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Kultur: Rossinis Lachen

Persius Ensemble musizierte für Kinder

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Persius Ensemble musizierte für Kinder Er hat in Italien gelebt, in Venedig, wo es Gondeln gibt und Wasserstraßen, Pizza und viele Kirchen. Gioacchino Rossini soll groß und dick gewesen sein, sehr gut gekocht und gut gegessen haben. Wenn die Sonne schien, legte sich der Opernkomponist, der von 1792 bis 1868 gelebt hat, an die Lagune. Erzählt der Mann mit dem blauen Hawaihemd. Mit seinem Geigenkasten unter dem Arm wandert er durch die Orangerie. Auf der Reise nach Süden ist er im Neuen Garten hängen geblieben. Und wenn er es schon nicht bis nach Italien schafft, dann geht er eben auf musikalische Reise, macht sich mit einer Klangkutsche auf den Weg – und nimmt die jungen Zuschauer im Palmensaal mit. Grundschulklassen aus Potsdam und Weißensee sind am Montag dabei, als das Persius Ensemble für Kinder musiziert. Die sieben Bläser und Streicher spielen Ludwig van Beethoven, Giocchino Rossini und Nino Rota. Verpackt in ein kleines Theater, das die Kinder zu Mitspielern macht – und sie quasi nebenbei über Musikgeschichte und ein wenig Architektur informiert. Hauptakteur ist dabei der Geiger mit dem Hawaihemd, Peter Rainer. Er hat das Konzept der Aufführung erdacht. Mehrmals jährlich tritt das Ensemble mit Konzerten für Kinder auf. Mit dem Kochlöffel in der Hand spielen die Zuschauer Rossini in der Oper von Venedig nach. Sie schließen die Augen, um nach dem Klang das Instrument zu erkennen, das auch König Friedrich Wilhelm II. (der Erbauer der Orangerie) gespielt hat: Violoncello. Klassische Musik kann viel Spaß machen. Die Kinder sind ganz dabei. Als Komponist des kühlen Nordens steht Beethoven auf dem Programm, er hat dem König kleinere Kammermusikstücke gewidmet. „Wahrscheinlich musizierte er vor über 200 Jahren hier im Palmensaal“, malt sich der Violin-Spieler aus. Vielleicht präsentierte er auch ein „Scherzo“ aus dem Septett Es-Dur op. 20, so wie das Persius Ensemble. Das Horn hat den ersten Einsatz. Mit Pferdetrappeln (die Kinder schlagen sich rhythmisch auf die Oberschenkel) geht es durch die Berge. Ein riesiges Alphorn lugt durch die Hintertür, laut und tief dröhnt es durch den Saal. In Venedig angekommen, landen die Passagiere plötzlich in Rossinis Küche, hören das tiefe, laute, lang gezogene Lachen des Komponisten. Italienische Lebensfreude, sagt der Hawaihemd-Mann, und fidelt es auf seiner Violine nach. Ein Hörgenuss, bei dem man mitlachen muss. Das musikalische Vorspiel zu Rossinis Oper „Die seidene Leiter“ rast klar und melodiös, voll und lebensfreudig durch den Raum. Mit diesen Klängen im Ohr setzen sich die Kinder an die Maltische im Vorraum, in der Halle mit den vielen Fenstern gen Süden, dort wo der König die Orangenbäume überwintern ließ. Auf den weißen Blättern entstehen Palmen, Inseln, Meere, Blumen, Schiffe und Kutschen. Das Ziel liegt im heißen Süden Italiens. „Hitze, flirrende Sonne, ein Stück wie ein Ferrari“, kündigt der Geiger an. Der letzte Satz einer Kammermusik von Nino Rota. Schnell und schrill jagen die Musiker durch die Noten. Plötzliches Ende. Zwei kurze, tiefe Töne. Dann Ruhe. Die Kinder sind angekommen. Marion Hartig

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