Kultur: Künstlerhaus in Gefahr
Offener Brief von Freunden des Schlosses Wiepersdorf
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Offener Brief von Freunden des Schlosses Wiepersdorf Prominente Künstler fordern in einem offenen Brief den Erhalt des von der Schließung bedrohten Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf. Unter Verweis auf den Einigungsvertrag appellieren sie an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, und Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, „sich für das Künstlerhaus zu engagieren und dessen Arbeit dauerhaft zu sichern“ , wie ein Sprecher der Kultureinrichtung am Sonntag in Wiepersdorf mitteilte. Brandenburger Politiker unterstützen diese Forderung. Der Träger des Hauses, die ursprünglich von den neuen Ländern getragenen Stiftung Kulturfonds befindet sich nach dem Rückzug von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Liquidation. Als Folge davon ist die Finanzierung des im Jahr rund 850 000 Euro teuren Projekts nur noch für 2004 gesichert. Im offenen Brief wird verlangt, dass die Kulturinstitution mit internationaler Ausstrahlung auch im erweiterten Europa wirken solle. Denn als „kosmopolitischer Begegnungsort“ leiste sie einen wesentlichen Beitrag für das Zusammenwachsen von Ost undWest. Mehr als die Hälfte der Künstler seien aus dem Ausland gekommen. Zu den Unterzeichnern gehören Christa Wolf, Sarah Kirsch, Martin Walser, Günter Grass, Günther Kunert, Günther de Bruyn und Friedrich Schorlemmer. Kulturministerin Johanna Wanka befürwortet die Fortführung des Brandenburger Engagements und ist nach eigenen Angaben darüber mit Weiss im Gespräch. Wanka sagte, Brandenburg bemühe sich um eine tragfähige Lösung, „denn wir wollen, dass das Künstlerhaus erhalten bleibt“. Auch Bildungsminister und Wanka-Vorgänger Steffen Reiche bekannte sich zum Künstler-Refugium und sagte: „Es ist einhundertprozentig klar, dass Wiepersdorf erhalten bleibt“. In welcher Rechtsform und wer Träger wird, sei allerdings noch offen, räumte er ein. Reiche sprach sich für die Trägerschaft durch eine gemeinsame Kulturstiftung von Bund und Ländern aus, deren Gründung aber besonders Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber „hintertreibt“. Vor dem Scheitern der Pläne war vorgesehen gewesen, dass die Stiftung Kulturfonds und damit Schloss Wiepersdorf in die gemeinsame Kulturstiftung eingeht. Reiche und Wanka kritisierten den Rückzug der drei ostdeutschen Länder aus der Stiftung Kulturfonds. Jedes Bundesland denke nur noch an sich. Die Probleme, die Schloss Wiepersdorf jetzt habe, zeigten die „Abartigkeit der Kulturförderung“, formulierte Reiche drastisch. In dem offenen Brief heißt es weiter: „Heute ist das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf neben dem Deutschen Literaturinstitut in Leipzig die einzige zu DDR-Zeiten begründete literarische Institution, die in neuer Gestalt die Wende überstanden hat“. Unstreitig sei die kulturelle Substanz, zu deren Erhaltung der Einigungsvertrag das vereinigte Deutschland verpflichtet habe. Die Nutzung des langjährigen Wohnsitzes von Bettina und Achim von Arnim als internationales Künstlerhaus „ist ein überaus glückliches Konzept“. In den vergangenen zwölf Jahren sei hier nicht nur ein „außerordentliches kulturelles Erbe“ bewahrt, sondern zudem auchzeitgenössische Kunst und Literatur betrieben worden. ddp
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