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Kultur: Urkomisch und wahnwitzig

Der norwegische Autor Kalus Hagerup in der Jugendbibliothek

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Der norwegische Autor Kalus Hagerup in der Jugendbibliothek Das 3. Internationale Literaturfestival, das in Berlin mehr als 100 Autoren zu einem internationalen Forum poetischen und politischen Austauschs versammelte, hinterließ seine literarischen Spuren auch in der Landeshauptstadt Potsdam. Im Rahmen des Festivalprojekts „Kulturland Brandenburg 2003: Europa“ las der norwegische Autor Klaus Hagerup in der Kinder- und Jugendbibliothek vor Siebtklässlern der Potsdamer Voltaire-Gesamtschule. Klaus Hagerup, 1946 in Oslo geboren, wuchs in einer Literatenfamilie auf. Als junger Mann hatte er zwei Träume von seiner Zukunft: Sportler oder Schauspieler zu werden. Sport war ihm zu anstrengend, also entschied er sich, Schauspieler zu werden. „Da ich nicht so toll wie Brad Pitt oder Leonardo DiCaprio aussah, bekam ich nur kleine Schurkenrollen in der Verfilmung von Pippi Langstrumpf“. Diese Arbeite langweilte ihn jedoch bald und er sah seine Jugendträume von einer steilen Filmkarriere nicht erfüllt. So arbeitete er in den Folgejahren zunächst als Bühnendarsteller, Regisseur, Dramatiker und Übersetzer. Mehr und mehr rückte in den achtziger Jahren das Schreiben in den Mittelpunkt seines beruflichen Schaffens. Dabei bemerkte er schnell, dass sich seine Gedanken immer öfter mit seiner Kindheit und Jugend beschäftigten: Für den heute 57jährigen Autor sind Themen wie erwachsen werden, erste Liebe und Freundschaft sehr wichtig. Empfindsam und humoristisch schreibt und erzählt er über die Pubertät, vom Sich-Finden, von Freundschaft und den turbulenten Verwicklungen der ersten Liebe. Er erzählt nicht vom großen Sprung junger Menschen in die abgeklärte Erwachsenenwelt, sondern von den vielen kleinen, wunderlichen und ungleich wichtigeren Entwicklungsschritten. Dabei versteht er es wie kaum ein anderer Autor, seinen Helden urkomische Dialoge und wahnwitzige Szenen auf den Leib zu schreiben. In dem vorgestellten Jugendroman „Tiefer als der Ozean" erzählt Klaus Hagerup von der zwölfjährigen Mari, die sich selbst nicht besonders mag und alles irgendwie doof findet, bis sie die etwas schrullige und zugleich imponierende Lehrerin Fräulein Kjoer kennen lernt. Schon mit Beginn der Lesung, man müsste besser sagen Inszenierung seiner Texte, zieht er sein jugendliches Publikum mit viel schauspielerischem Talent und witzig-pointiert vorgetragenen Dialogen in den Bann der Geschichte. Mit viel Szenenapplaus und herzerfrischendem Lachen hatte er die Siebtklässler schnell erobert. Auf die Frage, warum er für junge Menschen schreibt, erklärt Hagerup: „Ich schreibe deshalb, um mein Leben noch einmal zu leben.“ Er freute sich auch über die Aufgeschlossenheit der Potsdamer Kinder. „Es ist doch schön, wieder neue junge Leser für meine Bücher zu begeistern.“ Zum Abschluss der Veranstaltung machte er neugierig auf sein aktuelles Buch aus der Markus-Serie, „Markus und Sigmund“, das im Herbst erscheint. Liebevoll, charmant und in respektvoller Distanz schildert Hagerup die Alltagsangst eines ganz normalen Teenagers und dessen erste Gehversuche im weiten Feld der Liebe, die manchmal schön und manchmal schmerzhaft, immer aber lehrreich sind. Der Run auf die Bücherregale und die Suche nach Hagerups Jugendbücher belegte, der Autor hat die Leselust der Schüler geweckt. Hagerups vielseitiges Werk wurde mehrfach übersetzt und ausgezeichnet, zwei seiner Jugendbücher erfolgreich verfilmt. Heute gehört er zu den wichtigsten Literaten Norwegens. Ronald Gohr

Ronald Gohr

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