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Kultur: Sehnsucht Italien

Zur Ausstellung in den Römischen Bädern / Von Evelyn Zimmermann

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Im Jahr der Graphik 2009 beteiligt sich auch die Graphische Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit der Ausstellung „Die Römischen Bäder in Bleistift, Feder und Wasserfarbe“ bis 26. Juli in den Römischen Bädern im Park Sanssouci an den vielfältigen Aktivitäten graphischer Sammlungen deutschlandweit. In einer losen Artikelfolge wollen wir gemeinsam einige ausgestellte Arbeiten vorstellen. Heute: Gärtnerhaus und Arkaden, Karl Lindemann-Frommel, 1858

Das Bild von Italien war schon immer ein sehnsuchtsvolles. „Zunächst stillt er seine Sehnsucht, ein Stückchen Italien kennenzulernen; hatte es ihn doch von klein auf unwiderstehlich nach dem ,schmalen, meerumspülten Lande’ gezogen, wo es ihm denn auch, nach eigener Aussage, wie Schuppen von den Augen fiel; wo er fand, was er erstrebte, nämlich Aufschlüsse über Atmosphäre und gewisse Diaphaneffekte, wie er sie in Deutschland, wo die Luft minder fein und durchsichtig, vermißt hatte“, schrieb Karl Lindemann-Frommel 1871 über die Italiensehnsucht eines Künstlers.

Karl Lindemann-Frommel lebte von 1844 bis 1848 und ab 1856 dauerhaft in Rom, wo er im Alter von 71 Jahren starb und seine letzte Ruhestätte an der Cestiuspyramide fand. Während seiner Aufenthalte in Italien war er unermüdlich tätig. Bereits im ersten Jahr entstand eine Stahlstichserie mit römischen Veduten, die sehr begehrt war. Besonders großer Beliebtheit erfreuten sich seine späteren Mappenwerke mit Lithografien italienischer Städte und Landschaften. Der 1819 im Elsass geborene Karl Lindemann betätigte sich auch als Landschaftsmaler. Seine Ausbildung erhielt er bei seinem Onkel Carl Ludwig Frommel. Dieser hatte die neue Kunst des Stahlstiches aus England mitgebracht und betrieb in Karlsruhe das erste Stahlstichatelier auf deutschem Boden. Selbst Berliner Landschaftsmaler gaben ihre Zeichnungen damals zur Vervielfältigung in Frommels Werkstatt. Stolz auf die verwandtschaftlichen Beziehungen fügte Lindemann ab 1845 den Namen des Onkels an seinen eigenen an.

Im August und September 1857 reiste Karl Lindemann-Frommel nach Berlin und Potsdam. Hier entstanden die Vorarbeiten zu seiner letzten großen Litho-Serie mit dem Titel „Skizzen und Bilder aus Potsdam und der Umgegend“. Auf insgesamt 24 Blättern sind neben Bauwerken im Park von Sanssouci und im Neuen Garten, die Sacrower Heilandskirche, Schloss Babelsberg, das Pfaueninselschlösschen und verschiedene Aussichten auf die Stadt Potsdam dargestellt. In der laufenden Ausstellung ist Blatt 13 zu sehen. Es zeigt das Gärtnerhaus der Römischen Bäder in einer eher ungewöhnlichen Ansicht über den Parkgraben. Diese Darstellung ist – wie die anderen Potsdam-Motive auch – in der dem Künstler eigenen sehr malerischen Art ausgeführt und in südländisches Licht getaucht.

Die druckgraphischen Blätter Lindemann-Frommels fanden einst größere Verbreitung. Der überwiegende Teil des zeichnerischen Nachlasses von Karl Lindemann-Frommel befindet sich dagegen noch heute im Besitz seiner Nachfahren. In der Aquarellsammlung der SPSG existieren sechs Originalzeichnungen des Künstlers, darunter drei Ansichten von Florenz und eine römische Vedute. König Friedrich Wilhelm IV. besuchte am 18. März 1859 Lindemann-Frommel in seinem Atelier in Rom. Bei dieser Gelegenheit könnten diese Blätter erworben worden sein.

Evelyn Zimmermann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Graphischen Sammlung der SPSG

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