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Kultur: Inmitten von Gewalt und Tod ein Paradies

Ausstellung „Träume und Hoffnungen“ in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam eröffnet

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Ausstellung „Träume und Hoffnungen“ in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam eröffnet Von Klaus Büstrin „Masel Tov –viel Glück!“ Jizchak Schwersenz gibt den alten jüdischen Gruß an die Gäste, die zur Ausstellungseröffnung von „Träume und Hoffnung“ in die Stadt- und Landesbibliothek kamen, weiter. Auch der Schau selbst wünscht er viel „Masel Tov“. Jizchak Schwersenz und alle die zu ihrem Gelingen beigetragen haben – die AG Potsdam der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die Internationale Begegnungsstätte Hachschara Landwerk Ahrensdorf e.V. sowie das Kreisheimatmuseum Luckenwalde – hoffen, dass sie viele Besucher findet. Vom Leben 14- bis 17-Jähriger in nationalsozialistischer Zeit erzählt diese Ausstellung. Es war für sie kein normales Heranwachsen, denn als Juden mussten sie täglich damit rechnen, dass die faschistische Vernichtungsmaschinerie auch sie erreicht. Um vor allem Kindern und Jugendlichen eine Brücke zum Leben zu ermöglichen, hat die Reichsvertretung der Juden in Deutschland Stätten für die Hachschara (Ausbildung) eingerichtet. Hierbei sollte man wie in einem Kibbuz leben, auf die Ausreise nach Palästina vorbereitet werden. Im Brandenburgischen gab es zehn solcher Hachschara-Landwerke, eines davon in Ahrensdorf in der Nähe von Trebbin. Es war von 1936 bis 1941 in einem ehemaligen Schloss des Samenhändlers Walter Metz untergebracht. 250 Mädchen und Jungen kamen an diesen Ort, der „uns inmitten von Terror, Verfolgung, Gewalt und Tod wie ein Paradies erschien“, sagt Jizchak Schwersenz. Der heute weit über Achtzigjährige war damals in Ahrensdorf als Lehrer tätig. Vor allem mit landwirtschaftlichem und gärtnerischem Wissen wurden die Teilnehmer vertraut gemacht, das sie für ihr neues Leben in Palästina dringend benötigen würden. Die Ausstellung macht mit dem Alltag der Hachschara-Teilnehmer, der mit theoretischer und praktischer Ausbildung ausgefüllt war, bekannt, mit fröhlichen und sehr nachdenklichen Stunden. Umfangreiches Fotomaterial wurde gesichtet und nun gezeigt, auch andere Dokumente – eine Kleiderkiste, Urkunden, Briefe, Zeitungsartikel, Bücher u. a. von Jizchak Schwersenz, – gingen in die Ausstellung ein. Man ging den Schicksalen jüdischer Menschen auf die Spur, von denen die meisten das rettende Palästina erreichten. Zwischen Mai und Oktober 1941 wurde das Landwerk Ahrensdorf von den Nazis aufgelöst und geräumt. Die Jugendlichen, die noch in Ahrensdorf waren, brachte man in das Sammellager Neuendorf bei Fürstenwalde. 1943 kamen sie nach Auschwitz, 28 junge Menschen wurden ermordet. Nicht nur Historiker oder Museologen haben die Exposition gestaltet, auch Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Gymnasiums Luckenwalde. In Dr. Herbert Fiedler fand man einen engagierten Inspirator und Organisator. Herbert Ehwud Growald, der 1939/1940 Leiter des Landwerkes war und heute in Haifa in Israel wohnt, schrieb 1992 an diejenigen, die sich um die Aufarbeitung der Hachschara bemühten: „ ... ich war stark berührt, nach 50 Jahren die Namen der Jugendlichen aus meiner Ahrensdorfer Zeit wieder gegenwärtig vor mir zu sehen. Wie in einem Film lebten die Menschen wieder auf.“ 1993 gründete sich der Förderverein Internationale Begegnungsstätte Hachschara Landwerk Ahrensdorf e.V. Im März 1995 wurde die Ausstellung erstmals im Kreisheimatmuseum Luckenwalde gezeigt. Fast neun Jahre gingen ins Land , ehe in der Landeshauptstadt diese so bewegende und zugleich mahnende Schau gezeigt werden konnte. Herbert Fiedler hofft, dass sich viele, vor allem junge Menschen, ermuntern lassen, sie zu besuchen. Er, Schwersenz und auch der Zeitzeuge Werner Goldstein, der Ahrensdorf kannte und das KZ Sachsenhausen erleiden musste, seien bereit, mit den Gruppen in der Ausstellung ins Gespräch zu kommen. Anmeldungen sind über die Bibliothek möglich (0331/2001720). Bis 10. 12. in der Bibliothek, Am Kanal 47.

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