Kultur: Mit dem Pastfinder Zikzak durch Potsdam
Der Titel passt: ZikZak lässt sich dieser neue Potsdam-Führer falten, im ZikZak führt er durch die Stadt und zikzak bekommt man die wichtigsten Informationen geliefert. Vom Stadtschloss bis zum Einsteinturm führt dieser taschengerechte laminierte Leporello und weiß trotz kompakter Dichte gut zu unterhalten.
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Der Titel passt: ZikZak lässt sich dieser neue Potsdam-Führer falten, im ZikZak führt er durch die Stadt und zikzak bekommt man die wichtigsten Informationen geliefert. Vom Stadtschloss bis zum Einsteinturm führt dieser taschengerechte laminierte Leporello und weiß trotz kompakter Dichte gut zu unterhalten. Obwohl er sich vor allem an Kurzzeit-Touristen richtet, hält die von Gregory Piatkowski notierte Sightsseeing-Route sicher auch für eingefleischte Potsdamer einige Neuigkeiten bereit.
Nicht alle werden zum Beispiel wissen, dass die heutigen Künstlerateliers an der Galerie am Neuen Palais früher Zwangsarbeiterbaracken der Reichsbahn waren. Im Durchgangslager am Bahnhof Potsdam Rehbrücke konnten sich während der Zeit des Nationalsozialismus Betriebe ihre Zwangsarbeiter wie auf einem Sklavenmarkt aussuchen. 18000 waren es schließlich, die in 70 Lagern in Potsdam arbeiteten, so in den Filmstudios oder in den Arado-Flugzeugwerken.
Und wer wusste, dass in der Villa Axel Freiherr von dem Bussche-Streithorst in der Mangerstaße 26 am Heiligen See heimlich an einem Sprengsatz aus Handgranaten gebaut wurde? Der 23-jährige Major Bussche-Streithorst wollte sich mit einer Bombe am Körper 1943, bei der Vorstellung neuer Heeresbekleidung, mit Hitler in die Luft sprengen. Das Attentat scheiterte, weil vorher die Uniformen bei einem Luftangriff verbrannten.
Auch bekannte Gebäude sind mit interessanten Informationen gespickt. So ist über die Nikolaikirche neben den obligatorischen Daten zu Bauzeit und Baumeister zu erfahren, dass beim Wiederaufbau 1962 der Gemeinderat im Kuppelkreuz Kassetten mit DDR-kritischen Dokumenten versteckte, die erst 44 Jahre später geborgen wurden.
Vorgestellt werden in dem Pastfinder ZikZak rund 90 Sehenswürdigkeiten, die die Zeit von Friedrich dem Großen über die Kaiser, den Nationalsozialismus und Kalten Krieg bis zum Fall der Mauer umreißt. In einem Spezial geht es auch nach Babelsberg: wie in die Villa Rühmann in der Karl-Marx-Straße oder in die Villa Goldschmidt in der Virchowstraße, die nach 1933 zu einer Reichsführerinnenschule des Bundes Deutscher Mädels wurde. In der Spitzweggasse gab es in dem enteigneten Anwesen des jüdischen Arztes Heidmann das „Jüdische Siechen- und Altenheim“, das unter diesem verharmlosenden Namen ab 1940 als Sammellager für Juden diente, bevor sie in die Vernichtungslager der SS nach Osteuropa deportiert wurden.
Dieser ZikZak-Pastfinder betritt keine ausgetretenen Pfade, wiederholt nicht, was in zig anderen Potsdam-Führern steht. Er sucht und findet Wege, die sich im Kopf verankern und Geschichte ins Jetzt holen. Das Ganze ist angereichert mit historischen und aktuellen Abbildungen, Infografiken, detaillierten Stadtplänen und auch Tipps für eine gute Stärkung zwischendurch. Heidi Jäger
PastFinder ZikZak, 5, 90 €, gibt es auch zu Berlin, Dresden Frankfurt/Main, Köln und München. www. pastfinder.de
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