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Kultur: Lebendige Stadthistorie

Kania-Buch in der Stadt- und Landesbibliothek

Stand:

Das Interesse an heimatgeschichtlichen Informationen muss in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts groß gewesen sein. Allein 500 Artikel verfasste Hans Kania (geboren 1878 in Berlin) in den Jahren von 1904 bis 1943 in der „Potsdamer Tageszeitung“. Nicht nur Kania war Autor von Beiträgen zur Stadtgeschichte Potsdams, doch seine Texte standen in der Lesergunst sehr hoch. Man konnte sich auf das umfangreiche Wissen des Lehrers am Victoriagymnasiums absolut verlassen. 1935 wurde er sogar vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg zum Stadthistoriographen berufen, „..um wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Stadt- und Baugeschichte Potsdams zu unternehmen“.

Nach 1945 war Hans Kania viele Jahrzehnte in der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Sicherlich gab es auch eine gewisse Abkehr von ihm, denn des Stadthistoriographen Sympathien zu den Nationalsozialisten blieben nicht verborgen obwohl er in keinem seiner Artikel „nazistischem Gedankengut Einlass gewährte“. Eine Würdigung zum 60. Todestag Kanias am 16. April 2007 haben Kurt Baller und Marlies Reinholz unternommen. Am vergangenen Mittwoch wurde ihr gemeinsames Buch „Das alte Potsdam des Prof. Dr. Hans Leopold Kania“ (docupoint Verlag Magdeburg) vor einem großen interessierten Publikum in der Stadt- und Landesbibliothek vorgestellt.

Einhundert Texte haben die beiden Herausgeber für das Buch ausgewählt, das nicht nur an einen wichtigen Stadthistoriker erinnert, sondern auch den Blick für die spannende und farbige Geschichte, Architektur, Kultur und Kunst Potsdams schärfen will. Und so ist auch die Auswahl in dem Band vielfältig. Von Nowawes, Schinkel und Goethe, dem großen Keller des Stadtschlosses, den Geheimnissen des Flatowturms bis zum Potsdamer Zopfstil reichen die Beiträge. Kania bevorzugte stets einen sachlichen Ton, aber er konnte bildhafte Beschreibungen geben, so dass auch heute noch viele Zeugnisse einer vergangenen Zeit, die nicht mehr vorhanden sind, lebendig werden. Nach 1945 wurde Hans Kania zum Stadtchronisten Potsdams berufen, zugleich Kulturreferent in der Provinzialverwaltung Brandenburg, in der er sich um die Wiedereröffnung der Museen kümmerte.

Marlies Reinholz und Kurt Baller werden im Frühjahr des kommenden Jahres einen zweiten Band herausbringen – Material ist genügend vorhanden, auch in der brandenburgica der Stadt und Landesbibliothek. Klaus Büstrin

Das alte Potsdam des Prof. Dr. Hans Leopold Kania, 14,95 Euro.

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