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Kultur: Pubertierende in die Einstein-Schau im Kutschstall!

Küssen und Relativität. Der Titel ist ziemlich scheinheilig.

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Küssen und Relativität. Der Titel ist ziemlich scheinheilig. Mit einem vermeintlichen Reizwort für Pubertierende lockt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Schüler in die Einstein-Turm-Ausstellung. Aber offensichtlich geht das Konzept auf. Knackige Überschrift, großes Interesse. 30 Klassen insgesamt hat das Haus seit der Eröffnung durch den Kutschstall geführt, das sind wesentlich mehr als sonst. Mit Führungen, die auf Primarstufe, Sekundarstufe I oder II ausgerichtet sind. Kürzlich haben sich Gymnasiasten (9. Klasse) aus Sachsen-Anhalt die Schau angesehen, ihre Lehrerin hat das Sek I-Angebot mit dem netten Titel im Internet entdeckt. Und schließlich ist das mit dem Küssen ja auch nicht ganz falsch. Die Museumsgäste bekommen von der Ausstellungspädagogin Dieta Krüger einen Liebesbrief des Physikers an seine Frau vorgelesen. „Am Sonntag küss ich Dich menschlich“, heißt es darin. Einstein hat seine Kommilitonin geheiratet, erfahren die Schüler, und dass es für die damaligen Verhältnisse recht ungewöhnlich war, wenn eine Frau Physik studierte. (zirka vier Minuten Kuss-Thema in der 40-minütigen Führung). Ansonsten aber geht es mehr um Fakten als um Menschelndes: Es wird erklärt, dass Einstein seine Aufsätze zur Allgemeinen Relativitätstheorie 1905 geschrieben hat. Dass er für seine These „Licht erzeugt Wellen und Wellen Elektrizität“ 1921 den Nobelpreis bekam. Dass es ohne diese Erkenntnis heute keine Lasertechnik, CDs, DVDs, Fernseher gäbe, erklärt die Ausstellungspädagogin. Die überall auf blauem Band in der Stadt aufgeklebte Formel E=mc2, Energie ist gleich Masse mal konstant bleibender Lichtgeschwindigkeit, ist die zweite große Errungenschaft des Genies. Wegen dieser Formel ist der Einstein-Turm erbaut worden. Aber nicht von Einstein selbst, sondern von Erwin Freundlich, der in der Schau von einem Gemälde blickt. Freundlich nämlich hatte sich vorgenommen, Einsteins Formel mit Messungen zu beweisen. Dazu brauchte er den Turm. Den hat ihm der Architekt Erich Mendelsohn gebaut, in expressionistischem Stil. Auch heute noch werden auf dem Telegraphenberg Messungen durchgeführt, erklärt Dieta Krüger. Man beobachtet dort durch Wärme entstandene Flecken auf der Sonne. Kurz, verständlich, interessant wird in der Führung die Geschichte des legendären Turms vorgetragen. Zum Schluss gibt es ein Fragequiz. Zeit, sich selbst umzusehen, haben die Jugendlichen nicht. Die Lehrerin will mit ihren Schülern noch auf den Berg. Sich das Original ansehen. Schloss Sanssouci kennen die Besucher aus Sachsen-Anhalt schon. Marion Hartig Ausstellung bis zum 10. Juli, Infos im Internet unter www.hbpg.de, Anmeldung unter Tel. 0331/62085-50 oder info@hbpg.de

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