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Staatsschauspieler. Die Ausstellung zeigt „Majestät“ Otto Gebühr als Friedrich II. und wie der Monarch im Kino Karriere machte. Doch die Filme sind wohl nur ganz selten als Kunstwerke zu bezeichnen.

© dpa

Kultur: Fritz über Gebühr

Sonderausstellung im Filmmuseum zum Friedrich-Geburtstag „Der falsche Fritz“

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Majestät! So nannte man den Schauspieler Otto Gebühr, wenn man ihn auf der Straße, in einem Geschäft oder auf einer Gesellschaft traf. Als Darsteller des Preußen-Königs Friedrich II. hatte er eine Berühmtheit ohnegleichen erlangt. Für diese Rolle wurde er von der Filmindustrie regelrecht abonniert. Mit dieser Gestalt identifizierte man den Schauspieler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus. Die Zuschauer wollten als berühmtesten preußischen Monarchen niemand anderen als Gebühr sehen.

Seine Friedrich-Karriere startete der Darsteller 1920 in dem Stummfilm „Die Tänzerin Barberina“. In der Weimarer Zeit folgten „Die Tänzerin von Sanssouci“ oder „Das Flötenkonzert von Sanssouci“. Während der Nazi-Diktatur spielte Gebühr in „Fridericus“ oder in dem großen Durchhalteepos „Der große König“. Die Nationalsozialisten nutzten die Streifen als Propagandastücke. Das preußische Erbe sei in den Filmen sehr betont worden, sagte Kurator Guido Altendorf während der Presse-Vorbesichtigung zur gestern eröffneten Sonderausstellung „Der falsche Fritz“ im Filmmuseum Potsdam. „Das Publikum, das sich nach der Kaiserzeit zurücksehnte, sollte angesprochen werden.“ Mit Friedrich und seiner Ziel- und Hartnäckigkeit könnten auch kritische Zeiten überwunden werden, so die Devise der Filmemacher.

Das Filmmuseum kann also bei der ganzjährigen „Geburtstags-Gratulation“ für den König in seinem ureigensten Genre bleiben. Die Ausstellung zeigt dann auch eindrucksvoll, wie der Monarch im Kino Karriere machte. Doch die Filme sind wohl nur ganz selten als Filmkunstwerke zu bezeichnen. Die Kuratoren Ugla Gräf und Guido Altendorf zeigen auch, wie Otto Gebühr (1877-1954) mit seiner Rolle des Lebens beim Filmpublikum und bei den nationalsozialistischen Propagandisten große Ausstrahlung fand. Goebbels ernannte Gebühr 1938 zum „Staatsschauspieler“ und damit stand er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der Filmstar war neben Heinz Rühmann, Hans Albers und Heinrich George einer der bestverdienenden und berühmtesten deutschen Schauspielgrößen.

Doch gefragt wird auch: Wer ist der Mensch, der den preußischen König so intensiv spielte? Mit dem verbreiteten Gerücht, der Ufa-Star würde sich als Privatmann mit dem „Alten Fritz“ identifizieren, räumt sein Sohn Michael Gebühr in seinem Beitrag in dem lesenswerten Begleitbuch „Preußen aus Celluloid“, das dieser Tage im Jaron Verlag erschien, auf. Natürlich habe er sich in seine Rolle als „Alter Fritz“ hineingedacht, schreibt Michael Gebühr. „Er war vorübergehend der, den er spielte. Das erwartet man eigentlich von jedem ernsthaften Schauspieler. Danach war er voll im 20. Jahrhundert angekommen. Mag sein, dass er gelegentlich damit kokettierte, weil das Fridericus-süchtige Publikum so etwas erwartete. Mehr aber nicht.“

Michael Gebühr hat mit etlichen Leihgaben die Ausstellung bereichert: Familienfotos und Bilder, die von dem Schauspieler gemalt wurden, darunter Porträts von sich selbst und seinem Sohn, auch Landschaften. Lange Zeit wusste Gebühr nicht, ob er sich der Malerei zuwenden sollte oder der Schauspielerei. Er ging jedoch ans Theater, spielte auf Wanderbühnen, dann in Görlitz und in Dresden, zwei Jahre lang auch am Deutschen Theater in Berlin. Gern hätte er bis 1942 beim Film auch andere Rollen dargestellt als nur den Alten Fritz. Die kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als Friedrich der Große politisch ins Hintertreffen geriet. Und nun spielte Gebühr wohl alles, was man ihm anbot. Zumeist in Heimatfilmen.

In der Ausstellung sind auch einige Devotionalien anzutreffen, so unter anderen der Dreispitz und die Perücke, die Gebühr vor der Kamera trug. Die Schau lebt aber besonders von unzähligen Fotografien zu den Friedrich-Filmen, von Werbeplakaten, Büchern, Filmdokumenten, auch von solchen, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden.

Die Filme drehte man im Studio, aber auch an Originalschauplätzen. Damit konnte Potsdam vielfältig aufwarten. Neben den friderizianischen Schlössern im Park Sanssouci waren das Stadtschloss, Straßen und Plätze sehr begehrte Drehorte. Und hin und wieder wurden die Potsdamer eingeladen, als Statisten mitzuwirken.

So bat man beispielsweise mit Plakaten in der einstigen Residenzstadt, die Bevölkerung möge sich doch am 20. Oktober 1940 ab 9 Uhr in der Kiezstraße einfinden, um in dem Film „Der große König“ von Veit Harlan die Massenszenen mitzugestalten. Mit der historischen Genauigkeit in Sachen Kostüm nahmen die Filmemacher es wohl nicht so genau, denn die Potsdamer brauchten nur mit ihren alten Kleidern und Anzügen aus den Kleiderschränken aufwarten. Und dann das Versprechen: Otto Gebühr und andere Filmstars würden an diesem Drehtag mit von der Partie sein.

Der falsche Fritz“ im Filmmuseum Potsdam bis 3. März 2013, Di bis So 10-18 Uhr. Das Begleitbuch „Preußen aus Celluloid“ kostet 16 Euro, die DVD „Friedrich II. und der Film“ 14,99 Euro

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