Kultur: Land der Sonne, Land der Palmen, Land der Gräber Heute Diskussion über „Das Recht auf Gewalt“
Die Bilder ähneln denen aus der „Tagesschau“. Brutal werden Häftlinge gefoltert und ihrer Würde beraubt.
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Die Bilder ähneln denen aus der „Tagesschau“. Brutal werden Häftlinge gefoltert und ihrer Würde beraubt. Menschen erniedrigen Menschen – ohne Skrupel ohne Scham. Wir befinden uns jedoch nicht im Irak, sondern im Algerienkrieg vor gut vierzig Jahren. Heute wie damals postulieren die Kriegsführer ihr „Recht auf Gewalt“. Dieses Thema bestimmt auch den heutigen Abend im Filmmuseum, bei dem u.a. der Dokumentarist Karl Gass seinen Film „Allons enfants pour l“Algérie“ aus dem Jahre 1962 vorstellt. Gezeigt werden bedrückend-dramatische Szenen, die von der Verquickung des Öls mit der Ausmerzung von Menschenleben erzählen, von der „Kristallnacht“ 1961 in Paris, in der Algerier durch die Straßen getrieben und schließlich in Konzentrationslagern gesteckt wurden. Und erzählt wird auch von deutschen Legionären, die mit Kopfgeld und Cognac willfährig gemacht wurden, um sich an diesem schmutzigen Krieg der Franzosen zu beteiligen. 8400 Deutsche kehrten nie wieder zurück. Die Überlebenden erhielten indes unter dem Geläut der Kirchenglocken für ihre Heldentaten, die andere zu Krüppeln machten, Orden und Ehrenzeichen. Dieser und zwei weitere Filme sind die Grundlage für die heutige Diskussion, bei der neben Karl Gass auch die Islam- und Terrorismus-Expertin Sabine Kebir sowie der französische Dokumentarist René Vautier auf dem Podium sitzen. Moderiert wird der Abend vom Intendanten des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, der den Bogen vom Algerienkrieg zu brennenden Problemen der Gegenwart schlagen will. Dabei sei man auch mitten in der Inszenierung der Kleist“schen „Hermannsschlacht“, die Terror als Staatspolitik und den Konflikt einer Weltmacht mit einer Befreiungsbewegung thematisiert. „Wir wollen bei dieser dritten gemeinsamen Veranstaltung mit dem Filmmuseum vor allem die Fragen aufwerfen: Gibt es einen gerechten Krieg? Welcher Krieg ist zu rechtfertigen? Gibt es ein Recht auf Notwehr durch Terrorismus?“, so Hans Nadolny, persönlicher Referent des Intendanten. Der Widerstand in Algerien habe sehr viel Ähnlichkeit mit dem, was Kleist in seinem Stück zeigt. „Das Land hatte keinerlei militärischen Schutz zu erwarten. Die Algerier mussten den Krieg mit Waffen führen, die sie den anderen abgenommen hatten.“ In sieben Jahren rottete die französische Armee, unterstützt von der deutschen Politik, zehn Prozent der Bevölkerung aus. 500 000 Menschen erlitten im Gefängnis schlimmste Torturen. Algerien – Land der Sonne, Land der Palmen, Land der Gräber. Heidi Jäger Filmmuseum, 19.30 Uhr, Filmabend und Podiumsdiskussion zur „Hermannsschlacht“.
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