
© Manfred Thomas
Kultur: Katja Dietrich-Kröck verlässt Waschhaus
UPDATE: Der Weggang sorgt für Unmut: „Die Lotsin geht von Bord“
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Katja Dietrich-Kröck verlässt das Waschhaus. Die Leiterin der erfolgreichen Galerie Kunstraum hat gekündigt. Schon Mitte November wird sie das Kulturzentrum in der Schiffbauergasse verlassen, wie sie den PNN am gestrigen Donnerstag auf Nachfrage sagte. Damit verliert das Waschhaus eine der wichtigsten und prägendsten Mitarbeiterinnen.
„Der Weggang ist ein großer Verlust für das Waschhaus, die Bildende Kunst und die Kulturszene Potsdams. Als „Institution des Hauses“, wie eine Tageszeitung schrieb, und Leiterin des Kunstraums hat sie in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt. Zuletzt haben sehr viele Menschen bis nach Berlin ihren Namen mit moderner Kunst in der Landeshauptstadt verbunden. Beispiellos steht sie für die Geschichte des Waschhauses, dem sie auch in schwierigen Zeiten die Treue gehalten hat“, erklärte der Stadtverordnete Till Meyer (SPD) in einer Pressemitteilung.
Meyer sieht insbesondere den in der Kritik stehenden Geschäftsführer Wilfried Peinke verantwortlich: „Das Trauerspiel des amtierenden Geschäftsführers setzt sich fort. Die Tragik besteht darin, dass Herr Peinke nicht wahrhaben will, dass sein letzter Vorhang längst gefallen ist.“ Meyer fordert, dass bei einer Interimsbesetzung die Fördermittelgeber und die Arbeitsgemeinschaft Gegenwartskunst intensiv beteiligt werden.
Wilfried Peinke, seit März 2009 Geschäftsführer des Waschhauses, steht seit Monaten schon wegen seiner Veranstaltungs- und Personalpolitik heftig in der Kritik (PNN berichteten). Laut PNN-Informationen haben die Gesellschafter endlich entsprechende Konsequenzen gezogen. Im Sommer 2012 wird Wilfried Peinke das Waschhaus verlassen.
Katja Dietrich-Kröcks Entscheidung, Mitte November das Waschhaus in der Schiffbauergasse zu verlassen, dessen Entwicklung und Profil sie seit 1992 entscheidend mitgeprägt hat, sorgt für heftige Kritik an der derzeitigen Situation im bekannten Kulturzentrum. „Der Cinemarstall e. V. Potsdam bedauert außerordentlich, dass Katja Dietrich-Kröck das Potsdamer Kulturzentrum Waschhaus verlässt“, erklärten Antje Wittig, Holger Schäfer und Tim Steinhauer von Cinemarstall in einer Pressemitteilung vom gestrigen Freitag.
„Gemeinsam haben wir 1994 das Open-Air-Kino in der Schiffbauergasse aus der Taufe gehoben und 18 Jahre lang bei hunderten von Kinoveranstaltungen erfolgreich zusammengearbeitet. Aus Sicht des Cinemarstall e. V. verliert nicht nur das Waschhaus, sondern auch das gesamte Kulturquartier Schiffbauergasse eine kompetente und innovative Mitarbeiterin. Der künstlerische Sachverstand Katja Dietrich-Kröcks wird dem Waschhaus sehr fehlen. Nach dem Weggang von Robert Witzsche verliert das Waschhaus in diesem Jahr bereits den zweiten wichtigen und fachkundigen Mitarbeiter, mit dem wir jahrelang vertrauensvoll zusammengearbeitet haben. Der Abschied beider Kollegen stellt unser weiteres Engagement auf dem Waschhausareal auf den Prüfstand“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Auch Eberhard Kapuste, ehemaliger Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, bedauert die Entscheidung von Katja Dietrich-Kröck, die in den vergangenen Jahren durch ihre Arbeit und ihren künstlerischen Sachverstand vor allem die Galerie Kunstraum in der Schiffbauergasse zu der Adresse für anspruchsvolle Ausstellungen in Potsdam gemacht hat. „Katja Dietrich-Kröck will das Waschhaus verlassen. Schade! Die Lotsin geht von Bord. Oder verlässt sie sogar das sinkende Schiff? Für mich ist sie die Sympathieträgerin des Waschhauses schlechthin, hoch motiviert und engagiert und sehr kompetent. Die beeindruckenden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im Kunstraum waren ihr Werk. Wenn es dabei bleibt, dass Dietrich-Kröck geht, so ist dies ein herber Verlust für das Waschhaus, für die Schiffbauergasse und für die gesamte Potsdamer Kunstszene“, schreibt Kapuste.
Wie die PNN am Freitag berichteten, hat Katja Dietrich-Kröck im Waschhaus gekündigt, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Auch wenn sich Katja Dietrich-Kröck dazu nicht äußern möchte, ist davon auszugehen, dass ihre Entscheidung auch mit der schon seit Monaten heftig diskutierten Veranstaltungs- und Personalpolitik des Waschhaus-Geschäftsführers Wilfried Peinke zu tun hat. Zwar haben die Gesellschafter der Waschhaus Potsdam gGmbH laut PNN-Information endlich entsprechende Konsequenzen gezogen, wird Wilfried Peinke das Waschhaus im Sommer 2012 verlassen. Doch so lange wollte Katja Dietrich-Kröck das Debakel Waschhaus wohl nicht mehr ertragen. Dirk Becker
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