Kultur: In jedem Winkel
Ein Tourenführer zu den Bauwerken Schinkels in Potsdam und Umgebung erschienen
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Der Oberbaudirektor Preußens, Karl Friedrich Schinkel, war mehr als nur der Architekt König Friedrich Wilhelms III. Kein höfisches Fest, das er nicht ausschmückte, kein Denkmal entstand ohne seine Mitwirkung, keine Erinnerungsvase, die er nicht entwarf. Schinkel war auch der wichtigste Designer Preußens. Betritt man beispielsweise das Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci, eines einer sensibelsten Architektur-Schöpfungen, so erfährt der Besucher, dass fast die gesamte Einrichtung auf Entwürfe Schinkels zurückgeht. Er war ein fleißiger, sogar ein überfleißiger Mann.
Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) macht in diesen Wochen, anlässlich des 225. Geburtstages des universellen Künstlers, mit seinem Leben und Werk in einer beeindruckenden Ausstellung (bis 9. Oktober) näher bekannt. Direkt zu den Bauten Schinkels in Potsdam und Umgebung kann man sich ab sofort mit dem Tourenführer „In jedem Winkel“ begeben. Herausgeber der Broschüre ist das HBPG. Fünf Stadtspaziergänge werden angeboten, auch eine Radtour, alle kurz und präzis beschrieben.
Potsdam ist ein Zentrum Schinkel’schen Bauens gewesen. Hier in der Residenzstadt der Hohenzollern hatte der Architekt viele Aufträge zu erledigen. Und so konnten fünfzehn Bauten und Gebäudegruppen in der reich bebilderten Broschüre aufgenommen werden. Auch eine Stadtkarte ist beigegeben.
Neben bekannten Objekten – unter anderen die Nikolaikirche, die Römischen Bäder, der Pomonatempel, die Russisch-Orthodoxe Kirche – sind auch regelrechte Neuentdeckungen zu konstatieren. Beispielsweise die Happe-Röhrichtschen-Häuser in der Yorckstraße 3/4. Benannt wurden die 1823 entworfenenen Doppelhäuser nach den Bauherren Happe und Röhricht. Auch dass die Bach-Schule (heute Städtische Musikschule) in der Jägerstraße 3/4 nach Plänen des preußischen Oberbaudirektors als Armen- und Freischule 1837 bis 1838 entstand, dürfte selbst nicht jedem Potsdamer bekannt sein. Die Autoren nahmen auch zwei Bauten von Schinkel auf, die nicht mehr vorhanden sind: die Glienicker Brücke aus den Jahren 1831 bis 1834. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine Stahlbrücke ergänzt. Auch das Zivilkasino (1818-1825) in der heutigen Dortustraße steht nicht mehr. Es wurde Ende des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt. 1947 trug man das Kasino ab undergänzte es später durch zwei Wohnhäuser.
Man kann natürlich mit dem Tourenführer ganz individuell die Bauten Schinkels entdecken, aber auch mit anderen. Das Haus der Brandenburgisch- Preußischen Geschichte bietet interessierten Gruppen nach telefonischer Anmeldung (0331/6208550) Führungen an.
„In jedem Winkel“ wurde in Zusammenarbeit mit der Projektagentur des Vereins Freunde der Domäne Dahlem verwirklicht. Gefördert wurde das Projekt mit finanziellen Mitteln von der Paga. Mit der Dahlemer Agentur hat das Geschichtshaus im Kutschstall schon des öfteren zusammengearbeitet. Demnächst will man gemeinsam ein Tourenführer durch das geschichts- und kunstträchtige Land Brandenburg in Angriff nehmen. Schinkel wird dann sicherlich auch eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle spielen. Klaus Büstrin
In jedem Winkel – Schinkel. Ein Tourenführer zu seinen Bauwerken in Potsdam und Umgebung, 2 Euro, erhältlich im HBPG, Neuer Markt
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