Kultur: Friedrich und August wurden wieder genehm „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ als Buch
Sie gehörten zur DDR-Schauspielerelite, die für den sechsteiligen Fernsehfilm „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ verpflichtet wurden: Dietrich Körner, Arno Wyzniewski, Ezard Haussmann, Rolf Hoppe oder Eberhard Esche. Sie und die historischen Orte, wie Pillnitz, Moritzburg, Stolpen oder Potsdam, an denen gedreht wurde, machten die Filmfolge ansehenswert.
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Sie gehörten zur DDR-Schauspielerelite, die für den sechsteiligen Fernsehfilm „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ verpflichtet wurden: Dietrich Körner, Arno Wyzniewski, Ezard Haussmann, Rolf Hoppe oder Eberhard Esche. Sie und die historischen Orte, wie Pillnitz, Moritzburg, Stolpen oder Potsdam, an denen gedreht wurde, machten die Filmfolge ansehenswert. Der Park Sanssouci mit seinen Schlössern bot nicht nur den Rahmen für die intimen Gesprächsszenen des Preußenkönigs Friedrich II., er musste auch für die opulenten Festlichkeiten der sächsischen Kurfürsten und polnischen Könige, August der Starke und August III., herhalten, vornehmlich die Communs. Die originalen Schauplätze in Dresden waren damals noch nicht wiederhergestellt. Außerdem lag Potsdam quasi vor der Haustür der DDR-Fernsehstudios. Neben dem Schauwert der sechs Filme berührt vor allem die Geschichte, besonders die vom Aufstieg der Gräfin Cosel zur Mätresse August des Starken und deren schmerzlicher Fall. Doch auch die Skrupellosigkeit und die Intrigen des Grafen Brühl und die politische Ahnunglosigkeit seines Herrn, König August III., setzen immer wieder in Erstaunen.
Im Verlag Dr. Bussert & Stadeler, Jena und Quedlinburg, ist die bis heute sehr beliebte Fernsehserie von Sachsens Glanz und Preußens Gloria als Buch erschienen. Das Szenarium von Albrecht Börner mit den Ereignissen vor gut 250 Jahren in Sachsen und Preußen und mit ihren zum Teil schillernden Gestalten fußt auf die Sachsentrilogie des polnischen Autors Józef Ignacy Kraczewski. Wenn man heute den Text Börners in die Hand nimmt, so hat man den Eindruck, dass der Szenarist versucht, den Herrscherhäusern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, obwohl er das größere Interesse eindeutig dem sächsischen Hof zukommen lässt. Friedrich der Große wird hier fast als Marginalie behandelt. Aber dass die Geschichtsschreibung über das 18. Jahrhundert in der DDR Mitte der achtziger Jahre keine Verächtlichung mehr erfuhr, war erst möglich, nachdem Honecker den Preußenkönig wieder „offiziell auf den Sockel hob“. Der Zeigefinger bleibt im Börner-Text dennoch erhoben, Pathos ist nicht von der Hand zu weisen und Hausbackenes ebenfalls. Bei der Verfilmung durch den Regisseur Hans-Joachim Kasprzik konnte man dies aber so nicht erleben.
Interessant ist die Geschichte um die Entstehung von „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“, die Börner erzählt. Immer wieder mussten die Fernsehleute mit den SED-Machtzentralen in Berlin und Dresden in Verbindung treten, um Einwände zu relativieren. Die Ausstrahlung im DDR-Fernsehen verzögerte sich, weil nach Abschluss der Dreharbeiten Monika Woytowicz, eine der Hauptdarstellerinnen, in die BRD ausreiste. Honecker hatte gerade mitgeteilt: „Es geht kein Verräter mehr über den Bildschirm“.
1987 wurde Börners und Kasprziks Geschichtsdarstellung offizieller ARD-Beitrag zur 750-Jahr-Feier Berlins. Seitdem ist er besonders an Feiertagen im Fernsehen unersetzlich. Klaus Büstrin
Albrecht Börner, Sachsens Glanz und Preußens Gloria, Verlag Dr. Bussert & Stadeler, 24,90 Euro.
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