Es war ein fast österreichisches Programm, das der Salzburger Organist Markus Stepanek am Mittwoch offerierte. Mit dem Klassiker Mozart, dem Spätromantiker Franz Schmidt und den beiden Zeitgenossen Kurt Anton Hueber und Maximilian Kreuz ließ sich wunderbar ein abwechslungsreiches Konzert gestalten. Nur Bach hatte mit Österreich nichts zu schaffen, schon eher mit Italien. Aber der Thomaskantor ist ohne Frage heute wie gestern ebenfalls der Meister der Orgelkunst im Nachbarland überhaupt. Markus Stepanek spielte während des Internationalen Orgelsommers Potsdam an der neobarocken Schuke-Orgel der Erlöserkirche Bachs Triosonate Nr. 5 in C-Dur BWV 529, die sich formal an der italienischen Konzertform orientiert. Der Gast aus Salzburg lotete das Werk nicht nur spieltechnisch aus, sondern auch seine dichte Atmosphäre mit großer Lebensfreude.
Einen besonderen Gruß aus seiner Heimatstadt an der Salzach brachte Stepanek mit Mozarts Fantasie f-Moll KV 608 mit. Der Komponist war zwar erzbischöflicher Organist in Salzburg, hat aber, von den so genannten Epistelsonaten mit Streichern abgesehen, keine nennenswerte Orgelmusik geschrieben. Bei den beiden großen Fantasien f-Moll KV 594 und 608 aus seinen letzten Jahren handelt es sich um Stücke für die mechanische Flötenwalze des Grafen Deym in Wien, wenn sie auch, wie es geschieht, die Orgelliteratur bereichern. Stepaneks Bemühungen um den verhinderten Orgel-Mozart haben also ihre Berechtigung – umso mehr, als seine Darstellung auf der klangschönen Schuke-Orgel sich durch sehr plastische Artikulation und stilvolle Registrierung sowie Spieltemperament auszeichneten.
Stepanek, der Organist an der Franziskanerkirche in Salzburg ist, bemüht sich intensiv um die Interpretation von zeitgenössischer Musik. Und so brachte er Werke seiner Landsleute Kurt Anton Hueber und Maximilian Kreuz mit. Von Hueber, der vor zwei Jahren im Alter von 80 Jahren starb, spielte er vier Choralvorspiele, unter anderen „Befiehl du deine Wege“ und „Die güld‘ne Sonne“. Es ist gut hörbare Musik im heutigen Gewand, die sich an den inhaltlichen Vorgaben der Altvorderen orientiert und nicht erschrecken will. An den Text des Credo hält sich auch der 57-jährige Wiener Komponist Maximilian Kreuz. Für die einzelnen Stationen des Glaubensbekenntnisses werden in sanfter Meditation oder in dramatischer Manier beeindruckende Klangbilder geschaffen, bei denen man unbedingt aufhorchen muss. Der Heilige Geist ist bei Kreuz keine sanfte Taube, sondern gleicht einem scharfen Schwert. Fast beängstigend. Markus Stepanek wusste mit eindringlichen Lesarten die Musiksprache von Hueber und Kreuz zu verdeutlichen.
Zum Abschluss erklang die Toccata C-Dur des Spätromantikers Franz Schmidt. Der Bruckner-Schüler Schmidt selbst hielt seine Toccata für unspielbar. Das Stück hat es tatsächlich in sich mit seinen stetigen Temposteigerungen und der extremen Motorik. Der technisch und gestalterisch bestens gewappnete Markus Stepanek bewältigte Schmidts gewaltiges Werk an der Schuke-Orgel mitreißend und dynamisch, in auftrumpfend virtuoser Manier und klangmächtiger Wirkung. Viel Beifall für den Organisten aus Salzburg. Klaus Büstrin
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