zum Hauptinhalt

Kultur: Mit dem Körper Geschichten erzählen

Die fabrik bietet zu den 20. Tanztagen 25 Workshops mit international bekannten Lehrern an

Stand:

Gaga weckt die „tauben“ Stellen des Körpers. Sie ist eine Sprache des Tanzes, die eingestanzten Bewegungen den Garaus macht und Lust auf einen neuen Körperausdruck weckt. „Gaga Language“ gehört zu den 18 Workshops, den die Internationalen Potsdamer Tanztage zu ihrem 20. Jubiläum vom 10. bis 23. Mai in der fabrik anbieten und damit selbst Neuland betreten. Mit Arkadi Zaides kommt ein ausgewiesener Kenner dieser Tanzsprache angereist. Viele Jahre war er Mitglied der Batsheva Dance Company, die vor über 50 Jahren in Israel gegründet wurde. Dessen führender Choreograf Ohad Nahari entwickelte nach einem Unfall die Gaga-Sprache, um seinen schmerzlichen Zustand in Bewegungsfreude zu verwandeln. Inzwischen ist Schüler Arkadi selbst Lehrer und gibt sein Wissen um das Abschütteln abgelagerter Bewegungsstereotype nun auch in Potsdam weiter. Außerdem zeigt er mit seiner Company das Stück „Quiet“, aufgeführt von zwei Israelis und zwei Palästinensern.

„Das Aufgebot an Workshop-Lehrern ist in diesem Jubiläumsjahr besonders hochkarätig und international“, sagt Tänzer und Organisator Sven Till. Mit Tadashi Endo komme ein Meister des Butoh-MA in die fabrik, der schon Doris Dörrie bei ihrem Film „Kirschblüten – Hanami“ künstlerisch beriet und auch selbst im Film zu sehen war. Derzeit probiert der Meister an einem Solo in Memorial Pina Bausch, mit der viele Jahre eng zusammen arbeitete. Der in China geborene Japaner ist einen weiten Weg gegangen: Er studierte in Europa Theater, verfiel dem Jazz, entwickelte aus beidem Tanzperformances, bis es ihn in die Heimat seiner Vorfahren nach Japan zog. Inzwischen entwickelt er in seinem Tanzhaus in Göttingen einen eigenen Butoh-Stil, in dessen Zentrum die „Leere“, die Räume zwischen den Dingen, stehen. „Tadashi improvisiert mit dem puristischen Butoh“, sagt Sven Till.

Wer also Lust hat, beinahe unsichtbare Bewegungen mit intensiver Spannung zu füllen, und sich auch vor einer öffentlichen Präsentation nicht scheut, ist bei diesem Kurs richtig. „Dazu muss er keine professionelle Tanzerfahrung mitbringen, sehr wohl aber Interesse an einem expressiven Körperausdruck.“

Ein klassischer Einsteigerkurs für alle Altersgruppen, die nur auf den Spaß am Tanzen setzen, offeriert die in Kleinmachnow lebende Vera Lohkamp. Die Choreographin, die auch Klinikclown ist, setzt auf Geschmeidigkeit zu einfachen Rhythmen des Modern Dance.

Die Fröhlichkeit in Person sei der aus Benin stammende Tchekpo Dan Agbetou, sagt Sven Till. Während sich sein Jazz-Workshop an Tänzern mit Vorerfahrung richtet, sei „Afro Modern“ für Jedermann offen. Live-Trommler geben dabei den Rhythmus vor: „ein Tanz-Feuerwerk, bei dem es stark um Erdung und Beckenarbeit geht.“

Die Workshops seien, so Sven Till, in drei Sparten ausgerichtet. Man könne ganz klassische Tanztechniken erlernen, wie Modern Jazz, Afro, Flamenco und Swing oder aber seine Batterien bei Entspannungstechniken wie Yoga oder Tai Chi aufladen. Wer sich für das Mitmachen bei einer Performance entschließt, könne mit seinem Körper auch kleine Geschichten erzählen.

Für Kinder und Jugendliche gibt es sieben spezielle Angebote, von Artistik, Clownerie bis zu Musikspielen. Ein Workshop richtet sich speziell an Väter und Söhne und wird von dem schwedischen Tänzer Benno Voorham, der selbst Zwillingssöhne hat, angeboten. Er wird zeigen, dass es über den körperlichen Wettkampf hinaus lustvolle Möglichkeiten gibt, sich miteinander zu bewegen: Das Spiel als Türöffner, um auch Ängste wegzutanzen. Heidi Jäger

www.fabrikpotsdam.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })