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Kultur: Ökofilmtour: Natur unterm Hammer

Er könne wohl jeden Besucher einzeln und per Handschlag begrüßen, witzelte Hellmuth Henneberg angesichts eines auch zum Abschluss der „Ökofilmtour“ nur mäßig gefüllten Filmmuseums am Sonnabend. Der rbb-Moderator gewann der familiären Atmosphäre immerhin eine positive Zukunftsvision ab: Wenn in zehn Jahren das Festival weit über Brandenburg hinaus bekannt sei, erinnere sich der eine oder andere der nun Anwesenden bestimmt mit Stolz daran, ein Besucher der ersten Stunde gewesen zu sein.

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Er könne wohl jeden Besucher einzeln und per Handschlag begrüßen, witzelte Hellmuth Henneberg angesichts eines auch zum Abschluss der „Ökofilmtour“ nur mäßig gefüllten Filmmuseums am Sonnabend. Der rbb-Moderator gewann der familiären Atmosphäre immerhin eine positive Zukunftsvision ab: Wenn in zehn Jahren das Festival weit über Brandenburg hinaus bekannt sei, erinnere sich der eine oder andere der nun Anwesenden bestimmt mit Stolz daran, ein Besucher der ersten Stunde gewesen zu sein.

Auch der Schirmherr des „1. Brandenburger Festivals des Umwelt- und Naturfilms“, Umweltminister Dietmar Woidke, nahm den relativ schwachen Publikumszuspruch gelassen hin. Man hätte es sich ja auch einfacher machen und in Potsdam ein glamouröses Festival veranstalten können. Das hätte sicher mehr Besucher ins Filmmuseum gelockt. Stattdessen sei man aber, so der Minister, lieber „in die Fläche“ gegangen und in einer „Ochsentour“ übers Land gezogen. An 25 Spielorten habe man so mit Umwelt- und Naturfilmen gerade dort Diskussionen angefacht, wo auch die größten ökologischen Probleme bestünden. So sei der Film „Vom Landwirt zum Energiewirt“ über alternative Energiequellen gerade in ländlichen Regionen auf reges Interesse gestoßen. Zwar vermied Woidke den direkten Vergleich mit der „Ökomedia“, dennoch ist man sich in Brandenburg der Verantwortung bewusst, die man mit der Nachfolge des einst erfolg- und einflussreichen Freiburger Festivals angetreten hat. Mit einem Etat von gerade einmal 63 000 Euro hätten die Organisatoren der „Ökofilmtour“ eine beachtliche Bilanz vorzuweisen, die auch künftig eine Förderung durch sein Ministerium rechtfertige.

Der Erfolg der „Ökofilmtour“ lässt sich tatsächlich nicht nur an Zuschauerzahlen, sondern auch an der Qualität der eingereichten Beiträge messen. Eine Jury hatte in verschiedenen Kategorien würdige Preisträger ermittelt. Zum Abschluss der Tour bekamen die Filmemacher nun von Minister Woidke ihre Auszeichnung überreicht: Als bester Kinderfilm wurde „Der Baum der Bäume“ von Herbert Ostwald ausgezeichnet, der die verschiedenen Facetten eines Baums als „Teil unserer Kulturlandschaft, als Wirtschaftsfaktor und Fabelwesen“ vermittelt, heißt es in der Begründung der Jury. Die Auszeichnung als bester Naturfilm bekam „Die wunderbare Welt der Pilze“ von Karlheinz Baumann und Volker Arzt verliehen. Den Preis für den journalistischen Film erhielt „Greenpeace gegen Shell“, als bester künstlerischer Film wurde die halbdokumentarische Produktion „Bernhard Grzimek – Ein Leben für die Tiere“ prämiert.

Doch Grzimek war nicht der einzige Naturfilmer, den die „Ökofilmtour 2006" ehrte. Mit Heinz Sielmann wurde ein weiteres Urgestein des Natur- und Tierfilms ins Licht gerückt – „Wildbahn Heimat“ hieß der Überblicksfilm über Sielmanns Arbeit. Am Ende des Films legte Sielmann, der leider nur auf der Leinwand anwesend war, seine Auffassung dar, dass nur durch ein positives Naturerlebnis, die Liebe zur Natur vermittelt werden kann. Sielmann hat dies ein Leben lang mit seinen Filmen versucht, ehe er vor zwölf Jahren die Heinz Sielmann Stiftung gründete, die sich nicht mehr damit begnügt, die Natur ins rechte Licht zu setzen. Beispielsweise in der in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Havelland gelegenen Döberitzer Heide richtet die Stiftung über 3000 Hektar „Naturlandschaft“ ein, die ab Mai auch für Besucher zugänglich und erlebbar sein wird.

Dass allerdings „Wasser unterm Hammer“ von Leslie Franke und Hermann Lorenz über die Folgen der Privatisierung der Trinkwasserversorgung derjenige Film war, der den Publikumspreis der „Ökofilmtour“ einheimste, sollte den Organisatoren des Festivals dennoch zu denken geben. Vielleicht sprechen unpolitische Tierfilme, wie Sielmann sie einst machte, heute einfach die Zuschauer nicht mehr an. Bereits nächste Woche ist „Wasser unterm Hammer“ erneut zu sehen – im Rahmen des globalisierungskritischen Festivals „Globale 06“. Sicher wird der Film ein großes Publikum finden.

Moritz Reininghaus

Moritz Reininghaus

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