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Kultur: Und immer wieder neue Perspektiven

Der Kammerakademie-Schlagzeuger Friedemann Werzlau musiziert bei „Klassik plus Gespräch“

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Klavier war das erste Instrument, das Friedemann Werzlau als Kind ins Visier nahm und sich damit beschäftigte. Doch eines Tages wurde das Tasteninstrument links liegen gelassen, wohl zum Leidwesen des Vaters, der als Komponist seine Brötchen verdiente. Er muss seinen Sohn Friedemann hin und wieder beim Spielen beobachtet haben, jedenfalls hat Friedemann immer wieder Dosen und Wannen aus Plastik lustvoll bearbeitet. Großes rhythmisches Gefühl muss ihm damals sehr eigen gewesen sein, so dass der Vater ihm riet, sich mit dem Schlagzeug näher zu beschäftigen. Im Geheimen dachte er sicherlich daran, aus Friedemann werde ein richtiger Musiker. In der Tat, er wurde es, aber erst nach der Lehre eines Offsetdruckers.

Zunächst nahm er privaten Unterricht, später studierte er an der Berliner Eisler-Musikhochschule. Zwei von ihm sehr verehrte Schlagzeuger der Staatskapelle Berlin, Lothar Altendorf sowie Rudi Liebetrau, wurden seine Lehrer.

Heute gehört Friedemann Werzlau zu den renommiertesten Schlagzeugern der Region. Am Donnerstag, den 18. Januar kann man ihn in einer Veranstaltung der Kammerakademie Potsdam im Foyer des Nikolaisaals erleben, in Klassik plus Gespräch. Die rbb-Moderatorin Danuta Görnandt wird an diesem Abend den Filmstar Nadja Uhl und ihren Partner Kay-Patrick Bockhold, beide mit Leidenschaft Potsdamer, interviewen. Friedemann Werzlau setzt gemeinsam mit der Tubistin Janni Struzyk eigene Akzente. Beide Musiker absolvieren regelmäßig gemeinsame Auftritte, bei Lesungen, Ausstellungseröffnungen oder Konzerten. Und so haben sie ihr Duo „pinx.it“ genannt. Für diesen Titel haben sie sich Anregungen aus der bildenden Kunst geholt. Manche Maler haben in der Vergangenheit auf ihren Bildern neben dem Namen auch mit dem Wort pinx gezeichnet: Ich habe geschaffen. „Wir gehen mit unserer Werkauswahl immer auf das jeweilige Thema der Veranstaltung ein“, erzählt Friedemann Werzlau in einem Gespräch. „Zum Nikolaisaal werde ich nicht mit einem Lkw voller Schlagzeuginstrumente anreisen, wie es heutzutage oft üblich ist, sondern ich will den Abend mit einem möglichst geringen Instrumentenaufwand über die Bühne bringen.“ Beispielsweise musiziert er ein Stück für Pappdrumset, das der Komponist Bernd Thekles schrieb. Dieses Drumset besteht aus Pappe, Papier und anderen Materialien. Es wird also spannend werden, welche Töne er diesem Schlagwerk entlockt. Demnächst sollen sogar Tische als Musikinstrumente zur Geltung kommen.

Vielseitigkeit scheint für Friedemann Werzlau ein Credo zu sein. Von Rockmusik über Techno bis zu klassischer und hochkomplizierter zeitgenössischer Musik reicht sein Repertoire. „Hin und wieder muss ich bei der sogenannten E-Musik unserer Zeit auch mit szenischen Elementen arbeiten, auch mit meiner Sing- und Sprechstimme.“ Für Werzlau gibt es nur gute oder schlechte Musik, gelungene und unzureichende Interpretationen. „Ich finde es toll, dass mein Musiker-Leben so abwechslungsreich ist. Das bringt mich ständig auf neue Gedanken, hält mich, so glaube ich, geistig flexibel und eröffnet mir neue Perspektiven.“ Auch auf der Theaterbühne war der Musiker mit seinem Instrumentarium zu erleben. Der Regisseur Peter Zadek holte ihn für seine Inszenierung von Ibsens Schauspiel „Peer Gynt“ an das Berliner Ensemble.

Im Jahre 1988 kam Friedemann Werzlau nach dem Musikstudium zum Orchester des Hans Otto Theaters, das sich in den neunziger Jahren als Brandenburgische Philharmonie vom Theater lossagte. „Als die Stadt Potsdam das Orchester auflöste, war auch ich wütend über diese Zumutung. Es war nicht leicht, aus einem festen Engagement ins Ungewisse gespült zu werden. Aber ich habe das freie Musikerleben auch als eine Chance begriffen“, so der Schlagzeuger, der seit 2001 Gastmusiker und seit gut zwei Jahren Mitglied der Kammerakademie Potsdam ist, bei der die Bezahlung projektweise erfolgt .

Am vergangenen Sonnabend war er mit der Kammerakademie bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium mit seinen Pauken in der Friedenskirche Sanssouci zu hören. Und dabei war wieder zu erleben, mit welcher Musizierfreude Friedemann Werzlau seine Instrumente bedient, wie er auch in der Musik Johann Sebastian Bachs aufzugehen vermag. Man hört und sieht ihm einfach gern zu.

Klassik plus Gespräch, 18. Januar, 20 Uhr, Nikolaisaal

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