Kultur: Stadt – Land – Kunst
Am morgigen Freitag eröffnet die dreitägige Kunstmesse Art Brandenburg in der Schiffbauergasse
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Heinz Bert Dreckmann aus Falkensee baut Objektkunst: ineinandergesteckte Fahrrad-Reifen und Gießkannen. Er zeigt, wie man Drahtkleiderbügel effektvoll zusammensetzt. Diese kinetische Installation bewegt sich nach ihren ganz eigenen Regeln. Die Schwingungen und das Pendelverhalten der unterschiedlichen Bügeltypen zu betrachten, das habe eine beruhigende Wirkung, sagt Dreckmann, einer der Aussteller auf der Art Brandenburg, die am morgigen Freitag in der Schiffbauergasse eröffnet wird.
Zwischen den weißen Wänden kommen die Objekte sehr gut zur Wirkung. Allerdings fühlt sich der Besucher auch ein wenig wie in einem Labyrinth zwischen all den übermannshohen Stellwänden in Schinkelhalle und Waschhaus-Arena. Mit dieser neuen Ausstellungsarchitektur präsentiert sich die 5. Art Brandenburg, um die Besucher auf einen Entdeckungsexkurs einzuladen. „Wir wollten keine Kaninchenställe“, sagt Klaus Fahlbusch, stellvertretender Vorsitzender des Brandenburgischen Verbands Bildender Künstler (BVBK). Statt entlang der Gänge sind die einzelnen Ausstellungskojen jetzt versetzt angeordnet – und werden so zu kleinen Kunstinseln. Einmal dort angekommen kann sich der Besucher ungestört auf das jeweilige Angebot konzentrieren.
Mit 1400 Quadratmetern ist in den Hallen in der Schiffbauergasse weniger Platz als in der Metropolishalle, zuletzt Standort der Art Brandenburg, bis der Veranstalter Messe Potsdam GmbH in Insolvenz ging. Außerdem findet die Art Brandenburg nun als reine Produzentenmesse komplett in Eigenregie des BVBK statt. Und ohne die Messe Salon Sanssouci als Partner wie in den Jahren zuvor. „Wir sind gespannt, wie es funktioniert“, sagt Daniela Dietsche, Geschäftsführerin des Verbands. 4000 Besucher kamen im vergangenen Jahr, gern möchte man auf diesem Niveau bleiben – trotz Ortswechsel.
Die Künstler sind auf diese drei Tage, an denen sie sich präsentieren und miteinander vernetzen können, angewiesen, die Plätze sind begehrt. Jedes Jahr gibt es mehr Bewerber als Teilnehmer: Aus etwa 130 Künstlern wählte die Jury des BVBK 100 Teilnehmer aus. Dieses Verfahren, so Klaus Fahlbusch, garantiere gleichzeitig eine hohe Qualität des Angebots. Außerdem bekommen jedes Jahr viele Neue den Zuschlag. 2013 zum ersten Mal dabei sind beispielsweise die Potsdamer Maler Menno Veldhuis und Julia Brömsel aus dem Künstlerhaus Scholle 51 und Ralf Wilhelm Schmidt mit seinen großformatigen Bleistiftzeichnungen.
Die Art Brandenburg ist die größte Künstlermesse in Brandenburg, und sie zieht Besucher aus Berlin, ganz Brandenburg und vereinzelt von noch weiter her an. Malerei und Grafik, Skulpturen, Objekte, Videokunst und Fotografie – hier wird das komplette Spektrum Brandenburger Künstler sichtbar. Bis zu 200 000 Euro beträgt der Umsatz der Künstler, genauso wichtig sei das Nach-Messe-Geschäft, so Daniela Dietsche. Hier werden Kontakte geknüpft, Ausstellungen organisiert, Aufträge erteilt.
Besonders wichtig ist die Plattform für Künstler jenseits größerer Städte. Auch die Künstlergruppe aus der Panzerhalle aus Groß Glienicke ist wieder dabei. „Wir haben bisher noch keinen eigenen Ausstellungsraum, hier können wir uns mal alle zeigen“, sagt Carsten Hensel aus der Ateliergemeinschaft, die mit Malerei und Bildhauerei vertreten ist. Skulpturen zeigt der Potsdamer Künstler Ulf Schüler. „Der geglückte Versuch einer Selbstübersteigung“ heißt eine bemalte Figur aus Erlenholz, ein junger, dynamischer Anzugträger in einer Pose, als wolle er an sich selbst emporklettern. Daneben steht ein Porträt, geschnitzt aus einen Klotz geleimter Spanplatten. Der lebensgroße Kopf mit Kopfhörern heißt „Realitäten“. Schüler teilt sich seine Quadratmeter mit der Grafikerin Adelheid Fuss, die neben ihren Bildern auch eine Bronzeskulptur zeigt, ein klassisches Porträt. „Das ist unverkäuflich, aber es zeigt, was ich kann“, so die Künstlerin. Auch Michael M. Heyers ist mit Objekten angereist, Arbeiten zum Thema Kreis. Er hat ovale Holzplatten längs zersägt und neu zusammengesetzt, dass man meint, auf ein mehrfach gefaltetes Holzstück zu schauen.
Wer Kunst zum Mitnehmen sucht, wird vor allem bei Malern, Grafikern und Fotografen fündig und stößt dabei auf kleinformatige Bilder, Fotografien sowie Kunst-Kalender wie den von Klaus Fahlbusch: Der Potsdamer Fotograf präsentiert seinen traditionellen Fotokalender, dieses Jahr mit spektakulären Madagaskar-Bildern.
Zum Blick über den Tellerrand lädt auch die Chinesin Fang Wang ein: mit einer Bild-Serie über den Wandel ihrer Heimatstadt Peking. Wie in den Jahren zuvor sind auf der Art Brandenburg internationale Gäste dabei: in diesem Jahr aus Monaco sowie aus Potsdams Partnerstadt Opole, als Vertreter des polnischen Verbands. Eine Zusammenarbeit mit langer Tradition, so Klaus Fahlbusch.
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