zum Hauptinhalt

Kultur: „Ich hasse zusammengerollte Bilder“

Arbeiten der Textilkünstlerin Ingeborg Bohne-Fiegert befinden sich im Potsdam-Museum

Stand:

An Kunstwerken ist die Landeshauptstadt reich gesegnet, mit solchen, die zum Weltkulturerbe gehören, sowie mit jenen, die dem nationalen Vergleich gut standhalten können. Doch auch eine liebenswerte Tradition hat sich erhalten, die vom fleißigen und auch gewinnendem Amateurschaffen erzählt. Dazu gehört die Textilkunst.

Seit den vergangenen Tagen kann sich das Potsdam-Museum über eine weitere Schenkung – bereits die dritte innerhalb weniger Jahre – der Landesgruppe Brandenburg des Fachverbandes Textilunterricht e.V. freuen. Jutta Lademann und ihre Mitstreiterinnen haben eine umfangreiche Sammlung von Exponaten einzelner Mitglieder und Gemeinschaftsarbeiten aufbewahrt und sie dem Museum übergeben. Damit wird ein Stück Zeitgeschichte dokumentiert, die in den fünfziger Jahren begann und sich bis heute fortsetzt. Unter den Exponaten befinden sich auch wichtige Arbeiten ihrer Meisterin, von Potsdams bekanntester Künstlerin im textilen Bereich: Ingeborg Bohne-Fiegert. Sie konnte aber die Textil-Schenkung an das Museum nicht mehr erleben, die zweifellos ein Höhepunkt für den Fachverband ist und damit für sie ganz persönlich wäre. Mit der Übergabe wird verhindert, dass viele ihrer Kunstwerke in alle Winde zerstreut werden. Sie haben als geschlossene Sammlung eine Bleibe gefunden. Damit erfahren Ingeborg Bohne-Fiegert und ihre Arbeit eine posthume Würdigung.

Am 11. März diesen Jahres ist sie hoch betagt in einem Pflegeheim in Saarmund nach langer schwerer Krankheit verstorben. In Niederbayern geboren, besuchte sie zunächst die renommierte Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle sowie die Meisterschule des Kunsthandwerks in Leipzig. Im Jahre 1953 wählte die Künstlerin Potsdam zu ihrer Wahlheimat. Ein Jahr später gründete sie bereits einen Zirkel für künstlerische Textilgestaltung. Unter ihrer Leitung haben mehrere Generationen herausragende künstlerisch geformte Textilien geschaffen, die oftmals mit Preisen bedacht wurden. Bis 1990 hat sie ihn geleitet, danach haben sich die Mitglieder neu organisiert: im Fachverband Textilunterricht.

Ingeborg Bohne-Fiegert hatte im Textil für sich eine Bildmöglichkeit entdeckt, sozusagen als ihr eigenes Malmittel. Die inhaltliche Aussage und das Ringen um textilinnenwohnende Ausdrucksmöglichkeiten standen stets im Vordergrund ihres Schaffens. Sie versuchte aus ihren Werken fernzuhalten, was oft in textilen Arbeiten als das Vordergründige, Beeindruckende in Erscheinung tritt: das rein Dekorative, manchmal sogar Plakative. So klar ihre Formgebung und so sicher die Material- und Farbenwahl war, sie dienten immer dem Sinnerfüllt-Gegenständlichen mit seinen inneren Bezügen.

Die starke Erlebnisfähigkeit Ingeborg Bohne-Fiegerts, die in ihren Kunstwerken Raum fand, sind auch heute noch von erstaunlicher Frische. Es wäre an der Zeit, die Künstlerin und ihr Werk mit einer Ausstellung zu würdigen. „Meine Arbeiten sollen die Fantasie der Betrachter anregen.Und darum hasse ich zusammengerollte Bilder.“ Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })