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Kultur: Sehnsuchtsort

Erster Bildband zum „Park Sanssouci“ mit Fotos von Hans Bach und Texten von Christa Hasselhorst

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Wer braucht eigentlich noch ein weiteres Buch über Sanssouci? Diese Frage hatten wohl am gestrigen Donnerstag die meisten im Hinterkopf, als sie zur Präsentation des Bildbandes „Park Sanssouci“ in die Neuen Kammern kamen. Doch es ist tatsächlich das erste Buch über den Park Sanssouci, wie Hartmut Dorgerloh, der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, aufklärte. Natürlich gibt es unzählige Werke, in denen der Park mit eine Rolle spielt. Aber nun ist ihm ein Foto-Text-Band ganz allein gewidmet. Und dieser Solitär nimmt sich in dem üppigen Wildwuchs an Sanssouci-Literatur durchaus formvollendet aus.

Die im matten Glanz und bester Druckqualität erschienenen Fotos stammen allesamt vom „Haus- und Hoffotografen“ Hans Bach, der den Park wie sein eigenes Wohnzimmer kennt. Seit zehn Jahren ist er zwischen zirkelgeraden Hecken und mäandernden Wegen unterwegs, meistens in den frühen Morgenstunden, so ab 5 Uhr, wenn das Licht die schönsten Stimmungen malt, die Blüten am jungfräulichsten sind und er das Reich der Stille jenseits ausgetretener Touristenwege allein für sich hat. Menschen- aber nicht seelenlos, so wie auch seine zumeist romantischen Fotos. „Wer nur geradeaus geht, läuft vorbei“, sagte einmal der ehemalige Gartendirektor Michael Seiler. Hans Bach schaut hinter die Hecken, hinein in grüne Kabinette, schattige Laubengänge, auf die imaginären Wasserspiegelungen in seinen jahres- und tageszeitlichen Exkursen. Die Aufregungen warten hinter den prachtvollen Promenaden, majestätischen Bäumen und schneeweißen Marmorskulpturen, obwohl er natürlich auch die mit seiner Kamera einfängt. „In analoger Fotografie, ganz ohne Fotoshop“, wie Jochen Stamm, Verlagsleiter der Edition Braus, zur gestrigen Buchpräsentation anerkennend betonte. Bachs Aufnahmen spiegeln die Lichtfülle und Farbenpracht, den Zauber dieser gestalteten Naturlandschaft.

„Es ist ein Buch, das auch ohne Texte besteht“, sagte Christa Hasselhorst, obwohl gerade von ihr die Texte stammen: Profunde und locker geschriebene Zutaten, die das Werk zur vollen Blüte bringen. Wie die Gartenexpertin beim Pressegespräch sagte, sei sie vorher Hans Bach nie begegnet, obwohl sie Nachbarn und zudem Hundebesitzer gewesen seien. Beide waren auch jetzt, wo das gemeinsame Buch auf dem Tisch liegt, noch nie zusammen im Park. Die Fotos von Bach lagen größtenteils vor und es musste nur aus der Bilderflut aussortiert und in die Kapitel der „Parkomanin“ eingepasst werden. Einzig die Fotos vom Tulpenbaum und der Sumpfzypresse, zwei botanische Raritäten, wurden noch nachträglich auf Wunsch der Autorin aufgenommen.

Sie habe den Park wie eine Collage aufgeblättert und keine klassische Führung vom Obelisk hin zum Neuen Palais unternommen. Das Buch erzählt über die Faszination des Wassers, über Götter und Musen, den Garten Eden, über grazile Bauten für die Leichtigkeit des Seins. Und auch den „grünen Künstlern“ ist ein Kapitel gewidmet: den Hofgärtnern zwischen Pflicht und Kreativität. Denn das habe die Neu-Potsdamerin immer wieder erlebt: Wenn sie erzählte, dass sie in der Lennéstraße wohne, kannte fast niemand den Namen Lenné. „Manche fragten höchstens noch nach: ,Lenin?’“, sagte sie amüsiert. „Dabei hatten die Gartengestalter früher den gleichen Rang wie Musiker oder Architekten.“ Für sie, die mit ihrem Jack Russell „Carlos“, der inzwischen im Hundehimmel ist, morgens und nachmittags die Rondells durchstreifte, sind die historischen Parkanlagen lebendige Kunstwerke. Am liebsten ist ihr die Bank am Marlygarten vor der Flora-Statue. Und das Rosenrund im Charlottenhof. Aber auch da ist sie Hans Bach nie begegnet, obwohl auch er Charlottenhof zu seinem Lieblingsplatz auserkoren hat. „Es ist für mich das Herz Preußens, in künstlerischer und ästhetischer Weise. Hier treffen sich Schinkel und Lenné, und das atmet Kraft und Weite, die man sonst nirgendwo findet.“ Seine Liebe zum Park sei auch nach zehn Jahren Fotografie für die Schlösser-Stiftung nicht erloschen. Trotz inniger Nähe könne man nicht alles einfangen: den Gesang der Nachtigallen, das Quaken der Frösche, so Bach. Aber man ahnt sie, in seinen stimmungsvollen Porträts über den Sehnsuchtsort Sanssouci: schwerelos, heiter, sorgenfrei. Aus dem Morgennebel mystisch aufsteigend.

„Park Sanssouci“ sei ein Kompromiss zwischen praktischem Parkführer und großem Bildband; bezahlbar und auch noch handlich, sagte der Verlagschef. Ein Buch mit Parkplan, mit dem sich der Einheimische ebenso wie der Tourist auf den Weg machen kann, mit deutschen und englischen Texten, optisch bestens verzahnt, dank der Gestaltung Margarethe Hausstätters. Und es ist das einzige neue Gartenbuch im Friedrich-Jahr. Es wird nur noch ein Gartenführer unter kunst- und geisteswissenschaftlichem Aspekt erscheinen, der zum Beispiel entschlüsselt, was es mit den Obelisken auf sich hat, so Dorgerloh.

„Park Sanssouci. Fotografien von Hans Bach, Text von Christa Hasselhorst“, 29, 95 Euro, Edition Braus, 144 Seiten

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