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Kirche, Schloss und Park Sacrow sind Symbole der deutschen Teilung und Einheit. Das Kulturland Brandenburg eröffnete in dem Areal seine Veranstaltungen 2009.

©  Andreas Klaer

Kultur: Fern von Pauschalität

Eröffnung des Kulturlandjahres Brandenburg 2009 im Schloss und Park von Sacrow

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Man ahnte am 9. November 1989 tagsüber noch nicht, dass die Westmedien in den Abendnachrichten die Mauer für geöffnet erklärten. Auch auf der Glienicker Brücke hob man plötzlich die Grenzen auf. Ein weiter Blick wurde wieder möglich. Auf der einen Seite der Park Babelsberg, auf der anderen die Heilandskirche in Sacrow. Dieses Gotteshaus stand auf dem Todesstreifen und war weder auf dem Land- noch auf dem Wasserweg für die Menschen in Ost und West erreichbar. Kirche, Schloss und Park wurden ein Symbol für die Teilung und die Wiedervereinigung Deutschlands. Der Ort – nun zum Weltkulturerbe gehörend – war passend zum gestrigen Start des diesjährigen Kulturlandjahres anlässlich der 20. Wiederkehr des Mauerfalls gewählt.  „Freiheit. Gleichheit. Brandenburg“ hat der Veranstalter, der Verein Kulturland Brandenburg, als Thema gewählt.

„Die Kulturlandkampagne wird zeigen, dass für eine lebhafte Demokratie Beteiligung, Eigeninitiative und Konfliktbereitschaft entscheidend sind“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck bei der Eröffnung. An dem breiten Angebot von Veranstaltungen werde das Bedürfnis erkennbar, sich mit Fragen der Demokratie ernsthaft auseinanderzusetzen, „unkonventionell und bürgernah“.

Die Potsdamer Schriftstellerin Sigrid Grabner, die sich in mehreren Veröffentlichungen mit der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung intensiv beschäftigte, wurde als Festrednerin der Eröffnungsfeier eingeladen. In ihren kritisch-nachdenklichen, doch auch hoffnungsvollen Worten wurde deutlich, dass dem Thema nicht mit einem pauschalen Enthusiasmus beziehungsweise Enttäuschung über Erreichtes und Nicht-Erreichtes beizukommen ist. In ihrem wunderbar analytischen Beitrag hat sie dem Thema eine große Weite verliehen. Von einem Tag auf den anderen habe sich im Osten alles geändert: Strukturen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, Gesetze, Bezeichnungen, Berufe, Uniformen und auch die Sprache, sagte die Autorin. Nicht nur die vielen Anglizismen haben die Menschen verstört, sie hätten oft gar nicht verstanden, was man von ihnen wollte, und wenn sie es verstanden, sei es anders gemeint als sie dachten. Die Zeit der Missverständnisse brach an.“ „Deutschland ist nach seiner Verfassung eine Demokratie. Welche Mängel der demokratischen Staatsform auch anhaften und wie berechtigt, ja notwendig Kritik an ihr auch ist, eines dürfen wir nie aus den Augen verlieren: Dieses unvollkommene Gebilde ist einer Diktatur von selbst ernannten Welterlösern allemal vorzuziehen.“

Bis zu 500 Veranstaltungen, die in diesem Jahr vom Land mit 875 000 Euro unterstützt werden, sind bis zum Herbst erlebbar, mit Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen oder auch Vorträgen zu den Themen Demokratie und Demokratiebewegungen. So wird auch der Potsdamer Künstler Peter Rohn eine Ausstellung im Schloss Babelsberg präsentieren, in der er die im November 1989 anlässlich der „Mauer“-Öffnung im Bereich der Schlossgärten von Babelsberg, Glienicke und dem Neuen Garten geschaffen hat. Klaus Büstrin

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