Kultur: Grüne Areals, emotional
Festveranstaltung zur Eröffnung des Jahres der Parks und Gärten im Nikolaisaal
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Festveranstaltung zur Eröffnung des Jahres der Parks und Gärten im Nikolaisaal Die Gärten und Parks in Potsdam warten zu jeder Jahreszeit mit berauschender Farbenpracht auf, aber auch leise und zart. Die grünen Areals – die königlichen, die Freundschaftsinsel, der Volkspark, die privaten Hausgärten oder die Kleingartenanlagen - sind ein kostbarer Schatz der Landeshauptstadt. Dies stellte Oberbürgermeister Jann Jakobs am Freitag fest. Im Nikolaisaal wurde das Jahr der Parks und Gärten 2004, das innerhalb des Themas von Kulturland Brandenburg „Landschaft und Gärten“ veranstaltet wird, eröffnet. Jakobs lobte ganz allgemein die Aktivitäten von Vereinen, doch das einmalige Engagement des URANIA-Vereins „Wilhelm Foerster“, private Gärten bekannt zu machen, war Jakobs keinerlei Erwähnung wert. Die URANIA gehörte übrigens zu den Organisatoren der Festveranstaltung. Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, machte in seinem Grußwort auf die große Åusstellung der Stiftung in diesem Jahr aufmerksam, auf „Preußisch Grün“ ab Mitte Juli im Schloss Glienicke. In ihr wird die mehr als 300-jährige Geschichte der königlichen Parkanlagen in Potsdam und Umgebung widergespiegelt. Einen akustischen und visuellen Blick in die Geschichte gab es mit historischem Tanz, dargeboten von einer Tanzgruppe der Universität der Künste Berlin. Mit dem Blumenballett aus der Oper „ Les Indes Galantes“ haben acht Damen und Herren den Gästen ein Bild von einer Tanzkunst vor Augen geführt, die heute weit entfernt ist, aber doch als Grundlage für das spätere Ballett wurde. In dieser Ballettpantomime hat Jean-Philippe Rameau den Stil der damals gebräuchlichen Tanzmusik übernommen. Das Ensemble Historischer Tanz zollte dem Anlass am Freitag viel Aufmerksamkeitt und erzählte eine Geschichte von zwei Gärtnern, die planen, pflanzen und Blumen gießen. Aber die Pflanzen führen ein Eigenleben, posieren mit dem Wind und mit einer immergrünen Pflanze. Mit Leichtigkeit, Anmut und Fröhlichkeit wurde die lose Folge von kurzen, meist rhythmisch betonten Stücken dargeboten. Gemeinsam mit dem Instrumentalensemble Buon Tempo führte man die Ballettpantomime auf. Zuvor spielten die Musiker ein weiteres Werk von Rameau und von Johann Adolf Hasse. Mit einem „Spaziergang“ in die Gärten von Ermenonville bei Paris und in das Seifersdorfer Tal bei Dresden hat Prof. Brigitte Wormbs aus Ulm über „Gärten zur Erinnerung“ in ihrem Festvortrag refereriert. Die Anlage von Ermenonville gehörte dem Marquis de Girardin, ein Anhänger der Ideen Rousseaus. Auf einer Pappelinsel in seinem Park wurde Rousseau beigesetzt. Eine Kopie der Insel findet man im Wörlitzer Park. Der Philosoph Jean-Jaques Rousseau hat in seinem Denken und Schreiben alles, was in strenge Geometrie gezähmt war, weitgehend abgelehnt. „Zurück zur Natur“ proklamierte Rousseau das neue Gefühl. Der Mensch soll sich ganz der Natur hingeben. Dadurch könne er sich von jenem unterscheiden, der durch Zivilisation verweichlicht und verdorben wurde. Viele Anhänger Rousseaus verstanden diesen literarisch gemeinten Begriff biologisch-botanisch. Die neu gestalteten Gärten wurden Gegenstand emotionaler Bewegungen. Ermenonville, Wörlitz und auch das Seifersdorfer Tal gehören zu den Gärten der Empfindsamkeit, in denen man mit Architekturen und Staffagen Erinnerungen wach halten wollte. Leider konnte man den Ausführungen von Prof. Brigitte Wormbs nur bruchstückhaft aufnehmen, da sie akustisch kaum zu verstehen war. Hatte sie Angst vor dem Mikrofon? Das Publikum wurde nach 30 Minuten unruhig. Etwas unfreiwillig brachte die Professorin ihre Zuhörer dann doch zum Lachen, als sie betonte, dass die Gärten nicht nur Unterhaltung sein wollen, sondern auch bildend. Durch Unterhaltung bilden, das hätte das Leitwort von Brigitte Wurmbs an diesem Spätnachmittag sein sollen. Leider blieben ihre Ausführungen allzu trocken. Und so freuen sich die meisten Gäste wieder auf ihre eigenen Begegnungen mit Gärten, nicht nur in Potsdam. Für die Veranstaltung wurde kein Eintrittsgeld erhoben. Wer wollte, konnte am Ausgang eine Spende für die Bepflanzung rund um das Fortunaportal auf dem Alten Markt geben. Wie viel in der Büchse zusammenkam, war bis gestern noch nicht zu erfahren. Klaus Büstrin
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