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Kultur: Kultur in Stein

Von Schinkel bis zur „Neuen Stadt“: Im Kulturland Brandenburg-Jahr 2006 geht es um Architektur

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Es fängt an mit dem preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel und der Architektur, die er von Aachen bis Königsberg beeinflusst hat. Es geht weiter mit sozialistischen Hinterlassenschaften: mit der DDR-Planstadt Eisenhüttenstadt zum Beispiel. Und endet dann mit moderner Nachwendearchitektur, wie dem Neubau des Hans Otto Theaters in der Schiffbauergasse, und den Visionen für die „Neue Stadt“ in einer Region, die von immer weniger Menschen bewohnt wird.

Zum 225. Geburtstag von Karl Friedrich Schinkel richtet die Initiative Kulturland Brandenburg in diesem Jahr den Blick auf Architektur und Baukultur, von Prenzlau im Norden bis Großräschen im Süden. Die rund 400 Veranstaltungen schlagen einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart, sagt Kulturministerin Johanna Wanka gestern bei der Präsentation des Programms im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte. Sie machen ebenso bekannte Schlösserkultur zum Thema wie auch Alltagsarchitektur, Hinterhöfe und Rathäuser. Mehr Ausstellungen als in den Vorjahren sind 2006 angesagt. Eine Reihe davon finden in Potsdam statt.

So die zentrale Kulturland-Präsentation, die am 15. März im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte eröffnet wird. Die Schau stellt das Werk von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) vor. Und zeigt dabei einen Mann mit vielen Facetten: Schinkel war nicht nur Architekt und Baumeister, sondern auch Denkmalpfleger, Bühnenbildner und Maler, Raumausstatter und Produktdesigner. Die Schau lädt ein, seinen Spuren zu folgen, u.a. nach Potsdam, Rügen, Aachen und Berlin.

Einem ungewöhnlichen Thema, der Architektur von Nomaden, wendet sich im April das Symposium für Architekten und Künstler„Translokation“ zu. Es gibt sie nach wie vor, meint Projektleiter Rainer Fürstenberg vom Kunsthaus Strodehne. Und sie haben nach wie vor ihre besondere Wohnkultur. Die Nomaden von heute hausen eben nicht in Zelten, sondern in Wohnmobilen, Containern und Hausbooten. Moderne Nomaden, das sind für Fürstenberg Touristen, Arbeitsmigranten, Kriegsflüchtlinge, die aus unbestimmter Sehnsucht oder Zwängen, Reiselust oder Glücksversprechen ihre Sesshaftigkeit aufgeben und in vermeintlich bessere Welten aufbrechen. In dem Projekt sollen skurrile und experimentelle Gebilde geschaffen werden, die sich mit der flexiblen Lebensweise auseinander setzen. Sie werden dann auf dem Alten Markt ausgestellt.

„Von der Garnison zur Bürgerstadt“ ist der Titel einer Präsentation des Sanierungsträgers Potsdam, die von der barocken Stadterweiterung aus der Perspektive von Bewohnern erzählt. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt durch Friedrich Wilhelm I. für seine Soldaten gebaut, dann übernahmen die Bürger die Initiative, veränderten über die Jahrhunderte das Stadtbild. „Sie nahmen sich der königlichen Stadt an und machten sie sich zu eigen“, erklärt die Ausstellungsbeschreibung. Weiter werden in Potsdam Führungen in Hinterhöfe der Stadt angeboten. In der Vortragsreihe „Politik in Stein. Architektur und Macht in Berlin und Brandenburg im 20. Jahrhundert“ in der URANIA geht es um das Politische in der Architekturwahrnehmung. Das Alte Rathaus zeigt eine Ausstellung über die Anfänge der Denkmalpflege in Ostpreußen durch Ferdinand von Quast. Und das Filmmuseum ist mit einer Reihe über Architektur im Film dabei.

Bauen in Brandenburg: Das Kulturentwicklungsprogramm will langfristig etwas bewegen in der Region, sagt Kulturland-Chefin Brigitte Faber-Schmidt. Die Förderungen durch den Bund fallen 2006 zum ersten Mal weg, aber dafür konnte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung als Sponsor gewonnen werden. Dem Kulturministerium ist die Initiative 785 000 Euro wert, das Infrastrukturministerium schießt in diesem Jahr 268 000 Euro dazu. Marion Hartig

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