Sissi“ von Österreich, heiratete Kronprinz Friedrich Wilhelm, den späteren Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen. Eine kleine Installation – auffallend markiert mit einer neonpinken Schrift – im Gästeflügel des Schloss Sanssouci zeigt nun, wie sie mit ihrem Mann in der Potsdamer Sommerresidenz Friedrich II. gelebt hat. Noch bis zum 22. November sind dort auf einem Podest drei historische Fotos der alten Einrichtungen zu sehen, ein kurzer Text informiert über das Leben der Königin.
„Wir möchten damit die Figur der Elisabeth etwas mehr in das Bewusstsein der Besucher rücken“, so Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG). Zugleich soll auch mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, dass dieser Teil des Schlosses frauenfreie Zone war. Tatsächlich, so Wittwer, war das nur zu Zeiten Friedrich II. so, der seine Frau nicht gerne in seiner Sommerresidenz hatte.
Ganz anders hingegen Friedrich Wilhelm IV., der Elisabeth aus Liebe heiratete, wie viele voreheliche Briefe zwischen den beiden belegen sollen. Wie Vanessa Krohn von der SPSG sagt, habe es vier Jahre gedauert, ehe der preußische König der Hochzeit seines Sohnes mit der bayrischen Prinzessin zugestimmt hatte. Grund dafür war die Konfession Elisabeths. Obwohl ihr Vater dem Preußischen König Friedrich Wilhelm III. versprach, dass seine Tochter zum Protestantismus konvertieren würde, weigerte sie sich, ihren Katholizismus vor der Ehe aufzugeben. „Die Briefe zeugen von einer großen Sehnsucht und Ungeduld der beiden jungen Menschen“, so Krohn. Im Jahr 1923 war es dann so weit und die beiden durften heiraten. Angeblich sei die Ehe insgesamt glücklich gewesen. Elisabeth pflegte ihren Mann nach seinen Schlaganfall und überredete ihn aus Sorge auch zur Abdankung.
Bereits im Jahr 1826 ließen sie im Park Sanssouci das Schloss Charlottenhof errichten, das aber lediglich dazu diente, Gäste zu empfangen, gewohnt haben sie dort nie, wie Wittler sagt. Als großer Bewunderer von Friedrich II. war es Friedrich Wilhelm IV. ein inneres Bedürfnis, an die historische Tradition anzuknüpfen und die Sommermonate in Friedrichs Räumen in Sanssouci zu verbringen. Auch im Berliner Schloss Charlottenburg bewohnte er das Zimmer Friedrichs II. In Potsdam richtete sich das Ehepaar drei Räume – nämlich das zweite, dritte und vierte Gästezimmer – neu ein. Schon in den 1830er-Jahren begannen sie mit kleineren Renovierungen, bis sie 1840 mit den wirklichen Änderungen begannen.
Die neuen Möbel wurden immer mit Rücksicht auf die Friderizianische Einrichtung ausgesucht. So stattete Elisabeth das vierte Gästezimmer, auch Voltaire-Zimmer genannt, mit Stühlen aus dem 18. Jahrhundert aus, die sie lediglich neu beziehen ließ. Thematisch blieb sie der Rokokoschen Naturverbundenheit des Raumes treu, indem sie Bezüge mit Motiven aus La Fontaines Fabeln verwandte. Auch ein aus dem Jahr 1842 stammender Papierkorb aus Lindenholz reiht sich dort thematisch ein: Die geschnitzten Affen an den Seiten nehmen Bezug auf die Tierschnitzereien an den Wänden.
Die historischen Bilder zeigen aber auch, dass die neue Einrichtung nicht immer ganz in die Architektur von Sanssouci passte. So ist zum Beispiel das Ehebett des Königpaares zu groß für die vorgegebene Bettnische, die nur für ein Einzelbett gedacht war. Insgesamt verbrachte Elisabeth fast 40 Sommer in Sanssouci. Wie Wittler sagt, sei Friedrich II. nicht annährend so oft dort gewesen. Wie aus Briefen Elisabeths hervorgeht, hat sie sich in Sanssouci stets sehr wohlgefühlt. So schrieb sie einmal: „Das Loseisen von dem lieben traurigen Sans Souci wurde mir unaussprechlich schwer.“
Die Mini-Präsentation im Potsdamer Schloss ist ein Teaser zur nächsten großen Ausstellung der SPSG: „Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde“, die anlässlich der Verleihung der Kurfürstenwürde an die Hohenzollern vor 600 Jahren vom 22. August bis 22. November im Theaterbau des Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen sein wird. Insgesamt präsentiert die SPSG dabei drei Frauen der Geschichte: Im Schloss Schönhausen gibt es eine Installation zu Königin Elisabet Christine, der Frau Friedrichs II., und im Schloss Glienicke zu Marie von Sachsen-Weimar. Sarah Kugler
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