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Kultur: Lieder zwischen Kinosesseln Duo Cool and the Jack spielte im Filmcafé

Seit etwa einem Jahr kann man im Café des ehemaligen Kino Melodie wieder Kaffeetrinken. Spezielle Filmvorführungen finden in dem kleinen Raum statt, der mit Postern, Scheinwerfern und Bühnenutensilien ausgestaltet wurde.

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Seit etwa einem Jahr kann man im Café des ehemaligen Kino Melodie wieder Kaffeetrinken. Spezielle Filmvorführungen finden in dem kleinen Raum statt, der mit Postern, Scheinwerfern und Bühnenutensilien ausgestaltet wurde. Selbst ein paar plüschige Kinosessel finden dort Wiederverwendung, eine funktionstüchtige nostalgische Musikbox liefert Unterhaltung.

Hin und wieder gibt es auch Livemusik, am Sonntagabend waren Karl Thoralf Rittel aus Potsdam und Jack Scannell aus Berlin zu Gast. Cool and the Jack nennt sich das Duo, das sich auf kleinere Bühnen und Bars spezialisiert hat. Im Filmcafé gibt es keine Bühne, ein Eckchen zwischen Hintertür und Tresen muss reichen, damit noch Platz für Gäste ist. Viele von denen sind Familienangehörige und Freunde, die Stimmung ist gut. Dass die Gäste nebenher essen und quatschen, stört die Musiker nicht. „Solange sie nicht rausgehen“, sagt Gitarrist Rittel und winkt ab. Neben einer Handvoll bekannter Rockklassiker spielen sie viele eigene Songs. Ganz neu ist die CD „Es fehlt nicht viel“, zwölf deutschsprachige Lieder, in denen Rittel über den verflixten Beziehungskram singt, Liebe und Verliebtsein, Träume und Traumata, zum Beispiel das Verlassenwerden. „Es fehlt nicht viel, doch das, was fehlt, ist von Gewicht“, heißt es im Titel gebenden Song.

Zu Gesang und Akustikgitarre von Rittel liefert Jack Scannel Begleitung von Alt- und Tenorsaxophon und Querflöte. Beide Musiker, der Potsdamer, der aus der Gegend um Cottbus stammt, und Scannell, ein Berliner, der vor sieben Jahren aus Seattle in den USA flüchtete, machen seit drei Jahren gemeinsam Musik. Während Rittel hauptberuflich als Sonderpädagoge an einer Potsdamer Grundschule arbeitet, gönnt sich Scannel den Luxus, sich ganz auf die Kunst zu konzentrieren. Jahrelang hat er zunächst als Physiker für renommierte Elektronikfirmen gearbeitet, bevor er die Branche wechselte und Psychotherapeut für Kinder wurde. Jetzt macht er in Berlin mit Kollegen aus der ganzen Welt in diversen Projekten Musik, Blues und Jazz, und eben auch mit Rittel. In Amerika wäre das nicht möglich, sagt er. „Die Leute sind hier offener für so was.“ Als er klein war, sagt Scannel mit etwas Wehmut, hatte sein Vater, ein professioneller Jazzpianist, in Pittsburgh, Pennsylvania, sogar seine eigene Radio-Show. Scannell begann in der High-School-Band Klarinette zu spielen, lernte dann weitere Instrumente, alles autodidaktisch.

Rittel begann mit 14 Jahren auf der Gitarre, probierte sich in Punkbands aus, die gegenwärtige Band heißt Tricky Riddle. Er engagiert sich für seine Schule, schreibt Kinderlieder und hat im vergangenen Jahr die Schulhymne seiner Grundschule am Humboldtring komponiert. Auch die offizielle Deutschland-Hymne des internationalen Denk-Wettbewerbs „Odyssee of the Mind“ stammt von ihm.

Im Filmcafé geht es vorwiegend um Spaß und Unterhaltung. Gage gibt es freilich keine. „Wir spielen für die Getränke“, sagt Rittel pragmatisch, als ein Hut rumgereicht wird. „Das reicht vielleicht fürs Taxi, mit dem wir die Anlage hergebracht haben.“ So sei das eben in Potsdam und Berlin, es gebe viel Konkurrenz. „Es geht uns ja nicht ums Geldverdienen – wir machen das einfach aus Freude und mit Herzblut.“ Das nächste Mal sind Cool and the Jack am 18. Januar in Werder im „Scharfrichter“ zu erleben. Steffi Pyanoe

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