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Kultur: Schönklang und Schönschreiben Musik und Ausstellung

in der Friedenskirche

Stand:

Musik und bildende Kunst hatten am Samstagnachmittag in der Friedenskirche Sanssouci das Sagen. Zunächst offerierte während der 3. Sommermusik die Capella Aquisgrana (das ist der lateinische Name für Aachen) ein reiches Kompendium von Klangmöglichkeiten bei Zupfinstrumenten. Anschließend wurde die Ausstellung mit 70 kalligraphischen Arbeiten der Potsdamer Künstlerin Almut Jungnickel zu Bachs „Matthäus-Passion“ eröffnet.

In die Friedenskirche brachten Marga Wilden-Hüsgen, Gründerin und Leiterin des sechsköpfigen Ensembles aus Aachen, und ihre Capella eine ganze Reihe von Zupfinstrumenten aus der Barockzeit mit: Mandolinen, Mandolone, Gitarren, Vihuela und die Traversflöte. Schön klangen sie alle irgendwie. Melancholisch auch. Doch solch einen Farbenzauber in dieser Besetzung hätte man kaum erwartet. Auch mit den unerwartet raffinierten Schwebungen. Und kein Stück klang wie das andere. Frühe Barockmusik aus Italien von Domenico Gabrielli, Antonio Caldara und Girolamo Frescobaldi war zu hören, aus Spanien von Gaspar Sanz. Aus der Renaissancezeit wählte man eher kleine kostbare Piecen, so von dem Engländer John Dowland, dem Franco-Flamen Josquin de Préz sowie von spanischen Komponisten wie Pedro de Escobar. Der Reichtum an Fantasie, stilistischer Formenvielfalt und musikalischer Differenzierung, kompositorisch wie interpretatorisch, kam unter Marga Wilden-Hüsgens Führung mit vielen Feinheiten in der Friedenskirche ausgezeichnet zum Klingen.

Die Gäste aus Aachen versicherten sich für die solistischen Vokalpartien der Potsdamer Sopranistin Juliane Maria Sprengel, die vor allem in der Alten Musik zu Hause ist. Die Sängerin, die mit einer klar intonierenden Stimme aufwarten kann und deren bezaubernde Ausstrahlung immer wieder für sich einnimmt, konnte vor allem bei den Renaissance-Gesängen punkten. Mit großer Innigkeit und berührender Poesie wusste sie die zumeist elegischen Lieder, die von Liebe und Abschied erzählen, zu singen - Musik und Wort wurden bei ihr zu einer Einheit. Doch bei den barocken Arien schlichen sich leider einige Schärfen in der Höhe ein. Es gab viel Beifall für Juliane Maria Sprengel und die Gäste aus Aachen.

Almut Jungnickel beschäftigt sich immer wieder intensiv mit der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, als langjähriges Mitglied des Oratorienchores Potsdam sowie als Kalligraphin. Ihre eigenen Sichten auf eines der bedeutendsten Musikwerke des Abendlandes hat sie in 70 Bildern zu Papier gebracht. Sie sind nun bis Ende August in der Friedenskirche zu sehen. Almut Jungnickel führt das uralte Erbe der Kunst des Schönschreibens weiter. Die ganze Palette menschlicher Emotionen und Probleme wie Liebe, Hass, Angst, Verrat und Massenhysterie, doch auch Mitleid und Trost, die in der Passionsvertonung des Thomaskantors zu hören sind, werden auf den exzellenten Schriftbildern sichtbar. Welch eine Vielfalt von künstlerischen Ausdrucksmitteln vermag die Potsdamerin in ihren Arbeiten zu verwenden, die vor allem beim stillen Betrachten einen bleibenden und tiefen Eindruck hinterlassen können. Klaus Büstrin

Kalligraphien von Almut Jungnickel noch bis Ende August täglich von 10 bis 18 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci

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