Kultur: Kultfilme an Sommerabenden

Der Kinowagen hat schon seinen Platz eingenommen. Nun müssen nur noch die Stühle gestellt werden. Dann können gut 240 Besucher auf dem Innenhof des Kutschstalls (Neuer Markt) Platz nehmen. Auch die Kinoleinwand wartet. denn sie will mit Filmen aus dem Wagen, der 1957 gebaut wurde, „gespeist“ werden. Damals – bis in die 80 Jahre hinein – war er in brandenburgischen Dörfern und kleinen Städten ohne Kinosaal unterwegs, um den dortigen Menschen alte und neue Filme zu präsentieren. Auf dem Kutschstallhof werden vor allem alte Kinostreifen zu sehen sein.

Das Filmmuseum veranstaltet ab kommenden Freitag an sechs Abenden das beliebte Sommer-Kino. Kay Schönherr vom Museum berichtete beim gestrigen Pressegespräch, dass man sich diesmal mit weniger Filmveranstaltungen begnügen müsse, denn die Anwohner haben beim Umweltamt der Stadtverwaltung „Sturm geläutet“. Deren Lautstärke-Erfahrungen beim vergangenen Kino-Sommer und besonders bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaften, die man auf dem Platz auf der großen Leinwand in Visier nehmen konnte, haben zu Beschwerden geführt. Das Filmmuseum wurde mit strengen Auflagen belegt, damit die Nachtruhe der Bewohner nicht übermäßig gestört wird. So flimmert auch nur an zwei Abenden von zwei auf- einander folgenden Wochenenden jeweils ab 21.30 Uhr die Leinwand, am 4./5. und am 11./12. August, dann erst aber erst wieder am 25. und 26. August.

In diesem Jahr werden Kultfilme gezeigt. Partner ist die Berliner Verleihfirma Neue Visionen. Deren Mitarbeiter, Torsten Frehse, erzählte, dass die Firma alte, zum Teil vergessene Filme mit neuen Kopien wieder auf die Leinwand zurückbringe. „Die Qualität ist wieder ganz hervorragend. Und so können die Filme anlaufen, als ob ihnen ein aktueller Kinostart beschert wird“, so der Mitbegründer von Neue Visionen. Vier Filme wird der Verleih beim Kino-Sommer zeigen, alles Filmklassiker. Zum Auftakt ist „Casablanca“ (USA, 1942) mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart, eines der berühmtesten Paare der Filmgeschichte. Am 5. August läuft der französische Film „Außer Atem“ (1959) mit Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo. Am 11. August kommt „Easy Rider“ (USA, 1969) zur Aufführung, einen Tag später „Blow Up“ (Großbritannien, 1966).

Auch in diesem Jahr beteiligt sich das Filmmuseum am Europafest in historischer Mitte am 25. und 26. August, das gemeinsam mit dem Nikolaisaal veranstaltet wird. „Balkonszenen“ heißt das Thema des Europafestes. „Mit dem historischen Ernst Lubitsch-Film aus dem Jahre 1920 ,Romeo und Julia im Schnee“, ,Cyrano de Bergerac von 1990 dem Silhouettenfilm nach Motiven der Mozart-Oper ,Die Zauberflöte“ und dem erfolgreichen Dresen-Streifen aus dem vergangenen Jahr ,Sommer vorm Balkon“ sind wir dabei.“

Das Restaurant Der Hammer, das auf dem Kutschstallhof sein Anwesen hat, will den Kino-Sommer gastronomisch begleiten. Man kann also von der Terrasse aus die Filme in Augenschein nehmen und zugleich ein Drei-Gänge-Menü für nur 14 Euro verspeisen. Restaurantgeschäftsführer Oliver Paul verriet, dass der Koch zu jedem Film ein extra Angebot parat hat. Beispielsweise werden bei „Casablanca“ Tomaten mit Cous-Cous gefüllt, Rindsfiletstreifen mit Madagaskar-Linsen sowie Reisküchlein mit Mango-Creme serviert. Restaurantplätze können auch bestellt werden, unter der Telefonnummer 0331/2006887.

Die Eintrittspreise für die jeweiligen Filmabende sind sehr moderat geblieben. Fünf Euro kostet die Karte, ermäßigt kann man sie für vier Euro erhalten. Dass der Kino-Sommer mit schönstem Wetter bedacht wird, ist in diesem Jahr wohl fast selbstverständlich. Falls sich aber doch ein Regenschauer über den Innenhof des Kutschstalls ergießen sollte, dann kann man schnell mit ein paar Schritten ins Filmmuseum im Marstall huschen. Dort werden die Filme zu sehen sein.

Aber der große Kinowagen auf dem Hof will nicht nutzlos herumstehen. Er will seine beiden Ernemann 7b Projektoren in Bewegung setzen und einige der schönsten Kultfilme präsentieren.

Klaus Büstrin