Kultur: Selbstbewusste Gemeinde
Die Französiche Kirche auf dem Bassinplatz feiert ihr 250-jähriges Jubiäum
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Die Französiche Kirche auf dem Bassinplatz feiert ihr 250-jähriges Jubiäum Von KLaus Büstrin Unter dem französischen „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. erlebte die Verfolgung der Hugenotten ihren Höhepunkt. Eine Fluchtwelle ergoss sich in die protestantischen Nachbarländer. Fast eine Viertel Million Franzosen verließ ihre Heimat. Im Exil fanden die Flüchtlinge nicht nur aus Glaubenssolidarität, sondern auch wegen ihrer gewerblichen, kaufmännischen und künstlerischen Fähigkeiten wohlwollende Aufnahme. Der Große Kurfürst von Brandenburg war reformierter Konfession. So war es selbstverständlich, dass er den Verfolgten die Grenzen öffnete. Im Edikt von Potsdam (1685) sicherte er ihnen u. a. die Gründung eigener Kirchengmeinden zu, die zu Zentren französischer Kolonien wurden. Auch in Potsdam siedelten sich Glaubensflüchtlinge aus Frankreich an. Aber eine französisch-reformierte Gemeinde wurde hier erst 1720 gegründet. Zunächst wurden Gottesdienste im Stadtschloss gefeiert, dann war man Gast in der Garnisonkirche. Zum Bau der Französischen Kirche auf dem Bassinplatz kam es in den Jahren 1751 bis 1753. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff sorgte für den Entwurf, Johann Bouman führte ihn dann aus (siehe untenstehenden Artikel). Schinkel hat im Jahre 1833 den Innenraum neu gestaltet. Die Gemeinde wurde immer kleiner, das Geld für Renovierungen knapp – das Gotteshaus baufällig. 1968 musste es geschlossen werden. Erst als die DDR sich verabschiedete, konnte eine schrittweise Restaurierung beginnen. Feierte man zunächst die Gottesdienste nur im Gemeinderaum, der sich im Holländischen Viertel befindet, so begrüßte man die Gemeinde und ihre Gäste ab 1993 auf der „Baustelle“ zu Veranstaltungen. Und seit dem Jahre 2000 freut man sich über den silbrigen Klang der historischen Grüneberg-Orgel. Zum 250. Jubiläum, das in dieser Woche gefeiert wird, ist das Gotteshaus baulich wieder intakt. Die französisch-reformierte Gemeinde präsentiert sich heute innerhalb der evangelischen Kirche als eine sehr selbstbewusste. Sie wirkt weltoffen, unkompliziert, schlicht. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Gemeindezahl immer geringer. Über zehn Jahre lang war sie ohne Pfarrer. Ende 1984 wurde Hildegard Rugenstein Pastorin der Französichen Kirche. Eine ihrer vordringlichsten Aufgaben war der Gemeindeaufbau. „Die Menschen, die zu uns kommen, haben sich altersmäßig sehr verjüngt, viele Familien sind darunter“, sagt die Pastorin. Gottesdienste werden nur an jedem zweiten Sonntag im Monat gefeiert werden. „Uns ist die Ökumene wichtig. Darum wollen die Gemeindeglieder auch am gottesdienstlichen Leben in den anderen Kirchen der Stadt teilnehmen, dort, wo sie wohnen.“ Zu etlichen Veranstaltungen wird in die Französische Kirche regelmäßig eingeladen: zu Seniorennachmittagen, zur Christenlehre, zum Konfirmandenunterricht, zur Familienfreizeit, zu Kirchenkonzerten. „Aber uns ist die Bibelarbeit, das Schriftstudium sehr wichtig. Sie finden meist in Seminaren statt.“, berichtet Pastorin Rugenstein. „Jeder ist bei uns willkommen. Dabei hegen wir keine übertriebenen Erwartungen.“ Auch einige Franzosen sind in der Gemeinde zu finden, aber auch solche, die das Frankophile schätzen. „Überhaupt haben wir so manchen Spezialisten, die sich für dies und jenes verantwortlich fühlen, für die Kirchenmusik, für die Ausländerseelsorge, für das Bauen ...“ Eine ganz bunte Gemeinde, fröhlich und ernsthaft – Gottes gute Botschaft kompetent verkündigend.
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