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Kultur: Montreal und Potsdam

Zusammenarbeit in der Friedenskirche zu erleben

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Zusammenarbeit in der Friedenskirche zu erleben Von Klaus Büstrin Die Bekehrung Ludwigs zum Christentum im Jahre 496 n. Chr. kennt in Frankreich jedes Kind. Die Geschichte wird in den Schulen gelehrt, denn sie erzählt von der Geburtsstunde des christlichen Frankenreiches. Der italienische Komponist Antonio Caldara (1670/71-1736) hat sich der Legende angenommen und sie in eine galant-virtuose Musik gekleidet, als Oratorium. In der Villa des Fürsten Ruspoli in Rom kam das Werk zur Uraufführung. In der Fastenzeit war es im 18. Jahrhundert auch in Italien verboten, Opern aufzuführen. Doch auf festliche Konzerte wollte man nicht verzichten. So wurden in den Villen reicher Adliger oftmals prachtvolle Oratorien zu Gehör gebracht. Am Freitag (20 Uhr) wird in der Friedenskirche Sanssouci, die sich als ein Stück Italien in Potsdam darbietet, das Caldara-Oratorium „La conversione di Chlodoveo, re di Francia“ (Die Bekehrung Ludwigs, König in Frankreich) szenisch aufgeführt. Das Brandenburgische Opernensemble „I Confidenti“ wird es gemeinsam mit „Les Voix Baroques“, einer Gruppe aus dem kanadischen Montreal, und Gesangssolisten, die ebenfalls von dort kommen, zeigen. In den beiden Tagen danach spielt man in der Prignitz und in der Parochialkirche Berlin. In Montreal war es bereits im Juni erfolgreich zu sehen. Dort und in den jetzigen Aufführungen sind der Countertenor Matthew White sowie der Dirigent und Cembalist Alexander Weimann mit von der Partie. Bevor sich Sänger und Musiker mit der Potsdamer Malerin und Bühnenbildnerin Christine Jaschinsky in den Park Sanssouci aufmachen, treffen wir uns zu einem Gespräch. „Es ist eher ein Arbeits- Spaziergang. Ihn unternehmen wir, weil wir bereits die I Confidenti-Produktion des nächsten Jahres vorbereiten. Wir möchten an verschiedenen Orten in Sanssouci die italienische Reise Mozarts musikalisch nachgestalten. Gern würden wir auch ein Konzert mit Kirchenmusik in der Friedenskirche zu Gehör bringen“, erzählt Alexander Weimann. Und so wird auch das Gotteshaus in dem nachmittäglichen Rundgang einbezogen. Natürlich sind White und Weimann auf diesen sakralen Raum besonders neugierig, weil in ihm das Caldara-Oratorium über die „Bühne“ geht. In einer Kirche gibt es schließlich ganz andere Bedingungen als in einem Opernhaus. Davon wissen die Künstler im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied zu singen, schließlich haben sie in Montreal das Oratorium „La conversione di Chlodoveo“ in der Kirche eines katholischen Frauenklosters aufgeführt. Der Countertenor Matthew White gehört zum Kern von Les Voix Baroques, das viele Konzerte in Kanada und anderswo bestreitet. White ist nicht nur in Amerika als Solist viel unterwegs, sondern auch in Europa. Im kommenden Jahr singt er beispielsweise unter solchen Dirigenten-Größen wie Helmuth Rilling oder Philippe Herreweghe. Alexander Weimann, der von Anfang an zum Ensemble „I Confidenti“ gehört (seit 2002) und es musikalisch geprägt hat, ist häufiger Gast auch bei „Les Voix Baroques“ und lehrt an nordamerikanischen Universitäten. Schwerpunkt: Alte Musik. Die Zusammenarbeit zwischen den Ensembles in Potsdam und Montreal loben White und Weimann sehr, auch dass sie sich kostengünstig gestaltet. Ende des Jahres wird in Kanada ein Film über die Produktion im Fernsehen gesendet. Ein Dokumentarfilmer hat das Team auf Schritt und Tritt begleitet. Das Filmmaterial beläuft sich auf 35-Stunden. Daraus wird nun ein spannnender und informativer 45-Minuten- Film zusammengestellt.

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