FREITAGS: Schnittmenge
Die späte heftige Reaktion überraschte, als der eher friedfertige Andreas Dresen diese Woche auf den Affront von Volker Schlöndorff „antwortete“. Dieser hatte vergangenen Herbst die DEFA-Filme in eine Kiste geworfen und mit dem Etikett „furchtbar“ versehen.
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Die späte heftige Reaktion überraschte, als der eher friedfertige Andreas Dresen diese Woche auf den Affront von Volker Schlöndorff „antwortete“. Dieser hatte vergangenen Herbst die DEFA-Filme in eine Kiste geworfen und mit dem Etikett „furchtbar“ versehen. Ob Filmemacher oder Publikum – sie alle würden durch Schlöndorffs Schwarz-Weiß-Malerei zu „ahnungslosen Idioten“ abgestempelt. Und Dresen holte zu einem Gegenschlag aus: Über das Oscar-prämierte Werk „Das Leben der Anderen“ des aus dem Westen stammenden Regisseurs Henckel von Donnersmarck sagte Dresen, dass es mit der DDR so viel zu tun habe, wie Hollywood mit Hoyerswerda. Klare Worte. Meinung Ost trifft Meinung West. Wie groß ist die Schnittmenge im Jahr 20 nach dem Mauerfall? Noch immer grassieren Pauschalurteile, die einander nicht näher bringen.
Andreas Dresen begann seine Karriere, als die Mauer fiel: Er ist also kein bellender Hund, der beißt. Doch der Regisseur kappt nicht seine Vergangenheit, die auch in den Filmen der DDR wurzelt. So wie es damals furchtbare Filme gab, ist heute nicht jeder bundesdeutsche Film ein künstlerisches Highlight. Auch ohne politische Zwangsjacke.
Heute zeigt das Filmmuseum Lothar Warneckes Film „Die Beunruhigung“ aus dem Jahre 1982, in dem es um das Thema Krebs geht. Ein aufwühlender, ein bewegender Film. Wie viele andere auch. Sicher sieht man heute einiges mit anderen Augen. Damals waren sie geistiges und seelisches „Futter“. Lothar Warnecke wollte nach der Wende weiter arbeiten, aber wie er einmal sagte, kam er nicht über die Vorzimmerdame bei Schlöndorff hinaus. Für einen zweiten Anlauf in den neuen Babelsberger Filmstudios fehlte ihm der Mut. Wie viele Arbeitslose suchte auch er die Schuld für seine Misere bei sich selbst, igelte sich erst einmal ein, statt selbstbewusst aufzutrumpfen. Das wiederum hätte er von manchem Kollegen West lernen können. Doch auch das bedient schon wieder ein Klischee. Die Wahrheit liegt meistens dazwischen und zeigt, dass es zwischen Schwarz und Weiß viele Farben gibt.
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