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Kultur: „Poet des Schweigens“

Calvero gastiert mit „Love Laugh“ im Nikolaisaal

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Calvero gastiert mit „Love Laugh“ im Nikolaisaal Nichts ist eindeutig. Er will kein klassischer Clown oder Pantomime sein, auch kein Jongleur. Aber in all diesen Genres ist er zuhause, ist er ein Meister. Die Rede ist von Calvero. Mit bürgerlichem Namen heißt er Markus Stößer. Er möchte einfach in kein Klischee gepresst werden, sagt der in der französischen Schweiz wohnende Künstler gegenüber den PNN. Am morgigen Sonnabend um 20 Uhr wird Calvero im Foyer des Nikolaisaals ein einmaliges Gastspiel geben. Er zeigt sein neuestes Stück „Love Laugh“ (Liebeslachen). Es ist eine Liebesgeschichte, keine „von den lauten, die man im Kino oder im Fernsehen erlebt – eher eine stille.“ Und das stimmt im wahrsten Sinn des Wortes. Denn Calvero spielt das Stück, ohne dass ein Wort über seine Lippen kommt. Die Musik wird vom Band gespielt. Manchmal bewegt er selbst ein Triangel. Und die Jonglage mit den etwa neun Bällen sind in Tanz umgesetzte Musik. „Poet des Schweigens“ wird der Künstler genannt. „Love Laugh“ erzählt davon, dass Calvero einen lange und sehnsüchtig erwarteten Brief erhält. „Wenn ein Clown die Frau mit dem schönsten Lächeln der Welt liebt, kann ein Brief von ihr zweierlei bedeuten: eine schreckliche Tragödie oder das vollkommene Glück! Und so stellt sich für Calvero von nun an nur noch die eine Frage: ,Öffnen oder nicht?’“, erzählt Markus Stößer die Geschichte. Ihm wurde unlängst der Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen. In der Laudatio der Jury heißt es, dass Calvero ein Clown der liebenswürdig-skurrilen Gegensätze ist, der sich die Welt mit Fleiß auf den Kopf stellt und dann verwundert feststellt, dass sie ja tatsächlich so stehen bleiben kann.“ Calvero bringt keinen Slapstick auf die Bühne. Er macht keine Witze, bei denen man sich vor Vergnügen auf die Schenkel klopft. „Je länger ich über die Clowns nachdenke, habe ich das Gefühl, dass sich viele allzu blöd auf der Bühne oder in der Manege geben und nur billige Mätzchen machen“, so der Künstler. „Solch ein Spaßmacher möchte ich keinesfalls sein.“ Und trotzdem trägt er, wie wohl alle Clowns, auch eine Pappnase. „Sie ist die kleinste Maske, die es gibt. Mit ihr kann man die Gestalten, in die man schlüpft, wunderbar abstrahieren.“ In einer Kritik war zu lesen, dass Calvero Akzente auch mit seinem traurigen Chaplin-Charme setzt. „Wenn mich mancher so sieht, dann kann ich mich nicht dagegen wehren. Chaplin ist für mich unerreichbar, der absolut Größte. Imitieren möchte ich ihn nicht, ich glaube, man kann es gar nicht.“ Die Traurigkeit betreffend, meint er: „Ich klammere in meinen Darstellungen keine menschlichen Gefühle aus. Und vor allem, sie sollen echt wirken – das Weinen und das Lachen.“ Markus Stößer besuchte am Beginn seiner Karriere eine Clownsschule im Tessin. „Doch die drei Monate Probezeit habe ich nicht bestanden. Man sagte mir, ich sei nicht genug formbar. Das wollte ich schon damals nicht sein. Da hatte man mich schon richtig verstanden.“ Und so bildete er sich autodidaktisch aus. Sein großes Können überzeugt das Publikum in aller Welt. Calvero bringt es zum Weinen und Lachen, vor allem zum Nachdenken. Klaus Büstrin

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