Kultur: Potsdamer Geschichte über Geschichten erzählt Neuer Verlag mit Hörbuch über „Stadt der Könige“
In ihrer Namensgebung waren die Preußen-Könige wenig „einfallsreich“. All“ die Friedriche und Wilhelms verwirren bis heute die Nachwelt.
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In ihrer Namensgebung waren die Preußen-Könige wenig „einfallsreich“. All“ die Friedriche und Wilhelms verwirren bis heute die Nachwelt. Hinzu kommen ihre diversen Bei- und Spitznamen, die immer wieder zu einem fragenden Schulterzucken führen: Wer war denn nun der Schiefe Fritz, der Alte Fritz, der „Butt“, oder der Romantiker auf dem Thron?
Das erste Hörbuch über die Geschichte Preußens bringt in 81 kurzweiligen Minuten vergnügliche Ahnenkunde und zugleich einen Einblick in das gesellschaftliche und politische Leben durch die verschiedenen Zeiten hinweg.
Die „Stadt der Könige“ über Preußens Glanz und Gloria, aber auch über die menschlichen Schwächen und Begehrlichkeiten Ihrer Majestäten ist zugleich die Geburtsstunde eines neuen Potsdamer Verlages: dem Pilgrim Verlag. Kein alteingesessener Preußen-Freak steckt hinter diesem sich vor allem an Touristen und Zugereiste wendende Projekt: Es ist ein Österreicher, der sich mit Charme und dem unverbrauchten jungfräulichen Blick eines Neu-Potsdamers auf die 1000-jährige Geschichte der Stadt stürzte.
Fünf Jahre wohnt Rudolf Kronenbitter inzwischen in seiner Wohnung am Neuen Garten und seine Begeisterung für die Stadt ist ungebrochen. „Es war Liebe auf dem ersten Blick.“ Der gebürtige Salzburger, der in England Kommunikationsdesign studierte, lebt seit 1992 in Deutschland. 1993 kam er als freier Berater nach Berlin und verschrieb sich dem Marketing. Eine Kampagne für die Berliner Verkehrsbetriebe zählte u.a. zu seinen Aufgaben. Seine große Leidenschaft gehört indes schon von Kindesbeinen an der Geschichte und speziell der Militärhistorik. Da war Potsdam natürlich die ideale Fundgrube. Nach intensiver Recherche, in die er neben allen relevanten Daten und Fakten auch viele zeitgenössische Augenzeugenberichte und Zitate einbezog, verdichtete er sein angelesenes Wissen zu einer spannenden und amüsant erzählten Zeitreise. Mit den Schauspielern Otto Sander und Barbara Nüsse holte er sich versierte Sprecher zur Seite, die die Texte leichtfüßig und immer wieder mit einer Prise Humor präsentieren. Zwischen den Texten schimmern unaufdringlich kurze musikalische Sequenzen hervor, eigens komponiert von Matthias Pusch.
Auch wenn den meisten Potsdamern vieles bekannt sein dürfte, wird er sich mit dieser CD sicher nicht langweilen. Gern hört man Anekdoten, wie die über das schwarze Schönheitspflästerchen, das sich die Damen bei Hofe über ihre Pickel klebten. Statt sich zu waschen, wurde ja gepudert, und so waren viele Pflästerchen vonnöten. Pelze dienten indes als Flohfallen. Auch über das Frühstücksritual des „homophilen Zynikers“ Friedrich des Großen wird berichtet. Nachdem der Frühaufsteher sein Tässchen Kaffee mit weißem Senf und ein bisschen Obst genossen hatte, bestellt er sich zum „Nachtisch“ gern zwei, drei Höflinge. Aber es sei nie „bis zum Äußersten“gekommen, denn eine Krankheit aus Jugendjahren war schlecht geheilt.
Erzählt wird aber auch von Kriegen und den „schwarzen Frauen“ Potsdams, von Kinderarbeit ab sieben Jahren und Waisen, die für die Soldaten stundenlang Socken stricken mussten. Die großen Bauleistungen aller Herrschaftshäuser werden aufgezeigt, die in dem Italien-Beschwörer Friedrich Wilhelm IV. ihren nachhaltigen Höhepunkt fanden.
Dieses sehr anspruchsvoll gestaltete Hörbuch bietet einen Überblick, nicht mehr, nicht weniger. Es wird sicher auch Kritiker auf den Plan rufen, die diese und jene Wichtigkeit vermissen oder vielleicht den mitunter saloppen Plauderton nicht majestätisch genug finden. Doch oft genug wird Geschichte zu dröge serviert, so dass das Interesse schnell verlöscht. Diese CD nimmt Neueinsteiger unverkrampft an die Hand, und entführt sie in eine schillernde wie auch düstere Vergangenheit, die man zu Stein geronnen auf Schritt und Tritt in Potsdam noch immer spüren kann.
Geschichte ist bekanntlich ein Fass ohne Boden, und so schwirren Rudolf Kronenbitter schon die nächsten Projekte im Kopf herum. Treu seines Verlagsnamens pilgert er weiter: „Potsdam gab den Start, da gibt es für mich nichts mehr zu erzählen.“ Er wird in dieser Form weiter durch Deutschland reisen, nach ähnlichen Schauplätzen gucken, die ein touristisches Potential versprechen. Der Windhund als Verlags-Signet wird dabei zum ständigen Begleiter. Nicht nur weil der Verlagsleiter selbst Hundeliebhaber ist, sondern auch, weil Windhunde oft zu den engsten Gefährten der Könige gehörten. Heidi Jäger
„Stadt der Könige“ für 24,80 Euro u.a. im Internationalen Buch erhältlich, ergänzend zur CD gibt es eine reich bebilderte Taschenchronik, im Internet bestellbar unter www.pilgrimverlag.de
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