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Kultur: Serviert wird von rechts!
Zum „Tee beim König“ auf dem Klausberg
Stand:
Tee, das göttliche Getränk aus China, steht schlicht und einfach für Kultur. Seine Wertschätzung als Medizin und Lebenselixier war seit jeher ungeheuer, im Reich der Mitte wollte das Sprichwort sogar einen Mord verzeihen, „Unhöflichkeit beim Thee nie“. In Europa hat er ganze Königreiche vermögend und sehr erwachsen gemacht. Nun haben zwar Irland und die Arabischen Emirate Good Old England den Rang als erste Tee-Adresse abgelaufen, nicht aber, was sich an Kultur und Genuss um den himmlischen Strauch heute noch rankt. In Potsdams Schlössern und Gärten zum Beispiel! Denn die Schlösserstiftung bietet derzeit eine höchst erlauchte Tee-Stunde an illustrer Stelle an.
Nach der Nordloggia des Orangerieschlosses durfte am Samstag ein gutes Dutzend Besucher die etwa sechzig Treppen zum oberen Saal des Belvedere auf dem einst wüsten Hügel Klausberg besteigen, um in luftiger Höhe die Genüsse des Teetrinkens samt seiner Kultur unter dem Motto „Tee beim König. Ein unterhaltsamer Nachmittag zur Kulturgeschichte des Tees“ zu genießen. Geweiht waren die zwei erlesenen Stunden mehr Friedrich II. als Friedrich Wilhelm IV., zelebriert wurden sie von einem falschen Marquis und einer echten Gräfin. Ersterer heißt Heiko Eickenroth, man hat ihn unter dem Namen Marquise d’Argent bei Führungen als Kammerherr Fridericus’ und Kenner der hiesigen Kultur- und Teelandschaft gesehen. Beatrix Diana Gräfin von Hardenberg ist von ihrem kindlichen Herzen her, und aus familiärer Tradition, mit dem Kleinen Monarchen sehr eng verbunden. Mit den Teesorten der Welt hat sie im Holländer Viertel zu tun.
Nach einer kurzen Führung rund um den Ausguck also die Treppen hinauf, wo die Gräfin schon den Tee bereitete. Festlich war die Tafel gedeckt, wie zu König Friedrichs Zeiten: feines Linnen, Teetassen mit und ohne China-Motiv, klassische Lachs-Sandwiches, englische Teebrötchen mit Clotted Cream, feine Konfitüren, na und so weiter, alles umkrönt von einem stilvollen Sommerstrauß mit Tendenz zu „Bleu mourant“, was findige Berliner zu „plümerant“ umdeuteten. Sogar Madame de Pompadour saß mit zu Tische, in Form eines kleinen Beutelchen ihres Namens.
Aber natürlich ging es um Tee, um Konversation in einer noch fremden Tischgemeinschaft, um Geselligkeit, und um Stille. Wenn die Gräfin immer auch wieder zur „Etikette“ rief, so war diese doch eher nonchalant. Überhaupt darf man den Gastgebern nicht nur Geschmack, sondern auch viel Sachverstand, Herz, und Humor der sympathischen Art nachsagen. Um 1750, so hörte man, wurde viel Tee in Europa getrunken, freilich eher in Minitassen, Schalen kamen erst später. Sechzig Sorten waren im Umlauf, Friedrich II. hatte von Emden aus vier Handelsschiffe gen China zu laufen. Gute Ware, gute Geschäfte für Preußen. Wenn er seinen Morgenkaffee auch mit einem Löffel Senf zu würzen pflegte, so war der Monarch doch ein Teetrinker auf dem Klausberg, bevor es ihn ins näher gelegene Teehäuschen zog. Auch Friedrich Wilhelm IV. war ein Teetrinker. Sie kannten „Le Grand 1712“, den Schwarzen aus China, mit Lavendel und Rosenwasser parfümiert, den die freundliche Gräfin mit „Serviert wird von rechts!“ den Gästen kredenzte. Während am Vogelhimmel der Kuppel ein Adler den Paradiesvogel schlug und der Blick aus dem Fenster bis zur Heiliggeistkirche führte, gab es den edlen Londoner aus der purpurnen Achteckdose, zuletzt einen Grünen, den sogenannten Kaiserlichen. Gräfin, Marquis: Excellent, Superb! Grand Merci! Gerold Paul
Nächste Teatime am 11. September um 14.30 Uhr im Orangerieschloss Park Sanssouci. Anmeldungen unter Tel.: (0331) 81 70 662
Gerold Paul
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